ESA stellt neue Astronauten ein
ESA PR 21-2008. Nun da ESA-Astronauten an Bord der Internationalen Raumstation (ISS) im Columbus-Labor arbeiten und das erste Automatische Transferfahrzeug (ATV) der ESA die Station gerade mit Nachschub versorgt hat, beginnt für die europäische bemannte Raumfahrt eine neue Ära. Für die ESA ist es daher an der Zeit, neue Talente anzuwerben und ihr Astronautenkorps für künftige bemannte Missionen zur ISS, zum Mond und darüber hinaus fit zu machen.
1978 stieß die Europäische Weltraumorganisation mit ihrer ersten Astronautenauswahl auf das Gebiet der bemannten Raumfahrt vor; damals ging es um die Vorbereitung der ersten Spacelab-Mission im Jahr 1983. 1992 fand im Hinblick auf das Columbus-Weltraumlaborprojekt der ESA ein zweites Auswahlverfahren statt.
Das neue Auswahlverfahren beginnt am Montag, den 19. Mai und wird nach einem mittlerweile bewährten Schema verlaufen:
- Prüfung der Bewerbungsunterlagen: Der erste Schritt der förmlichen Bewerbung erfolgt online unter der Adresse www.esa.int/astronautselection. Die Bewerber müssen dieselben ärztlichen Atteste wie Privatpiloten vorlegen; die Untersuchung muss von einem vom jeweiligen nationalen Luftfahrtgesundheitsamt zugelassenen Fliegerarzt vorgenommen werden.
- Zwei psychologische und fachliche Eignungsprüfungen, darunter Verhaltenstests und Beurteilung der kognitiven Fähigkeiten.
- Ärztliche Beurteilung: Diese umfasst ärztliche Untersuchungen durch Flieger- und andere Fachärzte, Laboruntersuchungen und weitere spezifische Verfahren.
- Förmliches Einstellungsgespräch: Als potenzielle ESA-Bedienstete werden die Bewerber auch von einem Auswahlausschuss der ESA befragt.
- Die endgültigen Einstellungen werden 2009 offiziell bekannt gegeben.
Die ausgewählten Bewerber werden ins Europäische Astronautenkorps eingegliedert und beginnen im Europäischen Astronautenzentrum (EAC) in Köln mit ihrer Grundausbildung.
„Wir wollen erstklassige Frauen und Männer in Europa finden, mit denen wir die Herausforderungen des ISS-Einsatzes und der bemannten Exploration unseres Sonnensystems im 21. Jahrhundert meistern können“, erklärt der ehemalige Astronaut und heutige Leiter des Europäischen Astronautenzentrums, Michel Tognini. „Ab Mai 2008 wird die ESA in ihren 17 Mitgliedstaaten nach den besten Kandidaten suchen, um diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen.“
Zur ISS und darüber hinaus
Die ESA bereitet ihre Teams auf die bemannten Raumflüge des 21. Jahrhunderts vor. Das Sonnensystem ist das nächste Ziel der bemannten Exploration, und die Industrienationen in aller Welt treffen Maßnahmen, um dieses gewaltige Vorhaben in die Wege zu leiten. Ein einsatzbereites Astronautenkorps ist von grundlegendem strategischem Vorteil, wenn Europa mit von der Partie sein will.
„Europa hat schon vor der Ära von Christoph Kolumbus Entdeckungsreisen unternommen“, meint Daniel Sacotte, der Direktor der ESA für Programme für Bemannte Raumfahrt, Schwerelosigkeitsforschung und Exploration. „Nach der Erforschung der Erde ist der Weltraum der logische nächste Schritt - und wir brauchen eine neue Generation von Entdeckern, die in die Fußstapfen ihres berühmten Vorgängers Kolumbus treten und zu diesen neuen Welten aufbrechen. Ich freue mich daher, dass Anfang 2009 eine neue Gruppe von Frauen und Männern zum Europäischen Astronautenkorps stoßen und an Missionen zur ISS und darüber hinaus teilnehmen wird.“
Die ESA muss das Europäische Astronautenkorps verjüngen und im Hinblick auf eine erfolgreiche Durchführung ihrer laufenden und künftigen Programme vergrößern. Aus diesem Grund hat sie beschlossen, dieses Verfahren zur Auswahl neuer Astronauten einzuleiten. Das Verfahren steht Bewerbern aus allen 17 Mitgliedstaaten (Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Österreich, Portugal, Schweden, Schweiz, Spanien und Vereinigtes Königreich) offen.
Wissenschaftliche und betriebliche Kompetenz
„Der ideale Bewerber für die Stelle eines europäischen Astronauten sollte auf einem wissenschaftlichen Gebiet wie Lebenswissenschaften, Physik, Chemie oder Medizin beschlagen sein oder Erfahrungen als Ingenieur oder Pilot mitbringen und außerdem herausragende Fähigkeiten in Forschung, Anwendungen oder im Bildungsbereich besitzen, vorzugsweise kombiniert mit betrieblicher Kompetenz“, erklärt Gerhard Thiele, ehemaliger Astronaut und nun Leiter der Europäischen Astronautenabteilung. „Darüber hinaus werden von allen Bewerbern Eigenschaften wie ein gutes Gedächtnis, die Fähigkeit zu logischem Denken, Konzentration und räumlicher Orientierung sowie Fingerfertigkeit erwartet“. Die Kandidaten sollten fließend Englisch sprechen (Russisch ist ebenfalls von Vorteil) und außerdem hoch motiviert, flexibel, teamfähig, einfühlsam und emotional gefestigt sein.
Europaweite Informationskampagne
Diese groß angelegte Einstellungskampagne beginnt mit Informationsveranstaltungen in den ESA-Mitgliedstaaten, an denen ESA-Astronauten mitwirken werden. Die Medien werden auf dem Laufenden gehalten und zu diesen Veranstaltungen eingeladen.
Nähere Auskunft erteilt:
Europäisches Astronauten Zentrum/
European Astronaut Centre (EAC)
Linda Villette
Email: Linda.Villette @ esa.int
Tel: +49 22 03 6001 113
Fax: +49 22 03 6001 112