Node-3 und Cupola - Technologie aus Europa bringt den Ausbau der ISS voran
An Bord der heute um 10:14:08 Uhr MEZ zur Internationalen Raumstation (ISS) gestarteten Raumfähre Endeavour befinden sich zwei Vorzeigestücke europäischer Ingenieurskunst: der "Tranquility" genannte Verbindungsknoten Nr. 3 (Node-3) und die Beobachtungskuppel (Cupola). Mit der Montage dieser beiden neuen ISS-Module wird der Ausbau des nicht-russischen Teils der ISS abgeschlossen sein, womit insgesamt mehr als ein Drittel der druckgeregelten Raumstationsmodule in Europa entworfen und gefertigt wurden.
Der Verbindungsknoten Nr. 3 ist Teil einer mit der NASA geschlossenen Tauschvereinbarung, gemäß der die ESA zwei Verbindungsknoten für die ISS (Nr. 2 und 3) sowie zusätzliches Hightech-Laborgerät und weitere Dienste bereitstellt und die NASA dafür im Gegenzug im Februar 2008 den Start des europäischen Weltraumlabormoduls Columbus zur ISS übernahm. Der von der italienischen Thales Alenia Space entwickelte Verbindungsknoten Nr. 3 baut auf den Erfahrungen auf, die das Unternehmen und die italienische Raumfahrtagentur ASI bereits beim Entwurf und Bau des Verbindungsknotens Nr. 2 und der für Frachttransporte zur ISS genutzten Mehrzwecklogistikmodule (MPLM) sammeln konnten. Die Verbindungsknoten Nr. 2 und 3 wurden von europäischen Unternehmen mit Thales Alenia Space Italy als Hauptauftragnehmer gefertigt.
Die Beobachtungskuppel ist Teil einer separaten Tauschvereinbarung als Gegenleistung für den Start und die Rückführung von fünf ESA-Nutzlasten durch die NASA. Auch sie wurde von europäischen Industrieunternehmen unter der Leitung von Thales Alenia Space Italy gebaut.
Mit dem Verbindungsknoten Nr. 3 wird mehr Platz für Gerät und für die Astronauten zur Verfügung stehen. Die Beobachtungskuppel, die bisher größte und komplexeste in den Weltraum beförderte Fensterstruktur, wird an dem der Erde zugewandten Andockstutzen des Verbindungsknotens befestigt sein und einen einzigartigen Panoramablick zur Beobachtung der Erde bieten. Sie verfügt ferner über Instrumente zur Untersuchung klimarelevanter Vorgänge in der Atmosphäre.
"Dass sich Technologie aus Europa nun im Herzen des größten jemals in Angriff genommenen friedlichen internationalen Gemeinschaftsvorhabens befindet, erfüllt mich durchaus mit Stolz. Wir besitzen nun aber auch Verantwortung, deren Ausmaß dem Umfang unserer bisherigen Leistungen in nichts nachsteht", erklärte Simonetta Di Pippo, ESA-Direktorin für Bemannte Raumfahrt. "Zu dieser Verantwortung gehören die Fortsetzung und der Ausbau der Nutzung dieses einzigartigen Labors zum Nutzen der Menschheit sowie der Einsatz unseres erworbenen Know-hows zur Unterstützung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie und Europas Rolle bei künftigen Weltraumexplorationsvorhaben."
Verbesserte Regenerations- und Lebenserhaltungssysteme für die ISS
Der mit Spitzentechnologie ausgestattete Verbindungsknoten Nr. 3 unterscheidet sich grundlegend von den anderen Verbindungselementen. Er bietet wesentlich mehr Möglichkeiten als ursprünglich geplant und stellt das komplexeste druckgeregelte ISS-Modul dar. Es dient der Unterbringung von technisch anspruchsvollem Mannschafts- und Lebenserhaltungsgerät, das teilweise auch dem US-Labormodul Destiny entnommen wird, um mehr Platz für wissenschaftliche Experimente zu schaffen.
Der Verbindungsknoten Nr. 3 wird das Herz der lebenserhaltenden Systeme auf der ISS bilden, d. h. die CO2-Abfuhr, die Sauerstoffversorgung und die Wasseraufbereitung sicherstellen. Er bietet ferner Raum für eine zusätzliche Toilette sowie Fitnessgerät zur Deckung des Bedarfs einer auf sechs Insassen angewachsenen Mannschaft.
Mit Hilfe der Beobachtungskuppel wird die Mannschaft den Roboterarm der Raumstation bedienen, Andockmanöver des Automatischen Transferfahrzeugs (ATV) und anderer Raumfahrzeuge überwachen, Außenbordeinsätze unterstützen und wissenschaftliche Beobachtungen machen können. Sie bildet außerdem eine wichtige Rückzugsmöglichkeit zur Entspannung, denn ein Blick auf die Erde oder das sternenübersäte Weltall gehört sicherlich zu den faszinierendsten Erlebnissen auf der ISS.
ISS-Betrieb für weitere 10 Jahre geplant
Im Rahmen der fünf zur Vollendung der ISS-Montage noch verbleibenden Space-Shuttle-Flüge stellt dieser Start eine wichtige Etappe nicht nur für die Raumstation und die internationale Zusammenarbeit, sondern auch für Europa dar, denn mit dem Verbindungsknoten Nr. 3 und der Beobachtungskuppel kann auch das ISS-Entwicklungsprogramm der ESA nunmehr abgeschlossen werden. Diese Mission steht in einer Reihe mit bereits bewältigten Vorhaben: zum einen dem vor mehr als zwei Jahren erfolgten Start des Verbindungsknotens Nr. 2 als erstem von der ESA gebauten dauerhaften druckgeregelten ISS-Modul, zum anderen der am 11. Februar 2008 erfolgten Anbringung des europäischen Labormoduls Columbus.
Seither sammelt Europa mit diesem ständigen Außenposten im Weltraum wissenschaftliche Erkenntnisse und Erfahrungen im Raumfahrtbetrieb, die eine wichtige Grundlage für Europas bedeutende Rolle in der künftigen bemannten Raumfahrt bilden werden. Mit seiner langen Erfahrung in internationalen Gemeinschaftsvorhaben, seinen regen, auf die Nutzung der damit verbundenen Forschungsmöglichkeiten bedachten Wissenschaftlern und einer Weltraumindustrie, die ihre Fähigkeit zur Entwicklung und zum Betrieb technologisch anspruchsvollster Raumfahrzeuge unter Beweis gestellt hat, ist Europa für die Inangriffnahme neuer Missionen bestens gerüstet. Darüber hinaus wurde mit dem ARV, dem so genannten fortschrittlichen Wiedereintrittsfahrzeug, auch bereits die Entwicklung eines neuen europäischen Transportsystems eingeleitet, das einen vollständigen Missionszyklus, d. h. vom Start bis zur Landung, ermöglichen soll.
Als nächster ESA-Astronaut wird Roberto Vittori als Mitglied der Mannschaft des für den 29. Juli geplanten Space-Shuttle-Flugs STS-134 zur ISS fliegen. An Bord wird sich ein wichtiges wissenschaftliches Instrument, das Alpha-Magnet-Spektrometer, befinden, das zur Suche nach Antimaterie und so genannter dunkler Materie sowie zur Messung kosmischer Strahlung eingesetzt werden soll, wovon sich Astronomen Erkenntnisse über den Ursprung des Weltalls erhoffen.
Anschließend wird im November 2010 die sechsmonatige ISS-Mission des ESA-Astronauten Paolo Nespoli beginnen, der als Mitglied von Expedition 26 und 27 als Flugingenieur tätig sein wird.
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