N° 7–2014: Neosat gibt Europas Satellitenkommunikation die Impulse für die Zukunft
20 February 2014
Die ESA bereitet den Weg für Neosat, die Telekommunikationssatellitenplattform der nächsten Generation, die binnen fünf Jahren zum ersten Mal zum Einsatz kommen soll. Erklärtes Ziel ist es, durch Innovation und größere Effizienz den europäischen Satellitenherstellern im Zeitraum 2018–2030 mindestens die Hälfte des weltweiten Satellitenkommunikationsmarkts mit einem voraussichtlichen Umsatz von etwa 25 Mrd. € zu sichern.
Der Vertrag über die Phase B von Neosat wurde heute in der ESA-Hauptverwaltung in Paris von der ESA-Direktorin für Telekommunikation und integrierte Anwendungen, Magali Vaissière, und den Hauptauftragnehmern Airbus Defence and Space sowie Thales Alenia Space, vertreten durch Eric Béranger bzw. Bertrand Maureau, unterzeichnet.
Die ESA-Direktorin zeigte sich zuversichtlich: „Neosat wird mit Blick auf das kommende Jahrzehnt die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Satellitenindustrie und Europas Position auf dem Kernmarkt für Satellitenkommunikation ausbauen. Für die europäischen Zulieferfirmen bietet sich hier eine einmalige Gelegenheit, denn 80 % der Komponenten für die europäische Satellitenplattform werden in den ESA-Mitgliedstaaten beschafft, was diesen Firmen Aufträge in Höhe von 7 Mrd. € bescheren wird.“
Der heute unterzeichnete Vertrag bildet den Rahmen für die Auswahl der Gerätezulieferer für die Produktlinien von Neosat. Auf der Grundlage zuvor vereinbarter, einheitlicher Anforderungen werden die beiden Ko-Hauptauftragnehmer die Angebote der konkurrierenden Zulieferer für die Plattformkomponenten einholen. Die Gewinner der Ausschreibungen werden in ein industrielles Konsortium aufgenommen, das die beiden Plattform-Produktlinien, die eine unter der Leitung von Airbus Defence and Space, die andere unter der von Thales Alenia Space, entwickeln wird.
In der nun beginnenden Projektphase sind fachübergreifende Arbeiten zur Festlegung der technischen Grundlagen der neuen Plattformen vorgesehen, an denen Unterauftragnehmer aus Großbritannien, Schweden, der Schweiz und Luxemburg beteiligt sind.
Zu den Technologien, die für die künftige Plattformen getestet werden sollen, gehören die Bahnanhebung per elektrischen Antrieb, neue Konzepte für die Temperaturkontrolle und Batteriezellen der nächsten Generation.
Die Hauptauftragnehmer von Neosat sind in Frankreich und Großbritannien angesiedelt, die beide zu den Hauptbeitragszahlern für Neosat gehören.
Die Dauer des Vertrags über die Phase B wird voraussichtlich etwa 13 Monate betragen. Die anschließende Phase C/D, in der die ersten beiden Flugmodellprototypen der Plattformen entwickelt und gefertigt werden, soll 2015 in Angriff genommen werden, gefolgt von einem Start ca. 2018 oder 2019 sowie der Flugerprobung, wofür als Rahmen eine öffentlich-private Partnerschaft mit Satellitenbetreibern vorgesehen ist.
Mehr über Neosat
Neosat ist ein Programmteil des ARTES-Programms der ESA für fortgeschrittene Forschung zu Telekommunikationssystemen, mit dem für den Kernmarkt der Satellitenkommunikation Satellitenplattformen der nächsten Generation entwickelt, qualifiziert und in der Umlaufbahn erprobt werden sollen.
Zu den wichtigsten Zielen von Neosat gehört die Senkung der Kosten von Satelliten in der Umlaufbahn, die bis zum Ende dieses Jahrzehnts im Vergleich zu den heutigen Satellitentypen um 30 % verringert werden sollen. Bereits bestehende und neue Technologien werden auf innovative Weise eingesetzt, wobei durch die Schaffung einer gemeinsamen Lieferkette für beide Satellitenhauptauftragnehmer Einsparungen durch Produktionssteigerung erzielt werden sollen.
Neosat wird optimal auf elektrischen Antrieb ausgelegt, der sowohl für die Anhebung des Satelliten auf seine endgültige Einsatzbahn nach Abtrennung von der Trägerrakete als auch für dessen Lageregelung genutzt werden soll. Elektrische Triebwerke benötigen für vergleichbare Flugmanöver erheblich weniger Treibstoff als herkömmliche Antriebe.
Die Neosat-Produktlinien sehen als Antriebsoptionen rein elektrische, hybride elektrisch-chemische und rein chemische Antriebe vor.
Die hybriden und rein chemischen Antriebe bieten dem Telekommunikationsbetreiber mehr Flexibilität, um z. B. mit chemischem Antrieb schneller auf eine höhere Umlaufbahn zu gelangen, was mit einem rein elektrischen Antrieb mehrere Monate in Anspruch nehmen könnte.
Neosat ist ein Kooperationsvorhaben der ESA und der französischen Raumfahrtagentur CNES, das unter der Leitung eines gemeinsamen ESA/CNES-Teams steht.
1964–2014 – 50 Jahre im Dienste der europäischen Zusammenarbeit und der Innovation
1964 traten die Übereinkommen zur Gründung der Europäischen Organisation für die Entwicklung und den Bau von Raumfahrzeugträgern (ELDO) und der Europäischen Weltraumforschungs-Organisation (ESRO) in Kraft, aus denen gut ein Jahrzehnt später die Europäische Weltraumorganisation (ESA) hervorging, die ihre beiden Vorgänger ablöste.
Das Jahr 2014 ist Anlass, die Zukunft im Lichte dieser fünf Jahrzehnte an einzigartigen Erfolgen und Errungenschaften in der Raumfahrt zu betrachten, dank derer sich die ESA zu einer der weltweit führenden Raumfahrtagenturen entwickelt hat.
Das Motto „Im Dienste der europäischen Zusammenarbeit und der Innovation“ unterstreicht, wie sehr die ESA in Zusammenarbeit mit den nationalen Delegationen ihrer nunmehr 20 Mitgliedstaaten, mit der Raumfahrtindustrie, den Wissenschaftlern und in den letzten Jahren auch der EU die entscheidenden Impulse für Europa und seine Bürger gegeben hat.
Der fünfzigste Jahrestag der europäischen Zusammenarbeit in der Raumfahrt ist für den gesamten europäischen Raumfahrtsektor, der mit Stolz auf seine Erfolge und Errungenschaften zurückblicken kann, ein Anlass zum Feiern. Er ist ein Zeugnis dafür, dass sich Europa zum Nutzen aller Bürger als treibende Kraft für Fortschritt, Innovation und Wachstum erweist, wenn seine Mitgliedstaaten sich gemeinsam ehrgeizige Ziele setzen und ihre Kräfte bündeln.
Über die ESA
Die Europäische Weltraumorganisation (ESA), Europas Tor zum Weltraum, ist eine 1975 gegründete zwischenstaatliche Organisation, deren Aufgabe darin besteht, europäische Raumfahrtkapazitäten zu entwickeln und sicherzustellen, dass die Investitionen in die Raumfahrt den Bürgern in Europa und anderswo zugutekommen.
Die ESA hat 20 Mitgliedstaaten: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, die Schweiz, Spanien, die Tschechische Republik und das Vereinigte Königreich. Davon sind 18 auch Mitgliedstaaten der EU.
Im Rahmen von Kooperationsabkommen unterhält die ESA Beziehungen zu acht anderen EU-Mitgliedstaaten. Auch Kanada nimmt im Rahmen eines Kooperationsabkommens an bestimmten ESA-Programmen teil.
Darüber hinaus arbeitet die ESA mit der EU zusammen, um die Programme Galileo und Copernicus zu verwirklichen.
Dank der Koordinierung der Finanzressourcen und Kompetenzen ihrer Mitgliedstaaten kann die ESA Programme und Tätigkeiten durchführen, die weit über die Möglichkeiten eines einzelnen europäischen Landes hinausgehen.
Die ESA entwickelt Raumfahrzeugträger, Satelliten und Bodenanlagen, um sicherzustellen, dass Europa bei Raumfahrtvorhaben weltweit an der Spitze bleibt.
Sie startet Erdbeobachtungs-, Navigations-, Telekommunikations- und Astronomiesatelliten, schickt Raumsonden in entlegene Regionen des Sonnensystems und beteiligt sich an der bemannten Exploration des Weltraums.
Mehr über die ESA: www.esa.int.
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