Raumfahrttechnologie sorgt für sauberes Wasser in Marokko und der Antarktis
09 Mai 2014
Die Internationale Raumstation ISS ist einer der wasserärmsten Lebensräume des Menschen. Bis vor wenigen Jahren noch musste das Wasser für die Raumstation immer mit Raumfrachtern angeliefert werden. Heute besitzt die Station Systeme zur Wiederaufbereitung von Abwasser und Urin in Trinkwasser. Diese moderne Technologie kommt nun auch bei der Wasseraufbereitung an einer Schule in Marokko zum Einsatz.
Seit mehr als 20 Jahren arbeitet die ESA an der Entwicklung eines effizienten, in sich geschlossenen Lebenserhaltungssystems, das Abwasser, verbrauchte Luft und Abfälle recycelt, um die Astronauten mit Sauerstoff, Nahrung und Wasser zu versorgen. Ein Durchbruch dabei war die Herstellung extrem dünner Membranen. Die Poren (Löcher) dieser speziellen Filter sind so klein, dass sie Schadstoffe herausfiltern, zum Beispiel Nitrat.
Die marokkanische Stadt Sidi Taïbi wächst rasant, doch das Grundwasser enthält so große Mengen Nitrate und Düngemittel, dass es als Trinkwasser nicht zu gebrauchen ist. Deshalb haben sich ein französisches und ein deutsches Unternehmen zusammengeschlossen, um mithilfe der Membrantechnologie der ESA eine Wasseraufbereitungsanlage für die weiterführende Schule der Stadt zu konstruieren. Die Stromversorgung der Anlage soll durch saubere Energie – Sonne und Wind – gesichert sein.
Die Technologie hat sich bereits am anderen Ende der Welt, in der Antarktis, bewährt. Die Concordia-Forschungsstation im Inneren des antarktischen Kontinents besitzt ein System zur Filterung und Wiederaufbereitung des Abwassers vom Gebrauch der Duschen, Waschmaschinen und Geschirrspüler. Die Mannschaft der Concordia-Station ist allerdings nur 16 Mann stark – die neue Anlage in Marokko dagegen muss 1.200 Schüler versorgen! Während der Schulferien wird ein Überschuss an Strom und Wasser erzeugt, beides wird dann mit den Einwohnern geteilt. Wenn sich die Membrantechnologie in der Schule bewährt, wird eine noch größere Anlage gebaut, um auch den Rest von Sidi Taïbi mit sauberem Wasser zu versorgen.