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Aufnahme der Schiaparelli-Landestelle durch den MRO
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Mars Reconnaissance Orbiter sieht Schiaparelli Landestelle

21/10/2016 8991 views 98 likes
ESA / Space in Member States / Germany

Der Mars Reconaissance Orbiter (MRO) der NASA hat neue Veränderungen auf der Oberfläche des Roten Planeten beobachtet, die im Zusammenhang mit dem ExoMars-Landegerät Schiaparelli stehen.

Schiaparelli ist am 19. Oktober um 14:42 UTC für einen sechsminütigen Abstieg in die Mars-Atmosphäre eingetreten – allerdings ist der Kontakt kurz vor der erwarteten Landung abgebrochen. Daten, die vom Mutterschiff, dem Trace Gas Orbiter, aufgezeichnet wurden, werden derzeit analysiert, um den genauen Verlauf des Abstiegs zu verstehen.

Am 20. Oktober hat die niedrig auflösende CTX-Kamera an Bord des MRO im Rahmen einer geplanten Beobachtungskampagne Bilder der vorgesehenen Landestelle im Meridiani Planum aufgenommen.

Das heute veröffentliche Foto hat eine Auflösung von sechs Meter pro Pixel. Es zeigt, im Vergleich zu einer Aufnahme der selben Kamera vom Mai diesen Jahres, neue Merkmale auf der Marsoberfläche.

Die Schiaparelli-Landestelle
Die Schiaparelli-Landestelle

Eines der Merkmale ist hell und kann als der Fallschirm von 12 Meter Durchmesser interpretiert werden, der während Schiaparellis Abstieg zum Einsatz kam.

Das andere neue Merkmal ist ein unscharfer, dunkler Fleck, mit einer Größe von etwa 15 x 40m. Er befindet sich in etwa einem Kilometer Abstand vom Fallschirm. Dieser Fleck geht auf den Einschlag des Schiaparelli Moduls zurück – nach einem deutlich länger andauernden freien Fall als ursprünglich geplant, ausgelöst durch ein vorzeitiges Abschalten der Landetriebwerke.

Es wird geschätzt, dass Schiaparelli aus einer Höhe zwischen zwei und vier Kilometern gefallen ist und somit mit einer Geschwindigkeit von mehr als 300 km/h aufgeschlagen ist. Das relativ große Merkmal könnte daher von aufgewirbeltem Bodenmaterial stammen. Es ist auch möglich, dass das Landegerät beim Aufprall explodiert ist, da die Treibstofftanks wahrscheinlich noch gefüllt waren. Diese vorläufigen Interpretationen werden durch weitere, zukünftige Analysen ergänzt.

Die hochauflösende HiRISE-Kamera an Bord des MRO wird weitere Aufnahmen dieser neuen Merkmale machen. Diese Aufnahmen könnten auch Aufschluss über den Verbleib des vorderen Hitzeschutzschildes geben, das in einer größeren Höhe abgetrennt wurde.

MRO image of Schiaparelli – before
MRO image of Schiaparelli – before

Da die Abstiegsbahn des Landemoduls von drei unterschiedlichen Stellen aus beobachtet wurde, sind die Teams zuversichtlich, dass sie die Ereigniskette mit großer Genauigkeit rekonstruieren können. Die genaue Art der Anomalie an Bord von Schiaparelli wird derzeit noch untersucht.

Die zwei neuen Merkmale auf der Marsoberfläche befinden sich bei 353.79 Grad östlicher Länge und 2,07 Grad südlicher Breite. Die Lage des dunklen Flecks zeigt, dass Schiaparelli ungefähr 5,4 km westlich der vorgesehenen Landepunktes im Zentrum einer einer 100 x 15 km großen Ellipse, aufgeprallt ist.

In der Zwischenzeit entschlüsseln die Teams weiterhin die Daten, die aus der Aufzeichnung der Signale von Schiaparellis Abstieg (aufgenommen durch den ExoMars TGO-Orbiter) extrahiert wurden, um Korrelationen zu den Messungen des Giant Metrewave Radio Telescope (GMRT) – ein Radioteleskop im indischen Pune – und zu den Messungen der ESA-Sonde Mars Express herzustellen, die sich ebenfalls im Orbit um den Mars befindet. 

Eine bedeutende Menge sehr wertvoller technischer Daten von Schiaparelli wurde während des Abstiegs an den TGO-Orbiter gesendet und wird derzeit Tag und Nacht analysiert. 

MRO image of Schiaparelli – after
MRO image of Schiaparelli – after

Der ExoMars-Orbiter TGO ist derzeit in einem Orbit von 101 000 km x 3691 km (in Bezug auf den Mittelpunkt des Planeten) und hat eine Umlaufzeit von 4,2 Tagen – liegt also gut im Rahmen des vorgesehenen Orbits. Der Satellit arbeitet zuverlässig und wird während zweier Umkreisungen im November 2016 wissenschaftliche Kalibrierungen vornehmen.

Dann wird er bereit sein für die geplanten Aerobraking-Manöver, die im März 2017 beginnen und den Großteil des Jahres andauern sollen. Sie sollen den Satelliten in einer Höhe von 400 Kilometern in eine Kreisumlaufbahn um den Mars bringen. 

Der TGO wird dann mit seiner wissenschaftlichen Hauptmission beginnen: Er soll die Atmosphäre des Mars auf mögliche Anhaltspunkte von Leben unter der Oberfläche untersuchen. Außerdem wird er als Telekommunikations-Relais für den für 2020 geplanten ExoMars-Landeroboter und andere bereits gelandete Einheiten dienen. 

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