Happy Birthday ESOC
Am 8. September vor 50 Jahren wurde das Europäische Satellitenkontrollzentrum (ESOC) in Darmstadt eingeweiht. Seitdem hat sich das ESOC weltweit einen Namen als Europas ‘Tor zum Weltraum’ gemacht.
Das ESOC wurde eingeweiht, nachdem die Sowjetunion nur ein Jahrzehnt zuvor, im Jahr 1957, ihren Satelliten Sputnik 1 in den Erdorbit geschossen hatte. Sein klagendes Piepen aus dem All kennzeichnete den Beginn einer Ära der Weltraumerkundung.
Im Verlauf von fünf Jahrzehnten hat das ESOC 77 Satelliten kontrolliert. Diese umfassten Satelliten für die Telekommunikation, Wetter-, Erd- und Klimabeobachtung, aber auch Satelliten zur Erforschung der Sonne und um uns einen tieferen Blick in unser Universum zu gewähren.
Zahlreiche Missionen wurden gemeinsam mit Partnern aus Europa und der ganzen Welt durchgeführt.
Für die Erkundung unseres Sonnensystems haben Teams aus dem ESOC Missionen zum Mond, Mars und zur Venus begleitet und darüber hinaus drei epische Triumphe errungen: Der Vorbeiflug der Sonde Giotto am Halley‘schen Kometen im Jahr 1986, die Landung der Huygens-Raumsonde auf dem Saturnmond Titan im Jahr 2005 sowie die Landung der Philae-Sonde auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko im Rahmen der Rosetta Mission im Jahr 2014 – die erste Landung der Menschheit auf einem Kometen.
Aktuell betreut das ESOC den Betrieb von 10 Missionen mit insgesamt 17 Satelliten, unter anderem die des Europäischen Copernicus-Programms. Außerdem steht ein Dutzend weiterer Missionen in den Startlöchern, einschließlich Erkundungsmissionen in Zusammenarbeit mit Japan und Russland.
Auch extrem komplexe Herausforderungen gehören zur Expertise des Zentrums, wie der Start und Flugbetrieb von Satellitenkonstellationen, die Menschen überall auf der Welt zu Gute kommen, wie Galileo und die Sentinel-Satelliten.
Das ESA-Zentrum ist darüber hinaus für die Entwicklung und Erprobung innovativer Missions-Kontrolltechniken und neuer Technologien für Bodensysteme, Bodenstationen, Weltraumschrotterkennung, Weltraumwetter und zur Frühwarnung vor weiteren Risikoquellen zuständig.
Feiern mit dem ESOC
“Am 8. September feiern wir mit dem ESOC ein halbes Jahrhundert Teamwork sowie technischen und Engineering-Erfolg in der Raumfahrt”, sagt ESA Generaldirektor Prof. Jan Wörner. “Aber was noch viel wichtiger ist: das ESOC ist der Ort, an dem wir tagtäglich eine umfassende Kooperation mit Europas nationalen Weltraumorganisationen, internationalen Partnern und zahlreichen weiteren Akteuren des ‘Space 4.0’ leben. Deshalb sollten wir diesen Tag auch als bedeutenden Meilenstein auf dem Weg Europas in die Zukunft der Raumfahrt feiern. Herzlichen Glückwunsch ESOC, für fünf Jahrzehnte als führendes Missionskontrollzentrum der ESA – und in Europa.”
Von den bescheidenen Anfängen an die Weltspitze
Das heutige Weltklasse-Kontrollzentrum begann seinerzeit als bescheidene Einrichtung, als die Europäische Weltraumforschungsorganisation (European Space Research Organisation, ESRO) – eine der Mutterorganisationen der ESA – 1963 beschloss, ihr Datenanalysezentrum im Deutschen Rechenzentrum in Darmstadt einzurichten, unter anderem, weil dort ein Großrechner verfügbar war.
1967 schließlich konnte das ESDAC, wie das Zentrum damals noch hieß, auf einen eigenen Rechner zurückgreifen und zog in ein speziell errichtetes Gebäude im Westen von Darmstadt, dem heutigen ESOC-Gelände. Außerdem wurde beschlossen, dass die Zuständigkeit für die neuen Bodenstationen und den Missionsbetrieb der ESRO vom ESTEC Technologiezentrum in den Niederlanden nach Darmstadt verlagert werden sollte.
Der Umzug bedeutete für die Einrichtung in Darmstadt einen Zuwachs an Personal, einen erweiterten Zweck und brachte auch einen neuen Namen mit sich.
ESOC, das European Space Operations Centre, wurde offiziell am 8. September 1967 eingeweiht. Seitdem schreibt es Raumfahrtgeschichte. Die erste Mission, ESRO-2B, wurde nur acht Monate nach der Einweihung gesteuert.
Kompetenzpartner
Das ESOC war schon immer der Ort, ‘wo Missionen zum Leben erwachen’: wo Expertenteams nach dem Start die Kontrolle über Satelliten übernehmen, sie durch schwierigste Missionen begleiten und das Netzwerk von Bodenstationen der ESA entwickeln und leiten – die unverzichtbare Verbindung zu Satelliten, dank derer wir immer mehr über unseren Heimatplaneten, unser Sonnensystem und das Universum erfahren.
Auch die ESA ist im Lauf der Jahrzehnte gewachsen und die Leiter von Telekommunikations-, Erdbeobachtungs- und Forschungsmissionen der Organisation wissen, dass sie die Vorbereitung ihrer Missionen und die Echtzeit-Flugkontrolle vertrauensvoll an die Experten des ESOC abgeben können.
Schließlich bilden Vertrauen und Fachkompetenz das Herzstück des gesamten Missionsbetriebs.
“Wenn ich auf die 50 Jahre Expertenwissen im gesamten Missionsbetrieb zurückblicke, dann bin ich davon beeindruckt, wie die Teams beim ESOC immer wieder neue Arten von Missionen immer wieder erfolgreich bewältigen und in jedem Zeitalter innovative Instrumente und Techniken entwickeln und einführen, um bisher unvergleichbare wissenschaftliche Ziele zu erreichen”, erklärt Rolf Densing, der Direktor für Missionsbetrieb der ESA und Leiter des ESOC.
“Dank des einzigartigen Wissensschatzes aus fünf Jahrzehnten befindet sich das ESOC als Quelle für Spezialwissen und den künftigen Betrieb komplexer Missionen in zahlreichen Forschungsbereichen, der Navigation und Erdbeobachtung in einer sehr guten Ausgangsposition, da wir in vermehrtem Maße auch mit neuen Raumfahrtinitiativen aus dem kommerziellen, akademischen und nichtstaatlichen Sektor kooperieren.”
“Herzlichen Glückwunsch und ein Dankeschön an alle Mitarbeiter des ESOC, damals wie heute, die dabei geholfen haben, die Zukunft zu gestalten und immer mindestens einen Schritt weiter waren.”