Astronauten auf der Suche nach - unterirdischem - Leben
Allen Astronauten gemeinsam ist der große Traum, auf neues Leben zu treffen. Für ein ausgewähltes Team könnte dieser Traum diese Woche Wirklichkeit werden - allerdings unter der Erdoberfläche und nicht in den Tiefen des Weltraums.
Eine internationale Crew aus sechs Astronauten wird mit dem Training für ein Höhlenabenteuer beginnen, das der Vorbereitung zu Raumflügen dient.
Im Rahmen des CAVES-Programms (Cooperative Adventure for Valuing and Exercising human behaviour and performance Skills) trainieren Astronauten während der Erkundung bislang unerforschter Gebiete mit Raumfahrtmethoden sichere und effiziente Vorgehensweisen sowie gemeinschaftliche Problemlösung innerhalb eines multikulturellen Teams.
Unterirdischer Weltraumspaziergang auf Sardinien
Die sonnenverwöhnte italienische Insel Sardinien erwartet Astronauten aller Partner der Internationalen Raumstation ISS. In der ersten Woche lernen die Astronauten Sicherheitsverfahren und Grundlagen der Höhlenforschung, und ab dem 7. September werden sie dann sechs Tage unter der Erdoberfläche verbringen.
Höhlen bieten in vielerlei Hinsicht vergleichbare Bedingungen zu jenen eines Raumfluges: Arbeiten ohne Kontakt zur Außenwelt, Enge, extrem eingeschränkte Privatsphäre, technische Herausforderungen und begrenzte Ressourcen - mit diesen Bedingungen müssen die Astronauten nicht nur im Weltraum, sondern auch untertage zurechtkommen.
Das Experiment soll so realistisch wie möglich sein. Eine eigene Missionskontrolle überwacht das Team von der Basisstation am Höhleneingang aus. Genau wie auf der ISS finden zweimal am Tag Lagebesprechungen statt.
Die Crew erhält während ihres Aufenthaltes in der Höhle nur eine einzige Nachschublieferung. Die Crewmitglieder müssen ihre Ausrüstungsbestellung daher äußerst umsichtig zusammenstellen und der Missionskontrolle mindestens 24 Stunden Zeit lassen, um die Sendung bereit zu stellen.
Die Suche nach Leben
Natürlich bleibt auch die Gelegenheit zur wissenschaftlichen Forschung nicht ungenutzt. Genau wie im Weltraum verrichten die Astronauten durchgehend wissenschaftliche Aufgaben, testen aber auch neue Ausrüstungsgegenstände und Verfahren.
Obwohl viele Kilometer der Höhlen auf Sardinien erforscht wurden, bleibt ein Großteil dennoch unbekannt. Die „Höhlen-Astronauten“ müssen sich sicher in den unterirdischen Gängen bewegen und gleichzeitig entscheiden, welche Bereiche sie erforschen möchten. Sie werden jeden ihrer Schritte genau kartieren, um zum Basislager zurückzufinden und zukünftigen Höhlenforschern die Arbeit zu erleichtern.
In diesem Jahr werden die Astronauten auch nach Lebensformen suchen. „Bisher hat in diesen Höhlen noch nie jemand systematisch nach mikrobiologischem Leben gesucht“, so ESA-Astronautentrainerin und CAVES-Entwicklerin Loredana Bessone.
„Große und kleine Lebewesen zu finden ist immer toll, und deshalb freue ich mich sehr, dass wir nach exotischen Bakterien und Höhlenbewohnern wie Arthropods Ausschau halten.“
Die Astronauten werden denselben Sicherheitsprotokollen wie bei Weltraumspaziergängen folgen und zudem ein neues Kommunikationssystem testen.
Mit Unterstützung ihrer Trainer werden sie im Laufe der zweiwöchigen Schulung ihre Teamfähigkeit und Führungsqualitäten analysieren.