N° 16–2014: ESA-Astronaut Alexander Gerst auf der ISS angekommen
29 May 2014
Eine vergangene Nacht vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan aus gestartete Sojus hat in den frühen Morgenstunden an der Internationalen Raumstation (ISS) angedockt. An Bord waren ESA-Astronaut Alexander Gerst und seine Kollegen der „Expedition“-Mannschaften 40 und 41, der russische Kosmonaut Maxim Surajew und NASA-Astronaut Gregory Reid Wiseman, womit einmal mehr der internationale Wert der Zusammenarbeit in der Raumfahrt demonstriert wurde. Die drei werden nun sechs Monate lang im Weltraum leben und arbeiten.
Gerst ist der dritte Deutsche an Bord der ISS und der sechste ESA-Astronaut auf einer Langzeitmission auf der Station.
Die Sojus TMA‑13M hob am 28. Mai um 21.57 Uhr MESZ von Baikonur ab und erreichte neun Minuten später den Orbit. Nach vier Umrundungen der Erde erreichte das Raumfahrzeug die ISS und war bereit zum Andocken am Rasswet-Modul.
Das Andockmanöver erfolgte planmäßig um 3.44 Uhr MESZ, und um 5.52 Uhr wurde die Luke geöffnet. Die drei Neuankömmlinge wurden von den Kosmonauten Alexander Skworzow und Oleg Artemjew und NASA-Astronaut Steven Swanson begrüßt, die als Mitglieder der „Expedition“-Mannschaften 39 und 40 einen Teil der Mission gemeinsam mit ihnen durchführen werden.
Während der ersten Woche auf der Station werden sich Gerst und seine Mannschaftskollegen mit ihrem neuen Zuhause vertraut machen, bevor ein volles Programm an Forschungs- und technischen Tätigkeiten beginnt.
Gersts 166-Tage-Mission wurde „Blue Dot“ getauft. Der Name geht auf die Beschreibung der fernen Erde als „blassen blauen Punkt“ durch den amerikanischen Astronomen Carl Sagan zurück, als dieser eine Bildaufnahme der NASA-Sonde Voyager aus sechs Milliarden Kilometern Entfernung von der Erde kommentierte.
Die Mission sieht ein umfassendes wissenschaftliches Programm vor, das die Vielseitigkeit der auf der Station durchgeführten Forschung widerspiegelt.
Gemäß der Politik der ESA, den praktischen Nutzen der Forschung im Weltraum zu maximieren, sind mehr als 40 Experimente von wissenschaftlicher Bedeutung oder zur Vorbereitung künftiger Explorationsmissionen vorgesehen.
Die Experimente werden sich auf Bereiche wie Werkstoffkunde, Humanphysiologie, Strahlungsforschung, Solarforschung, Biotechnologie, Fluidphysik und Astrophysik erstrecken. Hinzu kommt eine Reihe von Technologiedemonstrationen.
Ein Höhepunkt der Mission „Blue Dot“ ist der elektromagnetische Levitator, ein Schmelzofen, mit dem industrielle Gießverfahren verbessert und das feinere Gießen filigraner Metallteile ermöglicht werden sollen. In der Schwebe ermöglichen Metallschmelzen weit genauere Messungen der Eigenschaften der Metalle als auf der Erde, wo die Proben häufig von ihrem Behälter verunreinigt werden.
Sämtliche wissenschaftlichen Experimente an Bord der ISS dienen der Erweiterung der Grenzen unseres Wissens und haben unmittelbare Auswirkungen auf die Innovation auf der Erde.
Als Flugingenieur wird Gerst auch am Andockmanöver des 5. und letzten Automatischen Transferfahrzeugs (ATV) der ESA, „Georges Lemaître“, mitwirken, dessen Start für den 25. Juli vorgesehen ist.
Die ATV sind die größten Raumfahrzeuge zur Versorgung der ISS. Sie befördern Fracht zur Station, führen regelmäßig Manöver zur Anhebung der Flugbahn der ISS durch und können bei Bedarf den 420‑Tonnen-Komplex aus der Flugbahn von gefährlichem Weltraummüll entfernen.
Das ATV‑5 wird den neuen Laser-Infrarotbildsensor LIRIS testen, der es künftigen Raumfahrzeugen ermöglichen soll, an Zielen wie Raumkapseln oder Weltraummüll anzudocken.
Außerdem wird Gerst aktiv an den Andockmanövern anderer Versorgungsfahrzeuge beteiligt sein, die während seiner Mission auf der Station erwartet werden.
Zu den weiteren Höhepunkten gehört ein geplanter Außenbordeinsatz.
Wie bereits andere ESA-Astronauten vor ihm wird auch Gerst ein Bildungsprogramm absolvieren, mit dem das Interesse von Kindern für die Raumfahrt gefördert werden soll.
Der Blog der Mission „Blue Dot“ ist unter http://blogs.esa.int/alexander-gerst zu finden.
Alexander Gerst auf Twitter: @Astro_Alex.
Über die ESA
Die Europäische Weltraumorganisation (ESA), Europas Tor zum Weltraum, ist eine 1975 gegründete zwischenstaatliche Organisation, deren Aufgabe darin besteht, europäische Raumfahrtkapazitäten zu entwickeln und sicherzustellen, dass die Investitionen in die Raumfahrt den Bürgern in Europa und anderswo zugutekommen.
Die ESA hat 20 Mitgliedstaaten: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, die Schweiz, Spanien, die Tschechische Republik und das Vereinigte Königreich. Davon sind 18 auch Mitgliedstaaten der EU.
Im Rahmen von Kooperationsabkommen unterhält die ESA Beziehungen zu acht anderen EU-Mitgliedstaaten. Auch Kanada nimmt im Rahmen eines Kooperationsabkommens an bestimmten ESA-Programmen teil.
Darüber hinaus arbeitet die ESA mit der EU zusammen, um die Programme Galileo und Copernicus zu verwirklichen.
Dank der Koordinierung der Finanzressourcen und Kompetenzen ihrer Mitgliedstaaten kann die ESA Programme und Tätigkeiten durchführen, die weit über die Möglichkeiten eines einzelnen europäischen Landes hinausgehen.
Die ESA entwickelt Raumfahrzeugträger, Satelliten und Bodenanlagen, um sicherzustellen, dass Europa bei Raumfahrtvorhaben weltweit an der Spitze bleibt.
Sie startet Erdbeobachtungs-, Navigations-, Telekommunikations- und Astronomiesatelliten, schickt Raumsonden in entlegene Regionen des Sonnensystems und beteiligt sich an der bemannten Exploration des Weltraums.
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