Interplanetarer Internetanschluss
Bei einem gemeinsamen Test eines Kommunikationsprotokolls für interplanetare Raumflüge steuerte die NASA-Astronautin Sunita Williams kürzlich von der Internationalen Raumstation aus einen ESA-Rover in Deutschland.
Das neue, unterbrechungstolerante Netzwerk ähnelt dem Internet, über das Sie diesen Text hier gerade lesen. Doch für Reisen durch die Weiten des Weltalls müssen Weltraumagenturen sich auf ein noch robusteres Kommunikationssystem verlassen können.
Solche Netzwerke speichern Nachrichten, auch wenn ein Signal verloren gehen sollte, weil ein Raumschiff zum Beispiel in der Umlaufbahn hinter dem Horizont verschwindet und keinen Sichtkontakt mehr zum Rover hat. Sobald die Verbindung wieder steht, wird die gespeicherte Nachricht zugestellt.
Die über das Netzwerk verschickte Information wird in Datenpakete aufgeteilt. Jedes Paket wird zwischengespeichert, bis eine sichere Verbindung zur nächsten Station seiner Reise hergestellt ist. So springt es zwischen einer beliebigen Zahl von Netzknoten hin und her, bis es seinen Empfänger erreicht.
Unter Verwendung dieses neuen Protokolls ließ Sunita Williams den „Mocup“-Rover der ESA am 23. Oktober hin- und herfahren und Fotos machen. Ein Laptop auf der Internationalen Raumstation war ihre einzige Verbindung zu Mocup, während ESA- und NASA-Wissenschaftler ihre Fortschritte beobachteten.
Der Rover fuhr über eine nachgebildete Planetenoberfläche im Darmstädter ESA-Kontrollzentrum ESOC und sandte Kamerabilder zurück, um der NASA-Astronautin eine Orientierungshilfe zu bieten.
Zuverlässige Kommunikation
Es handelt sich dabei um den ersten Schritt hin zu einer neuen Art der Planetenerkundung. Neben menschlichen Entdeckern werden bei zukünftigen, über den Mars hinausgehenden Missionen wahrscheinlich auch Rover auf Planetenoberflächen eingesetzt, die sich von Astronauten vom sicheren Raumschiff in der Umlaufbahn aus steuern lassen.
Derartige Netzwerke könnten ähnlich wie das Internet zur Steuerung weit entfernter Raumfahrzeuge und Rover eingesetzt werden.
Stellen Sie sich ein „Weltraum-Internet“ für alle mit diesem Netzwerk verbundenen Objekte vor, die sich auf dem Mars oder anderen Himmelskörpern befinden oder in einer Umlaufbahn kreisen. „Wir können dieses Netzwerk zur effizienten und sicheren Kommunikation mit Objekten einsetzen“, so Kim Nergaard, der beim Test im ESOC für die Bodenoperationen zuständig war.
„Unterbrechungstolerante Netzwerke leiten Kommunikationen immer über den am besten geeigneten Pfad. Bei diesem Test wurden viele wichtige Bestandteile einer solchen Konfiguration getestet.
Eine große, internationale Gruppe hat dabei hervorragend zusammengearbeitet. Zum Abschluss des Experiments analysieren wir die wissenschaftlichen Daten nun und ergänzen zukünftige Tests um neue Bestandteile.“