Europa blickt zum Mond
16 April 2010
Der Mond ist unser nächster Nachbar im All - er ist „nur“ 384.000 km von uns entfernt. Neun bemannte und Dutzende unbemannter Missionen haben die kleine Welt bereits besucht, und trotzdem sind riesige Gebiete nach wie vor nicht erkundet. Jetzt beginnt die ESA, Pläne für eine Zukunft zu schmieden, in der Europäer die graue, staubige Mondoberfläche betreten.
Viele Jahre lang glaubten Wissenschaftler und Weltraumbehörden, mehr oder weniger alles über den Mond zu wissen. Dann aber entdeckten Satelliten Hinweise auf vereistes Wasser in tiefen Kratern nahe der Mondpole. Von der ESA-Mission SMART-1 und anderen Orbitern empfangenes Bildmaterial zeigte außerdem, dass sich hohe Kämme zwischen den Kratern an den Polen fast ständig im Sonnenlicht befinden - eine ideale Voraussetzung für die Stromerzeugung.
Die möglichen Wassereisspeicher und die vielen Sonnenstunden machen den Südpol des Monds zu einem Hauptziel für künftige bemannte Missionen. Um einer solchen Mission den Weg zu ebnen, ruft die ESA nun die europäische Industrie auf, Ideen für ein erstes europäisches Mondlandemodul zu entwickeln.
Bei einigen Teams werden bereits verschiedene Möglichkeiten geprüft. Während der nächsten 18 Monate erarbeiten sie die Einzelheiten der Mission und des Raumschiffdesigns. Dabei setzen sie sich auch mit allen denkbaren Problemen auseinander, die sich beim Besuch und der Erforschung eines derart zerklüfteten Geländes ergeben können. Das Ziel ist es, die Mission bis 2020 zu starten.
Für den Flug aus einer Mondumlaufbahn bis zur Mondoberfläche und eine sichere, präzise Landung wird die fortschrittlichste Navigationstechnik zum Einsatz kommen. Beim Anflug muss das Landemodul die Oberfläche beobachten und gefährliche Strukturen durch seine eigene „Intelligenz“ erkennen können. Als Nächstes muss es prüfen, ob die Strahlung und der Mondstaub Risiken für die Gesundheit von Astronauten bergen und wo sich gefrorenes Wasser oder andere Rohstoffe befinden, die sich von Menschen nutzen lassen könnten.