Kometenjäger Rosetta wird in Winterschlaf versetzt
Heute wurde der letzte Befehl in den Tiefraum gesendet, um den ESA-Kometenjäger Rosetta in den Winterschlaf zu versetzen. Mit fast gänzlich abgeschalteten Systemen wird die Sonde jetzt 31 Monate lang durchs All fliegen, bis sie 2014, kurz vor Ankunft bei ihrem Zielkometen, wieder aktiviert wird.
Das heutige, dramatische Ereignis bildet den Abschluss einer sehr erfolgreichen ersten Phase des zehnjährigen Fluges von Rosetta und den Beginn eines langen, dunklen Winterschlafs, während dessen sämtliche Instrumente und nahezu alle Kontrollsysteme stumm bleiben.
Hunderte Millionen Kilometer lange Reise
Dieser Tiefschlaf ist aufgrund der riesigen Entfernung der Sonde von der Sonne notwendig, da das ankommende Licht so schwach ist, dass die Solarpaneele nicht genug Strom zur Versorgung der gesamten Sonde erzeugen können.
Daher wird Rosetta ab heute bis Januar 2014 ohne weitere Betreuung hunderte Millionen Kilometer durch kalte, weit entfernte Regionen des Weltraums fliegen, bis sie auf 67P/Tschurjumow-Gerasimenko trifft.
Nur der Computer und einige Heizsysteme bleiben in Betrieb. Diese werden automatisch gesteuert und verhindern, dass der gesamte Satellit bis 2014 auf seiner zwischen 660 und 790 Mio. km von der Sonne entfernten Umlaufbahn einfriert.
„Wir haben den Befehl über die 70-Meter-Parabolantenne der Canberra Deep Space Network Station in Australien abgesetzt, damit das Signal auch stark genug ist, um Rosetta zu erreichen – schließlich befindet sich die Sonde bereits 549 Mio. km von der Erde entfernt“, so ESA-Flugleiter Andrea Accomazzo.
„Wir werden die Sonde über die 35-Meter-Antenne der ESA im australischen New Norcia einige Tage beobachten und schauen, ob Probleme auftreten, aber bis 2014 erwarten wir keinerlei Funkkontakt. Rosetta ist ab sofort auf sich allein gestellt“.
Weckruf am 20. Januar 2014
Am 20. Januar 2014 wird die schlummernde Sonde von einer Zeitschaltuhr geweckt und ihr erfolgreiches Erwachen mit einem Funksignal in Richtung Erde bestätigen. In den darauf folgenden Wochen wird die Missionskontrolle die Bordsysteme dann Stück für Stück erwärmen und hochfahren, um das Raumfahrzeug auf das Zusammentreffen mit dem Kometen im Juli 2014 vorzubereiten. Die Missionskontrolleure im Europäischen Raumflugkontrollzentrum ESOC in Darmstadt waren im vergangenen Jahr großteils mit den Vorbereitungen auf diesen Winterschlaf beschäftigt. Die Ingenieure von EADS Astrium, dem industriellen Hauptauftragnehmer für den Bau von Rosetta, haben diesen besonderen Winterschlaf-Modus konzipiert, damit die Sonde ihre Reise trotz des großen Abstands von der Sonne übersteht.
Ende März wurden sämtliche wissenschaftlichen Instrumente abgeschaltet. Im April und Mai wurden die Rosettas Solarpaneele in einer 600 Mio. km von der Sonne entfernten Umlaufbahn getestet, um sicherzustellen, dass für die Versetzung in den Winterschlaf auch genügend Energie zur Verfügung steht. Heute um 08:00 Uhr GMT (10:00 MESZ) wurde Rosetta in Rotation versetzt, um die Sonde auch bei abgeschaltetem Lagekontrollsystem zu stabilisieren, und um 12:58 GMT (14:58 MESZ) wurde der Befehl zum endgültigen Abschalten gesendet.
„Mit den Vorbeiflügen an den Asteroiden Šteins (2008) und Lutetia (2010) hat Rosetta bereits hervorragende wissenschaftliche Ergebnisse geliefert“, meint Dr. Paolo Ferri, Leiter für solare und planetare Missionen im ESOC.
„Der Winterschlaf ist ein notwendiger Schritt zum Erreichen des endgültigen Ziels. Jetzt freuen wir uns auf 2014, wenn Rosetta als erste Raumsonde das Leben eines Kometen auf seiner Bahn in Richtung Sonne nachzeichnen wird“.