Internationale Charta für Katastrophen feiert 20-jähriges Bestehen
In dieser Woche feiert die Internationale Charta für Weltraum und Naturkatastrophen ihr 20-jähriges Bestehen. Die von der ESA, der französischen Weltraumagentur CNES und der kanadischen Weltraumorganisation Canadian Space Agency gegründete Charta wurde mit Stand vom 19. Oktober 2020 680 Mal aktiviert, um bei der Reaktion auf Katastrophen in 126 Ländern zu helfen. Das Erdbeben und der Tsunami im Indischen Ozean im Jahr 2004, das Erdbeben in Haiti im Jahr 2010, der Taifun Haiyan in Südostasien im Jahr 2013 und die Explosion im Libanon im Jahr 2020, wurden von der Charta abgedeckt.
Wenn eine Katastrophe eintritt, sind klare und rechtzeitige Informationen von entscheidender Bedeutung, um Leben und Besitztümer zu retten. Satelliten, die Bilder aus dem Weltraum liefern, können für diejenigen lebenswichtig sein, die sowohl auf natürliche als auch auf vom Menschen verursachte Notfälle reagieren. Von grundlegender Bedeutung ist aber auch, dass dies auf koordinierte Weise geschieht, was genau die Rolle der Charta ist.
Dank der Charta haben 67 Länder direkten Zugang zu einem einheitlichen System von Weltraumdaten für die Katastrophenhilfe.
Seit die drei Gründungsorganisationen die Charta am 20. Oktober 2000 formell unterzeichnet haben, ist die Mitgliedschaft auf inzwischen 17 Weltraumagenturen und Systembetreiber angewachsen, die Beobachtungsdaten für Katastrophenschutzbehörden in aller Welt bereitstellen.
Der Wert dieser Initiative liegt darin, die Raumfahrtagenturen zu mobilisieren und von ihrem Know-how sowie ihren Satelliten über einen einzigen Zugangspunkt zu profitieren, der 24 Stunden am Tag, 7 Tage in der Woche und ohne Kosten für den Nutzer arbeitet.
Aktiviert wurde die Charta bereits im Rahmen der massiven Erdbeben der Stärke 7,9 in Nepal im Jahr 2015, des verheerenden Taifuns Haiyan auf den Philippinen im Jahr 2013, des Erdbebens in Haiti im Jahr 2010, der Ölkatastrophe von Deepwater Horizon im Golf von Mexiko im Jahr 2010 sowie im Zuge des Tsunamis in Indonesien und Thailand im Jahr 2004.
Die jüngste Aktivierung der Charta erfolgte als Reaktion auf die gewaltige Explosion von Ammoniumnitrat in einem Lagerhaus im Hafen von Beirut, Libanon am 4. August 2020.
In den letzten 20 Jahren ist die Charta über 680 Mal aktiviert worden.
Im Jahr 2017 erhielt das Team der Charta den angesehenen William Thomas Pecora-Preis für die "herausragende Unterstützung der Weltgemeinschaft in Krisenzeiten", indem es in solch kritischen Momenten kostenlos Satellitenbilder, Daten und Informationen zur Verfügung stellte.
Seit dem Beginn hat die ESA insgesamt sechs Mal die Rolle des Primus Inter Pares übernommen, zuletzt zwischen Oktober 2017 und April 2018. Diese Führungsrolle, die alle sechs Monate zwischen den Mitgliedern rotiert, umfasst die Koordinierung der Gesamtaktivitäten der Charta für den festgelegten Zeitraum.
An einigen der wichtigsten Aktivitäten der Charta waren auch die europäischen Copernicus-Sentinel-Satelliten beteiligt.
Der von der EU finanzierte Copernicus-Notfallmanagementdienst - der den Katastrophenschutzbeamtinnen und -beamten kostenlos Karten zur Verfügung stellt - arbeitet mit der Charta zusammen, um Doppelarbeit zu vermeiden und so eine maximale Hilfe für die Opfer zu gewährleisten. Die von beiden Diensten erstellten Karten verdeutlichen die Auswirkungen internationaler Katastrophen und dienen als wertvolle Ressource bei der Schadensbewertung.