N° 58–2002: Hochleistungs-Wetterspäher im All
29 August 2002
Rund 25 Jahre nach dem Start des ersten Meteosat im November 1977 wurde der erste Satellit der neuen Generation europäischer Wetterspäher auf seine Umlaufbahn gehievt und schickt sich an, eine neue Dimension in der Überwachung des Klimas unseres Planeten zu eröffnen.
Am 28. August um 19.45 Uhr Ortszeit (00.45 Uhr MESZ) hob eine europäische Trägerrakete des Typs Ariane-5 im Raumfahrtzentrum Guayana, dem Raumflughafen Europas in Kourou (Französisch-Guayana) ab. Die zwei Nutzlasten, darunter MSG-1, der erste Satellit aus dem Programm für die zweite Meteosat-Generation, wurden in eine Übergangsbahn zum geostationären Orbit gebracht. In den kommenden Wochen wird dieser Satellit mit Hilfe seines Bordtriebwerks eine Reihe von durch Funkbefehle des Kontrollzentrums ESOC der ESA in Darmstadt (Deutschland) ausgelösten Manövern ausführen, um auf seine geostationäre Endbahn zu gelangen. "Die ESA ist stolz darauf, zu einem Zeitpunkt, in dem die Staatschefs in Johannesburg über die Voraussetzungen einer nachhaltigen Entwicklung unseres Planeten debattieren, für EUMETSAT und zahlreiche Nutzer einen Satelliten zum Einsatz zu bringen, der es gestattet, die Wettervorhersage und das Verständnis der sich abzeichnenden Klimaänderungen und der Problematik der Wasserversorgung auf der Erde zu verbessern", erklärte José Achache, der Direktor für das Erdbeobachtungsprogramm der ESA.
MSG-1 wurde von der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) im Auftrag von EUMETSAT, der Europäischen Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten, entwickelt und von der Firma Alcatel Space Industries unter Mitwirkung eines aus über 50 europäischen Unternehmen bestehenden Konsortiums gebaut.
EUMETSAT wird MSG-1 Ende September nach der Überprüfung seiner Systeme übernehmen und die erforderlichen Abnahmetests zum Nachweis der Funktionsfähigkeit der Nutzlastinstrumente durchführen. Ende Oktober dürfte der Satellit das erste Wetterbild zur Erde senden. Etwa ein Jahr nach dem Start soll MSG-1 seinen Dienst über dem Schnittpunkt zwischen dem Nullmeridian und dem Äquator aufnehmen, wo er Meteosat-7 als Hauptsatellit für die Wetter- und Klimawacht ablösen wird.
Er ist wie Meteosat 1 bis 7 ein zylindrischer Satellit, mit 3,22 m Durchmesser und 3,74 m Höhe aber zweieinhalb Mal so groß. Seine Masse beim Start betrug rund 2 t, wovon fast die Hälfte auf den für die Bahn- und Lageregelung während seines siebenjährigen Betriebs notwendigen Treibstoff entfiel.
Das MSG-Programm soll den Erfolg der Meteosat-Missionen mit leistungsfähigeren und genaueren Instrumenten für die kontinuierliche Beobachtung der Erdatmosphäre bis zum Jahr 2014 fortsetzen. Die MSG-Satelliten treten damit die Nachfolge ihrer Vorgänger Meteosat 1 bis 7 an, die seit einem Vierteljahrhundert eine ununterbrochene Versorgung mit den für das Verständnis und die Modellierung des Klimas auf unserem Planeten unerläßlichen Daten gewährleisten.
Die Nutzlast von MSG-1 umfaßt zwei Hauptinstrumente: die Radiometer SEVIRI und GERB.
Das Bildaufnahmegerät SEVIRI (Spinning Enhanced Visible & Infrared Imager) liefert alle 15 Minuten (statt wie bisher alle halbe Stunde) ein Bild der vom Satelliten beobachteten Erdhalbkugel in zwölf verschiedenen Wellenlängenbändern des sichtbaren und Infrarotbereichs, d.h. in viermal mehr Bändern als die bisherigen Meteosat. Diese Erweiterung des Beobachtungsspektrums stellt im Hinblick auf die Verbesserung der numerischen Wettermodelle einen bedeutenden Fortschritt dar. Dank der Verkürzung der Bildabstände von 30 auf 15 Minuten können Klimatologen und Meteorologen zudem die Entstehung von sich rasch entwickelnden Phänomenen wie Gewitter, Schneestürme und Nebelbänke sehr viel früher erkennen. Bei einer Auflösung am Boden von 1 statt 2,5 km im sichtbaren Licht lassen sich selbst örtlich begrenzte Vorgänge erfassen und verfolgen.
Das Radiometer GERB (Geostationary Earth Radiation Budget) liefert äußerst wertvolle Daten über die Strahlungsbilanz der Erde, d.h. über das Verhältnis zwischen der Menge der auf unseren Planeten einfallenden und der zurückgestrahlten Sonnenenergie. Dieser bisher noch nicht genau bekannte Faktor spielt bei der Entwicklung des Klimas auf unserem Planeten eine entscheidende Rolle.
Darüber hinaus führt MSG-1 eine Nutzlast mit, die die Meßdaten automatischer Bodenstationen sammelt und nahezu in Echtzeit weiterleitet. Ein gesonderter Transponder dient zur Übertragung der Notsignale von See-, Luft- und Landfahrzeugen, die mit einer Bake des internationalen Such- und Rettungssystems COSPAS-SARSAT ausgerüstet sind.
Auf MSG-1 werden zwei baugleiche Satelliten folgen, deren Kosten und Betrieb voll von EUMETSAT übernommen werden. Der Start von MSG-2 ist gegenwärtig für Anfang 2005 und der von MSG-3 für das Frühjahr 2009 vorgesehen. Zur Fortsetzung des Programms nach 2014 wird der Bau eines vierten Satelliten in Betracht gezogen.
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