Mit dem Eurobot am Rio Tinto
Der „Rote Fluss“ trägt seinen Namen völlig zu Recht: Man wähnt sich eher auf dem Roten Planeten als in Spanien. Landschaft und Gelände geben eine absolut perfekte Kulisse für die Simulation eines Marsspaziergangs ab.
Ein ESA-Rover, ein Simulations-Raumanzug und ein medizinisches Überwachungssystem spielten dabei zwischen dem 18. und 22. April am südspanischen Rio Tinto in Andalusien die Hauptrollen.
Überhaupt nicht marsianisch war hingegen das spanische Wetter, das anstelle des landesüblichen trockenen und sonnigen Klimas mit zum Teil heftigen Regenschauern und Windböen aufwartete.
Die Teams der ESA, des Österreichischen Weltraumforums und die Organisatoren vor Ort konnten die geplanten Programmpunkte zum größten Teil dennoch abarbeiten. Wissenschaftler, Ärzte und Ingenieure sammelten zahlreiche neue Erkenntnisse und reichlich Daten zur Auswertung
Eurobot im Außeneinsatz
Zum ersten Mal wagte sich der vierrädrige Eurobot Ground Prototype nach draußen, um sich einem Echtzeit-Test unter Realbedingungen zu unterziehen.
Dieser neue Erkundungsroboter soll sich entweder eigenständig oder von Astronauten gesteuert auf einem fremden Planeten bewegen und dort arbeiten.
Der Eurobot verfügt über zwei Arme mit austauschbaren Werkzeugen, eine Reihe von Sensoren und eigene Kameraaugen. Er kann auch einen Astronauten huckepack nehmen, der ihn über einfache Sprachbefehle oder per Joystick steuert.
Philippe Schoonejans testete den Rover auf Herz und Nieren: „Darin liegt immer ein gewisses Risiko, weil wir nicht sehr viele Ersatzteile dabei haben, aber wir können viel daraus lernen, wenn wir die Technik bis an ihre Grenzen und vielleicht darüber hinaus testen“.
Wie ein Raumanzug für den Mars
Bei dem Test kam auch ein originalgetreues Modell eines neuen Raumanzugs zum Einsatz, der vom Österreichischen Weltraumforum entwickelte Aouda.X.
Er verfügt über einen Helm mit Head-up-Display (Frontsichtdisplay), einen geschlossenen Belüftungskreislauf mit CO²-Abscheidung, medizinische Überwachung, Gelenke und Handschuhe, um die Steifigkeit eines echten Anzugs zu emulieren sowie Funk¬kommunikation. Aouda.X fühlt sich genau wie ein echter Raumanzug an, wie ihn Astronauten bei der Planetenerkundung tragen. #
Als „Unterhemd“ kam darunter die neueste Version des medizinischen Langzeitüberwachungssystems der ESA (LTMS) zur Anwendung, mit dem verschiedene wichtige Körperfunktionen des Trägers erfasst werden. Auch dieses System wurde in den Test mit einbezogen.
Das LTMS kommt bereits in der Concordia-Forschungsstation in der Antarktis zum Einsatz. Die Tests am Rio Tinto lieferten weitere Daten zur Leistungsfähigkeit des Systems und zeigten zudem Weiterentwicklungs¬möglichkeiten auf.
„Die für das Innsbrucker Missionskontrollzentrum tätigen Ärzte waren von den tadellosen LTMS-Daten begeistert, die sie geliefert bekamen“, lobt Michel Lazerges, technischer Systemreferent bei der ESA.
Auch Scott Hovland war bei Abschluss der Tests zufrieden: „Ungeachtet der Wetterkapriolen hat alles extrem gut geklappt, sowohl der Eurobot als auch das LTMS konnten viele ihrer Fähigkeiten unter Beweis stellen und sind unbeschadet in das ESA-Technologiezentrum ESTEC zurückgekommen.”
Organisiert wurde das Rio Tinto Erprobungsprogramm vom Österreichischen Weltraum Forum ÖWF mit der Unterstützung von Prof. Felipe Gomez vom Centro de Astrobiología in Madrid und Europlanet, einer europäischen Forschungsorganisation zur Förderung der planetaren Forschung, die die erforderliche Bodeninfrastruktur stellte.