GIOVE-B sendet erste Signale
ESA PR 26-2008. Nach einem erfolgreichen Start am 27. April funkt GIOVE-B nun seit heute seine ersten Navigationssignale zur Erde. Für die Satellitennavigation wird sich dieser 7. Mai als historisches Datum erweisen, denn GIOVE-B sendet erstmals ein vom GPS- und vom Galileo-System gemeinsam genutztes Signal aus, wobei ein mit dem Kürzel MBOC (Multiplexed Binary Offset Carrier) bezeichnetes Modulationsverfahren verwendet wird. Auf dieses besondere, optimierte Verfahren hatten sich die EU und die USA für ihre beiden Navigationssysteme, Galileo und das künftige GPS III, im Juli 2007 vertraglich festgelegt.
Die mit einer hochstabilen Atomuhr, einem passiven Wasserstoffmaser, synchronisierten GIOVE-B-Signale, bieten eine höhere Genauigkeit, wenn der Empfang durch Mehrwegeübertragung, Interferenzen oder das Navigieren innerhalb von Gebäuden erschwert wird. Das heutige Signal ist der Beweis dafür, dass Galileo und GPS tatsächlich aufeinander abgestimmt und verbundfähig sind. Die neuen Ortungsdienste werden in Zukunft Nutzern auf der ganzen Welt zugute kommen.
"Dadurch, dass GIOVE-B nun seine hochpräzisen Signale zur Erde sendet, können wir uns ein anschauliches Bild der breiten Palette an Möglichkeiten machen, die uns Galileo mit seinen in ihrer Leistungsfähigkeit unübertroffenen Satellitenortungsdiensten bieten wird, und dies bei gleichzeitiger Gewährleistung der Kompatibilität und Interoperabilität mit dem GPS", erklärte Javier Benedicto, der Projektleiter für Galileo.
Nachdem Start, Anfangsbetrieb und Einsatzerprobung der Plattform des Satelliten erfolgt waren, konnten auch die eigentlichen Nutzlasten von GIOVE-B eingeschaltet werden, so dass nun seit dem 7. Mai Navigationssignale ausgestrahlt werden, die noch auf ihre Qualität hin überprüft werden. An der Signalanalyse sind mehrere Einrichtungen beteiligt: das GIOVE-B-Kontrollzentrum auf dem Gelände von Telespazio in Fucino in Italien, das Galileo-Signalverarbeitungszentrum der ESA im Europäischen Zentrum für Weltraumforschung und -technologie (ESTEC) in den Niederlanden, eine der Bodenstationen der ESA (Redu in Belgien) und das zum Rutherford Appleton Laboratory (RAL) gehörende Observatorium im britischen Chilbolton.
Die dortige Antenne mit einem Durchmesser von 25 m ermöglicht eine besonders genaue Analyse der Eigenschaften der GIOVE-B-Signale, damit ihre Übereinstimmung mit den Entwurfsspezifikationen des Galileo-Systems überprüft werden kann. Sobald der Satellit den Empfangsbereich von Chilbolton und Redu durchfliegt, werden die großen Antennen aktiviert und auf GIOVE B ausgerichtet, der die Erde in 23 173 km Höhe umkreist, wobei er für eine vollständige Erdumrundung 14 Stunden und drei Minuten benötigt.
Von der Qualität der GIOVE-B-Signale hängt die Genauigkeit der von den Nutzerterminals am Boden angezeigten Ortungsangaben ab. Mit seinem passiven Wasserstoff-Maser führt GIOVE B eine Atomuhr mit sich, deren Stabilität von bisher unerreichter Präzision sein wird.
Die Signalqualität kann durch die jeweilige Umgebung des Satelliten auf seiner Umlaufbahn sowie den Übertragungsweg der Signale vom Weltraum zum Boden beeinträchtigt werden. Außerdem dürfen die Satellitensignale nicht zu Interferenzen mit Diensten auf benachbarten Frequenzbändern führen, was derzeit ebenfalls nachgeprüft wird.
Die Galileo-Teams in der ESA und der Industrie verfügen über die entsprechenden Anlagen, um das Spektrum der von GIOVE-B gefunkten Signale in Echtzeit zu erfassen und zu speichern. Mit mehreren Messverfahren werden die Signalstärke, die Mittenfrequenz und Bandbreite sowie das Format der an Bord erzeugten Navigationssignale erfasst. Dadurch können die Satellitensignale in allen drei für sie reservierten Frequenzbändern analysiert werden.
Nicht zuletzt bietet die GIOVE-B-Mission die Gelegenheit, kritische Satellitentechnologien zur Charakterisierung des Strahlungsumfelds der mittleren Erdumlaufbahn (MEO) im Weltraum zu validieren und einen zentralen Bestandteil des künftigen Galileo-Systems, nämlich die von den Nutzern eingesetzten Empfänger, zu testen.
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