Mehr Kosteneffizienz bei IP-basierter Satellitenkommunikation von Schiffen
Der Kommunikationsexperte MediaMobil aus Bremen hat in Zusammenarbeit mit ESA im Rahmen seines ARTES-Programms (Advanced Research in Telecommunication Systems) ein neues Kommunikationssystem namens Sass@sea entwickelt, das Schiffen ermöglicht, ihre Breitbandnutzung auf hoher See zu optimieren.
Während einer viermonatigen Pilotphase im schwierigen Umfeld der transkontinentalen Tankschifffahrt wurde das auf Satellitenkommunikation gestützte System auf Herz und Nieren geprüft.
Dabei wurde Sass@sea auf fünf Tankerschiffen auf dem Nordatlantik, an der Ostküste der USA und auf der Ostsee für alle offiziellen und privaten Anwendungen zwischen Schiff und Land eingesetzt.
Ein zuverlässiges Kommunikationssystem ist nicht nur für die Sicherheit auf Tankerschiffen unerlässlich, sondern es kann auch die Effizienz der Verwaltungssysteme an Bord verbessern. Dazu zählen unter anderem Berichterstattung, geplante Wartungsarbeiten, Telefonie und Internet sowie Anwendungen mit hohem Datenaufkommen wie Serversynchronisationen und Dokumentenmanagement. Die Möglichkeit, diese Abläufe auf hoher See abzuwickeln, hilft Zeitaufwand und verwaltungsbezogene Büroarbeit zu reduzieren.
„Der Pilotversuch war auch in sofern von Vorteil, als dass wir den Pilotanwender als Erstkunden gewinnen und die technische Funktionalität unter realen Bedingungen für potenzielle Echtkunden demonstrieren konnten“, erklärt Andreas Nil, Geschäftsführer von MediaMobil. „Dies ist für den Markteintritt besonders wichtig.“
Derzeit ist Sass@sea auf der TMS Seahake im Einsatz sowie auf vier weiteren Tankern aus der Flotte der German Tanker Shipping GmbH & Co KG, welche die potenziellen Vorteile dieses Systems schnell erkannte.
Flexible Kommunikationssysteme auf See
Sass@sea bietet mehr Flexibilität für Kommunikationssysteme auf See, indem es – je nach Leistung, Kosten und Verfügbarkeit der jeweiligen Verbindung – automatisch zwischen regionalen VSAT-Systemen an Bord, globalen Satelliten- sowie Mobiltelefonsystemen umschalten kann.
Das Umschalten wird von intelligenten Multi-Services-Gateway-Systemen an Bord und an Land gesteuert, welche die jeweils optimale Verbindung für den Datenverkehr ausfindig machen.
Das Sass@sea-System wurde darüber hinaus derart konzipiert, dass es andere potenzielle Netzwerke wie Ka-band-Systeme integrieren kann und damit zukunftstauglich ist.
Die Systeme an Land weisen den sogenannten BOD-Dienst (Bandwidth on demand) vorrangig für die Anwendungsebene innerhalb der Flotte zu. Damit wird sichergestellt, dass kommerzielle Anwendungen wie Sprach-, E-Mail- und Schiffmanagement-Software sowie ferngesteuerter Desktop-Support jederzeit Priorität haben.
Der übrige Teil der Breitbandverbindung kann je nach Verfügbarkeit für nicht-kritische Internetnutzungen verwendet werden. Weiterhin verfügt das System über die Möglichkeit der Speicher- und Übermittlungsübertragung von Datenverkehr mit geringer Priorität im Multicast- und Unicast-Modus außerhalb der Hauptzeiten, so dass die wertvollen Satelliten-Breitbandverbindungen optimal genutzt werden können.
Optimale Qualität
Mithilfe seiner Antenne, welche die optimalen Empfangsbereiche lokalisiert, kann Sass@sea zwischen verschiedenen Satelliten hin- und herschalten. Dieser Dienst hängt teilweise von der Position des Schiffes ab und wechselt entsprechend des eingeschlagenen Kurses, um ein Blockieren der Antenne zu verhindern. Zudem kann das System den Wechsel zwischen Satelliten hinauszögern, um zu verhindern, dass Telefongespräche und anderer wichtiger Datenverkehr unterbrochen werden.
Darüber hinaus wechselt Sass@sea je nach verfügbarer Bandbreite im jeweiligen Empfangsbereich zwischen regionalen Satellitenempfangsbereichen, um die Qualität seines Dienstes innerhalb des gesamten Netzwerks zu optimieren.
Laut German Tanker Shipping bietet das Sass@sea-System ein kostengünstiges Kommunikationssystem, das die Effizienz von Management-Systemen an Bord verbessert.
Zudem ermöglichen Satellitenkommunikationseinrichtungen der Schiffscrew, mit Freunden und Familie in Kontakt zu bleiben – ein enormer Vorteil auf Schiffen, die längere Zeit auf offenem Meer unterwegs sind.
„Die Nutzung von geschäftlichen Anwendungen sowie die IT-Infrastruktur an Bord von Schiffen nehmen stetig zu, damit steigt auch der Bedarf an ständig verfügbaren Kommunikationsverbindungen mit zuverlässiger Servicequalität und überschaubaren Kosten. Darin liegt unserer Ansicht nach das kommerzielle Potenzial unseres Schiffskommunikationsdienstes“, so Andreas Nil.
Unterstützung durch die ESA im Rahmen des ARTES-Programms
„Dank der Unterstützung der ESA im Rahmen des ARTES-Programms konnte bei der Entwicklung des Sass@sea-Systems ein starker Fokus auf die tatsächlichen Bedürfnisse der Nutzer gelegt werden. Die umfangreiche Pilotphase war sowohl aus technischer als auch aus kommerzieller Sicht für die Validierung des Systems unverzichtbar.“
Das Sass@Sea-Projekt basiert auf den Ergebnissen des vorangegangenen ARTES-Programms, in dessen Rahmen ein Leichtgewicht-Signalisierungsprotokoll für die Satellitenverbindung zwischen Alarm- und Sicherheitssystemen entwickelt wurde.