Leben retten mit Hilfe von Satellitendaten
Die Rettung von über Bord gegangenen Besatzungsmitgliedern bei schlechtem Wetter erweist sich mitunter als eine überaus problematische Angelegenheit. Besonders unter Stress ist es nicht immer einfach, das Boot nahe genug an die im Wasser treibende Person heranzubringen. Mit einem neuen System soll nun die Satellitennavigation zur genauen Ortung von Opfern und letztendlich zum Retten von Menschenleben eingesetzt werden.
Peter Hall und Christine Edwards vom britischen Unternehmen Sci-Tech Systems haben ein System namens „Person Overboard“ (POB) entwickelt, das die Position des „Manns über Bord“ über GNSS (Global Navigation Satellite System) in Echtzeit überwacht und eine effizientere Suche vor Ort ermöglicht.
Beste Überlebenschancen bei Rettung durch die eigene Mannschaft
„Das Neuartige an unserem System ist die Tatsache, dass es die Echtzeit-Positionskoordinaten der Stelle an das Schiff zurücksendet, an der die Person im Wasser treibt, und nicht die Position der Unfallstelle. Dadurch kann das Opfer schneller gefunden werden,” erklärt Peter Hall, Technischer Leiter von Sci-Tech Systems.
„Es gibt Systeme, die die GPS-Position der Stelle aufzeichnen, an der die Person über Bord gegangen ist. Bei einer Gegenströmung von drei Knoten ist das Opfer allerdings vielleicht schon einen Kilometer weit abgetrieben, wenn das Boot umgedreht wurde, denn dieser Vorgang kann durchaus 15 Minuten dauern.”
Das POB-System besteht aus einem Mannschafts- und einer Schiffseinheit. Die Mannschaftseinheit beginnt mit der Übertragung der Position, sobald die Person über Bord fällt. Die Schiffseinheit empfängt diese Position und speist sie in das normale Bordnavigationssystem ein.
Da eine Bergung typischerweise bei schlechten Wetterverhältnissen oder bei Nacht und geringem oder keinem Sichtkontakt zur Person im Wasser erfolgt, ist die Genauigkeit der Position des Opfers von lebenswichtiger Bedeutung. Zum Start funktioniert das System auf der Basis von GPS-Signalen, deren Genauigkeit durch EGNOS verbessert wird. Künftig sollen die noch präziseren Galileo-Signale zur Verwendung kommen.
Als erfahrener Segler betont David Lewin, Business und Marketing bei Sci-Tech Systems: „Die Idee, die Position des im Wasser treibenden Besatzungsmitglieds auf der Ausrüstung anzuzeigen, die ohnehin auf dem Schiff verwendet wird, ist ein zentraler Aspekt.”
Wenn Panik aufkommt und unter dem extremen Stress eines Notfalls richtig gehandelt werden muss, ist es wichtig, dass die Mannschaft auf Geräte zurückgreifen kann, mit denen sie vertraut ist.”
POB-Idee gewinnt zwei internationale Auszeichnungen
Das POB-System erzielte zweimal den ersten Preis bei der European Satellite Navigation Competition: den „Galileo Master“-Gesamtpreis für die beste von 300 eingereichten Ideen und den Spezialpreis der „European Global Navigation Satellite System Supervisory Authority“ (GSA) für die beste Anwendung auf der Grundlage von EGNOS.
„Das System ist auf kommerzielle Fischerboote, Handelsschiffe, die Offshore-Erkundung (Bohrinseln), Passagierschiffe und den Freizeit-Yachtmarkt ausgerichtet.
European Satellite Navigation Competition unterstützt durch ESAs TTPO
Die European Satellite Navigation Competition (ESNC) wird im Namen ihres Technologie-Transfer-Programmebüros (TTPO) von der ESA unterstützt.
Das Hauptziel des TTPO ist die Förderung des Einsatzes von Raumfahrttechnologien und -systemen für irdische Anwendungen. Gleichzeitig soll den Bürgern Europas der Nutzen des europäischen Weltraumprogramms veranschaulicht werden. Das TTPO ist dafür verantwortlich, die allgemeine Ausrichtung und Strategie des Transfers von Weltraumtechnologien einschließlich der Gründerzentren für Startup-Unternehmen und ihre Finanzierung zu bestimmen. Weitere Informationen erhalten Sie von:
ESA’s Technology Transfer Programme Office
European Space Agency ESA - ESTEC
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