Tschüss Europa, hallo Mond!
Das europäische Servicemodul (ESM), das dem Orion-Raumschiff auf seiner ersten Mission um den Mond Energie und Schub geben wird, tritt Anfang nächster Woche in Bremen seine Reise in Richtung USA an. An Bord des großen Transportflugzeugs Antonov An-124 wird es am frühen Morgen des 5. November starten und am 6. November im Kennedy Space Center in Florida ankommen.
Entwickelt und gebaut in Deutschland und Italien, ist das ESM der europäische Beitrag zur Rückkehr zum Mond.
Vertrauensvolle Partnerschaft
Die NASA nutzt zum ersten Mal ein in Europa gebautes System als entscheidendes Element für die Energieversorgung eines ihrer Raumfahrzeuge. Diese Entscheidung ist zu einem großen Teil auf das erfolgreiche ATV-Programm der ESA zurückzuführen, mit der die Internationale Raumstation versorgt wurde.
Bei den ATVs (Automatic Transfer Vehicle) handelt es sich um unbemannte Weltraumtransporter, die die ISS nicht nur mit Treibstoff, sondern auch mit Nahrung, Wasser, Stickstoff und Sauerstoff von 2008 bis 2015 versorgten. Die Erkenntnisse durch die Planung, den Bau und den Betrieb der komplexen und erfolgreichen ATV-Missionen waren ausschlaggebend für die Beteiligung der ESA an der Orion-Mission der NASA.
Zwar handelt es sich beim ESM um ein neu entwickeltes Servicemodul, allerdings ähnelt es den vorherigen ATVs. Drei unterschiedliche Triebwerke werden Orion an sein Ziel bringen und ermöglichen eine Drehung in alle Richtungen, um das Raumschiff nach Bedarf zu justieren.
In den großen Tanks des europäischen Servicemoduls befinden sich Treibstoff sowie Verbrauchsmaterialien für die Astronauten: Sauerstoff, Stickstoff und Wasser.
Die Raumschifftemperatur wird durch Heizungen und Wärmetauscher auf ein angenehmes Niveau sowohl für die Astronauten als auch die Geräte eingestellt. Die Konstruktion des ESM dient ähnlich einer Autokarosserie der Stabilität des gesamten Raumfahrzeugs.
Airbus Defence and Space in Bremen war als Hauptverantwortlicher zuständig für den Bau des europäischen Servicemoduls, daneben wirkten eine Vielzahl von europäischen Unternehmen daran mit, einzelne Komponenten bereitzustellen. Die finale Integration und Überprüfung des fertigen Systems erfolgte erst kürzlich in Europa.
Die nächsten Schritte
Im Kennedy Space Center wird das europäische Servicemodul mit dem Orion-Crewmodul verbunden, um die Explorationsmission-1 vorzubereiten. Dabei handelt es sich um einen unbemannten Testflug über den Mond hinaus. Der Start der Mission ist für 2020 geplant.
Die Vorbereitungen für das zweite europäische Servicemodul, das eine bemannte Mission um den Mond antreiben wird, laufen bereits. Orion wird eines Tages zusammen mit Komponenten des Deep Space Gateway starten, eines von Menschen betreuten Außenpostens in der Mondumlaufbahn für die menschliche und robotergestützte Erforschung des Mondes.