Letzte Bilder des Aeolus Wiedereintritts
In brief
Der ESA-Satellit Aeolus war vier Jahre, elf Monate und sechs Tage lang in Betrieb. Diese Animation wurde mithilfe der letzten acht Bilder des Satelliten erstellt, der seine Aufgabe zur Erstellung eines Windprofils der Erde mehr als erfüllte.
Die Aufnahmen zeigen, wie die Sonde während ihrer kurzen Phase als Weltraummüll von der Erdatmosphäre hin- und her geschüttelt wird und zu taumeln beginnt.
In-depth
Um die Menge an Raumfahrtrückständen einzuschränken, wird in internationalen Vorschriften festgelegt, wie lange ein Satellit nach Beendigung seiner Mission in der Umlaufbahn verbleiben darf – nicht länger als 25 Jahre.
Bei Missionen im niedrigen Erdorbit erfolgt die Rückkehr schneller, da sie von der dünnen Erdatmosphäre erfasst und so zügiger zurückgebracht werden können.
Im Rahmen des unterstützten Wiedereintritts von Aeolus im Juli 2023 – dem ersten seiner Art - wurde das ohnehin bereits geringe Risiko durch herabfallende Trümmerteile um den Faktor 150 reduziert. Gleichzeitig wurde auch die Zeitspanne, in der Aeolus unkontrolliert in der Umlaufbahn verblieb, um einige Wochen verkürzt, wodurch das Risiko von Kollisionen mit anderen Satelliten auf dieser wichtigen Weltraumautobahn begrenzt wurde.
Bewegende Momente
Aeolus wurde somit kurzzeitig zu Weltraummüll, nachdem am 28. Juli 2023 um 17:43 MESZ der letzte Befehl an den Satelliten gesendet wurde und das Flugkontrollteam in der Folge nicht mehr mit der Mission kommunizieren oder sie beeinflussen konnte. Nach monatelangen Vorbereitungen und einer Woche intensiver und kritischer Operationen hatte das Team alles im Rahmen des Möglichen getan. Der Satellit wurde passiviert – abgeschaltet – und dem ESA-Büro für Raumfahrtruckstände übergeben, das den endgültigen Sinkflug verfolgte.
Beim Blick auf die wahrscheinliche Flugroute war klar, dass man mithilfe des Weltraumbeobachtungsradars TIRA (Tracking and Imaging Radar) des Fraunhofer-Instituts für Hochfrequenzphysik und Radartechnik in Deutschland (Eifel) eine „gute Sicht“ haben würde. Die 34-Meter-TIRA-Antenne konnte Aeolus gegen 18:20 Uhr MESZ etwa vier Minuten lang verfolgen.
„Betreiber*innen von Raumsonden sind es gewohnt, mit ihren Missionen in Dialog zu treten, aber Raumfahrtrückstände können leider nicht kommunizieren. Diese letzten Beobachtungen bestätigten, dass der finale Wiedereintritt von Aeolus gut verlaufen war und dass der nun ‚dahingeschiedene‘ Satellit in die erwartete elliptische Umlaufbahn mit einer Mindesthöhe von 120 Kilometer gelangt war", erklärt Benjamin Bastida Virgili, Experte im ESA-Büro für Raumfahrtrückstände.
„Wenn man sich den Weg von Aeolus eher als einen leicht gequetschten Kreis und nicht als eine Linie vorstellt, wurde dieser bei seiner Rückkehr kleiner und kreisförmiger, seine Höhe stieg und fiel jedoch nach wie vor. Anhand dieser Informationen zur Bahn von Aeolus haben wir eine neue Schätzung der Wiedereintrittszeit berechnet, die etwas mehr als zwei Stunden später auf unserer geplanten Bodenspur erfolgte.“
Dies war das letzte Mal, dass die Missionsteams Aeolus sahen. Er war immer noch im komplett und nur zwei Stunden davon entfernt, in der Erdatmosphäre über der Antarktis, weit entfernt von bewohnten Gebieten, zu zerfallen. Gegen 20:40 Uhr MESZ wurde Aeolus dann für etwa zwei Minuten zu einer vorübergehenden Feuerkugel in der Atmosphäre.
„Normalerweise gehen wir davon aus, dass wir eine Mission zum letzten Mal sehen, wenn sie auf die Spitze einer Trägerrakete gesetzt wird und sich die Verkleidung um sie herum schließt“, sagt Aeolus-Missionsmanager Tommaso Parrinello.
„Aeolus ist ein bemerkenswertes Beispiel für nachhaltige Raumfahrt und verantwortungsvollen Betrieb. Wir haben die Mission so lange wie möglich begleitet und ihre Rückkehr so weit wie möglich unterstützt. Diese Bilder sind unser letzter Abschied von der Mission, die wir alle vermissen, deren Vermächtnis aber weiterleben wird."