Kollision im Eis
Diese Animation besteht aus acht Envisat Radarbildern und zeigt den 97 km langen B-9B Eisberg (rechts), der die Mertz Gletscherzunge in der Ostantarktis Anfang Februar gerammt hat. In Folge der Kollision brach ein Stück der Gletscherzunge ab und ein neuer Eisberg, beinahe so groß wie B-9B entstand.
Der neue Eisberg namens C-28 ist ungefähr 78 km lang und 39 km breit und hat eine Oberflächenausdehnung von 2500 Quadratkilometern (entspricht der Größe Luxemburgs).
Seit der Kollision sind die beiden Eisberge in eine so genannte Polynja gedriftet, einen Bereich offenen Wassers, der von Meereis umgeben ist. Polynjas produzieren dichtes, kaltes und salziges Wasser – bekannt als „Bodenwasser“ – das zum Meeresboden sinkt und die Meeresstömung antreibt.
Wenn die Eisberge im Polynja-Gebiet bleiben, besteht die Befürchtung, dass sie die Bildung von Bodenwasser blockieren könnten. Dies würde bedeuten, dass weniger Sauerstoff in die tiefen Strömungen gelangt, die die Ozeane speisen, was wiederum Folgen für das maritime Leben in der Region haben könnte.
Der Mertz Gletscher, 72 km lang und etwa 32 km breit, fließt in den südlichen Ozean vor der Ostantarktis entlang der George V Küste. Er bildet eine 160 km lange Zunge, die sich nördlich in den Ozean, in Richtung Australien ausbreitet. Die Zunge hatte große, sichtbare Sprünge, die sich schon Jahre vor dem Zusammenstoss entwickelt hatten.
B-9B brach vom B9 Eisberg ab, der 1987 vom Ross Eisschelf in der Westantarktis kalbte. Er driftete westwärts und lief 1992 weniger als 100 km östlich der Mertz Gletscherzunge auf Grund, wo er bis zum letzten Monat verblieb. Das Bild rechts zeigt die Positionen der Mertz Gletscherzunge und des B-9B Eisbergs im Dezember 2007.
Das Nationale Eiszentrum (National Ice Center) in Maryland, USA, benennt Eisberge, die mindestens 10 nautische Meilen (oder 19km) lang sind und sich in einer bestimmten Distanz zum Südpol befinden. Die Namen werden unter dem Gesichtspunkt wo und wann sie zuerst von einem Gletscher oder Schelfeis abbrachen vergeben. Der erste Buchstabe steht für einen der vier Längenquadranten der Antarktis von A bis D; Quadrant A liegt der südlichen Spitze Südamerikas gegenüber, während Quadrant C Australien gegenüber liegt.
Dann wird eine fortlaufende Nummer hinzugefügt, die widerspiegelt, wie viele benannte Eisberge aus einem spezifischen Quadranten seit 1976 hervorgegangen sind. Das bedeutet, dass C-28 seinen Namen erhielt, weil er der 28. Eisberg war, der sich im C Quadranten gebildet hat.
Der Advanced Synthetic Aperture Radar (ASAR) an Bord von Envisat hat diese Bilder zwischen dem 10. Februar und dem 4. März in der „Wide Swath“ Funktion aufgenommen, die eine Ortsauflösung von 150m ermöglicht. ASAR kann durch Wolken und lokale Dunkelheit sehen und sogar zwischen verschiedenen Eistypen unterscheiden.