ESA-Studierendensatellit macht bedeutende Fortschritte
Eine neue, von Studierenden entwickelte Satellitenmission tritt nunmehr in ein fortgeschrittenes Stadium ein. Vor kurzem erhielt die italienische ALMASpace den Zuschlag als Hauptauftragnehmer der ESEO-Mission.
Beim European Student Earth Orbiter (ESEO) handelt es sich um eine Mikrosatelliten-Mission in die niedrige Erdumlaufbahn. Nun wird der kürzlich beauftragte italienische Hauptauftragnehmer ALMASpace die letzten Entwicklungsschritte der europäischen Studierenden betreuen, das heißt die Systemintegration, die Tests und die Inbetriebnahme in der Umlaufbahn.
Hauptziel der Mission ist es, Studierenden in einem Weltraumprojekt intensive, praktische Erfahrungen zu vermitteln. Mit einem derartigen Erfahrungshintergrund sind sie für den europäischen Hightech-Arbeitsmarkt der Zukunft bestens gerüstet.
„ESEO stellt für das ESA-Büro für Bildung und Wissensmanagement eine weitere Etappe auf dem Weg dar, Studierenden aus ganz Europa Praxiswissen aus erster Hand zu vermitteln. Die Arbeit an einem echten Weltraumprojekt ist sehr motivierend und bereitet die zukünftigen europäischen Ingenieure und Wissenschaftler bestmöglich auf ihren Beruf vor“, so Piero Galeone, Leiter Hochschulbildung bei der ESA.
An der ESEO-Vorplanung, der so genannten Phase B, waren über 200 Studierenden von 13 Hochschulen aus ganz Europa beteiligt. Am Ende dieser Phase entschied man sich letztlich für eine kleinere Satellitenversion. Für den Bau und Test des ESEO-Satelliten wurde eine neue europaweite Ausschreibung aufgelegt.
Derzeit leisten neun europäische Universitäten neben ALMASpace Beiträge zu dieser Mission. ALMASpace wurde 2007 als Spin-off des Labors für Mikrosatelliten, Weltraum-Mikrosysteme und Funktechnik der Universität Bologna gegründet. Mit der Ausgründung sollten die Ergebnisse der Forschung im Bereich Weltraumsystem-Engineering vermarktet werden.
„Wir freuen uns, dass wir den Zuschlag als Hauptauftragnehmer für die Fortsetzung des ESEO-Projekts bekommen haben“, sagt Prof. Paolo Tortora, ESEO-Programmverantwortlicher bei ALMASpace. „Bei ALMASpace sind wir vom hohen Wert praktischer Bildungsprojekte überzeugt, da auch dieses Unternehmen von ehemaligen Studierenden der Universität Bologna gegründet wurde.“
Neben den typischen Engineeringaufgaben im Rahmen einer Satellitenentwicklung sind beim ESEO-Projekt auch Bildungsaspekte von zentraler Bedeutung. Unter Leitung der ESA soll ALMASpace den teilnehmenden Studierenden ihre Hochschulausbildung ergänzende betriebsinterne Module anbieten. Diese umfassen Vorlesungen anerkannter internationaler Fachleute sowie praktische Workshops.
Der Satellit soll hauptsächlich zur Messung ionisierender Strahlung im Orbit, Erprobung von Technologien für weitere Studierendensatelliten und der Aufnahme öffentlichkeitswirksamer Bilder von der Erde und/oder anderen Himmelskörpern dienen.
Die Mikrokamera für diese Bilder kommt von der dänischen Hochschule DTU Space, die Universität Budapest (Ungarn) steuert das Instrument zur Überwachung der Strahlung in der Erdumlaufbahn bei. Dabei handelt es sich um Daten, die für das Leben und Arbeiten in Weltraum von entscheidender Bedeutung sind, denn die Strahlung hat nicht nur nur auf Menschen negative Auswirkungen, sondern auch auf die Technik.
Von anderen Hochschulen kommen zusätzliche Systeme, etwa die Kommunikationsanlage, über die der Kontakt zum Satelliten aufrechterhalten wird.
Die britische Cranfield University liefert ein Deorbiting-System. Es besteht aus einem kleinen Segel, das die Bremswirkung der letzten Reste der oberen Erdatmosphäre auf den Satelliten weiter verstärkt. Nach Abschluss der Mission beschleunigt das Bremssegel den Absturz des Satelliten, der dann in der Erdatmosphäre verglüht.
ESEO ist die dritte Mission im Rahmen des ESA-Studierendensatellitenprogramms. Es baut auf die Erfahrungen mit dem 2005 gestarteten SSETI Express und dem YES2-Tether- und Wiedereintrittskapsel-Experiment auf, das 2007 umgesetzt wurde.
Der Satellit wird bei einer Größe von ca. 33x33x63 cm etwa 40 kg wiegen. Er soll 2015-16 starten und mindestens sechs Monate in Betrieb bleiben.
Die neun teilnehmenden Hochschulen liefern jeweils folgende Beiträge zu ESEO:
- DTU Space (Dänemark) – Mikrokamera;
- Universität Budapest (Ungarn) – Teleskopdosimeter und Plasmadiagnose-Sonde;
- Universität Breslau (Polen) – S-Band-Kommunikationssubsystem;
- Universität Bologna (Italien) – GPS-Receiver und Umlaufbahnbestimmung;
- TU Delft (Niederlande) – AODCS S/W-Experimente
- Cranfield University (Großbritannien) – Deorbitingsystem;
- Universität Vigo (Spanien) – GENSO für ESEO;
- TU München (Deutschland) – S-Band-Bodenstation;
- Universität Saragossa (Spanien) – Missionsanalyse.
Weitere Informationen erhalten Sie bei:
Piero Galeone
Leiter Hochschulbildung
Piero.Galeone@esa.int