Veränderungsdetektion und Risikobewertung: Einführung zum Arbeitsblatt


 
Geological map of Virunga National Park
 
 
In dieser Übung konzentrieren wir uns auf die Ausbrüche im Januar 2002 (Nyiragongo) und von Februar bis April 2001 (Nyamuragira). Mithilfe von Landsat-Aufnahmen aus dem Jahr 1975 können wir die Veränderungen des Vulkans über einen langen Zeitraum betrachten. Dazu gehört die große Eruption des Nyiragongo von 1977.

Die Lernziele der folgenden Übung sind:

  • Untersuchen eines Vulkans
  • Erkennen von Lava und Überwachen von Veränderungen anhand von überwachter Klassifizierung
  • Erkennen der langfristigen Veränderungen anhand von visueller Interpretation

Unter „Überwachen“ verstehen wir das Beobachten von dynamischen Prozessen und Veränderungen im Lauf der Zeit (multitemporal). Dies ist uns durch Satelliten möglich, die in bestimmten Erdumlaufbahnen fliegen und denselben Ort auf der Erde in regelmäßigen Abständen beobachten. Dank umfangreicher Satellitenbild-Archive können wir auch in die Vergangenheit blicken. So besteht beispielsweise das Landsat-Programm seit 1972, und Luftaufnahmen liegen sogar von noch älteren Daten vor.

Die Sensoren an Bord von Satelliten erfassen Informationen in unterschiedlichen Wellenlängenbereichen des elektromagnetischen Spektrums (multispektral) und bieten deshalb die Möglichkeit, Merkmale zu erkennen, die im sichtbaren Bereich des Spektrums nicht festgestellt werden können. Satellitenbilder decken außerdem ausgedehnte Bereiche ab, sodass sich große Gebiete überwachen lassen, die von der Erde aus nicht beobachtet werden können (zum Beispiel unwegsames Gelände), oder ein vom Boden aus nicht möglicher Überblick über ein Gebiet gewonnen werden kann. Neben einem geringeren logistischen Aufwand bieten sich Satellitenbilder als Alternative zu Vor-Ort-Untersuchungen an. Anhand von Methoden der Veränderungsdetektion (engl.: change detection) erkennen wir in Satellitenbildern Veränderungen auf der Erdoberfläche.
 
 
2002 eruption - Nyiragongo
 
2002 eruption - Nyiragongo
 
 
Ausbruch des Nyiragongo 2002
 
Die Situation in Goma: Die Straßen der Stadt wurden zu Kanälen für grobe Lavaströme, und zahlreiche Gebäude brachen zusammen oder gingen in Flammen auf. Lava bedeckte den nördlichen Teil des Flughafenrollfelds, und die Verbindung zu einigen Bereichen der Stadt wurde unterbrochen. Lavaströme zerstörten Wohn- und Geschäftsviertel sowie eine Kathedrale. Einer der zwei Hauptlavaströme, die durch Goma flossen, bahnte sich seinen Weg mitten durch die Stadt bis zum Kivu-See, wo sich ein Lava-Delta bildete. Es wurde befürchtet, dass durch die Beeinträchtigung der einströmenden Lava große Mengen von Kohlendioxid und Methangas freigesetzt werden könnten, die am Grund des Sees lagern. Glücklicherweise kam es nicht dazu.
 
 
   
Nyiragongo
 
Von 400.000 Einwohnern verloren 250.000 ihr Heim. Es wird angenommen, dass 147 Menschen beim Einsturz von Gebäuden aufgrund von seismischer Aktivität ums Leben kamen.
 
 
 
Nyamuragira
 
 
Ausbruch des Nyamuragira 2001
 
Die Eruption wurde am 6. Februar 2001 von vulkanischen Schwarmbeben eingeläutet und dauerte mindestens bis zum 2. März. Das Vulkanobservatorium in Goma berichtete, dass der Ausbruch des Nyamuragira mit der Öffnung zweier Spalten (Risse, durch die Lava ausdringt) vom Gipfelkrater hinab über die Nord- und Südflanken begann. Zunächst bildeten sich zwei Kegel und Lavaströme ergossen sich nach Norden und Süden. Die Straßen von Goma nach Rutshuru und von Kalengera nach Tongo drohten, durch die Lavaströme abgeschnitten zu werden. Eine Aschewolke wehte westwärts und zerstörte etwa 50 km2 Weideland sowie 150 km2 Felder in den Städten Rusayo, Kirolirwe, Burungu, dem Süden von Kichanga, dem Masisi-Gelände und Minova. Auch Gebiete in bis zu 30 km Entfernung vom Ort des Ausbruchs, darunter die stark besiedelte Stadt Goma, wurden in Mitleidenschaft gezogen.
 
 
   
Die Einwohner litten aufgrund der Asche und Gase unter Fieber, Durchfallerkrankungen, Kopfschmerzen, Bindehautentzündung und Atemwegsproblemen. Am 2. März begann an der Südflanke des Nyamuragira eine erneute Eruption. Diesmal erreichten die Lavaströme auf ihrem Weg nach Nord, Südost und Südwest Längen von 10 bis 20 km (Abb. 17). Nach Angaben der Vulkanologen hatte Mitte März die Stärke der Lavaströme abgenommen, während aber weiterhin sehr viel Rauch sichtbar war.

Daten

In dieser Übung arbeiten wir mit Landsat-Daten, da Landsat-Daten seit 1972 vorliegen, sie eine recht hohe Auflösung bieten und kostenlos aus dem Internet heruntergeladen werden können. Die verfügbaren Bilder stammen außerdem von kurz vor und kurz nach großen Eruptionen. Der Hauptgrund, weshalb keine anderen optischen Bilder verwendet werden, liegt in der Tatsache, dass der Himmel über dem Gebiet fast immer bewölkt ist und nur einige wenige Landsat-Bilder aus den letzten Jahren nahezu wolkenlos sind. Zum Durchdringen der Wolken wären Radar-Aufnahmen erforderlich (z. B. von Envisat ASAR, ERS-SAR oder Radarsat).


 
 
SensorDatumAnmerkungen
Landsat 2 - MSS12. März 1975Fast keine Wolken, einige Sensorfehler
Landsat 2 - MSS06. Feb. 1978Keine Wolken, einige Sensorfehler
Landsat 5 - TM07. Aug. 1987Fast keine Wolken, gute Qualität
Landsat 5 - TM17. Jan. 1995Bewölkt
Landsat 7 - ETM+11. Dez. 2001Direkt vor der Eruption von 2002, wenige Wolken
Landsat 7 - ETM+15. Jan. 2003Aschewolke von Nyiragongo, Lava gut sichtbar
Landsat 7 - ETM+31. Jan. 2003Kleine Aschewolke und wenige Wolken über der Lava des Nyiragongo
 


Welche Bilder eignen sich am besten für eine Veränderungsdetektions-Analyse der Vulkane?

2001 ist ein Bild mit wenigen Wolken; es wurde direkt vor der Eruption des Nyiragongo im Jahr 2002 aufgenommen, aber nach der Eruption des Nyamuragira von 2001.

2003-01-31 ist ein nahezu wolkenfreies Bild, aber leider befinden sich direkt über der Lava von 2002 Wolken und eine kleine Aschewolke.

2003-01-15 zeigt die Aschewolke, aber die Hälfte des Bildes ist mit Wolken bedeckt. Das Gebiet mit der Lava der Nyiragongo-Eruption von 2002 ist deutlich sichtbar, die Lava der Nyamuragira-Eruption jedoch nicht so gut.

Deshalb verwenden wir 2001, 2003-01-15 und 2003-01-31. Die Bilder von 1975 und 1978 verwenden wir zur visuellen Analyse der Nyiragongo-Eruption von 1977. Anhand von Bildern von 1987 und 1995 erstellen wir außerdem eine optische Zeitreihe.
 
 
Vorbereitung
 

  • Laden Sie das Zip-Archiv namens Nyiragongo_Landsat.zip herunter, entpacken Sie es und speichern Sie die Dateien auf der Festplatte.
  • Lesen Sie die Prinzipien der Fernerkundung auf der Eduspace-Website.
  • Öffnen Sie LeoWorks.

 
 
 
Last update: 22 Mai 2013


Nyiragongo und Nyamuragira

 •  Einführung (http://www.esa.int/SPECIALS/Eduspace_Disasters_DE/SEMGWWCT5QG_0.html)

Veränderungs
detektion und Risikobewertung


 •  Übung 1: Erforschen und Kennenlernen des Vulkans (http://www.esa.int/SPECIALS/Eduspace_Disasters_DE/SEMFZWCT5QG_0.html)
 •  Übung 2: Lavadetektion mit überwachter Klassifizierung (http://www.esa.int/SPECIALS/Eduspace_Disasters_DE/SEMB9ZCT5QG_0.html)
 •  Übung 3: Multitemporale Veränderungsdetektion und Überwachung (http://www.esa.int/SPECIALS/Eduspace_Disasters_DE/SEMVDZCT5QG_0.html)

Eduspace - Download

 •  Nyiragongo_Landsat.zip (http://esamultimedia.esa.int/docs/eduspace/Volcanoes_Exercise_Data_3.zip)

Eduspace - Software

 •  LEOWorks 3 (http://esamultimedia.esa.int/multimedia/LEOWorks3.exe)
 •  LEOWorks 3 Tutorial (http://esamultimedia.esa.int/multimedia/eduspace/leoworks3-tutorial.pdf)