Sentinel-1 breitet seine Flügel aus
Bevor der Satellit Sentinel-1 in wenigen Wochen seine Position im Erdorbit einnehmen wird, muss er erst einmal eine komplexe Choreografie durchführen, um seine riesigen Solarpaneele und seine Radarantenne auszufahren. Mit kürzlich durchgeführten Tests stellten Ingenieure sicher, dass diese Abläufe angemessen eingeprobt sind.
Sentinel-1 ist der erste in einer Serie von Satelliten, die speziell dazu entworfen wurden, kontinuierliche Echtzeitdaten für Europas ehrgeiziges Umweltbeobachtungsprogramm Copernicus zu liefern. Das fortschrittliche Radarinstrument an Bord von Sentinel-1 ermöglicht die Beobachtung der Erdoberfläche unabhängig von Wolken, Regen, Tag und Nacht.
Sentinel-1 wird grundlegende Informationen für zahlreiche Betriebsdienste liefern – von Eisbeobachtungen auf den Polarmeeren bis hin zum Aufspüren von Bodensenkungen – und eine entscheidende Rolle im größten Erdbeobachtungsprogramm spielen, das jemals entworfen wurde. Darüber hinaus ist diese neue Mission der einzige europäische Satellit, der speziell zur Früherkennung von Ernstfällen wie Überschwemmungen und Erdbeben konzipiert wurde.
Nach der nahezu siebenjährigen Planungs- und Entwurfsphase wird der Satellit bald vom europäischen Weltraumbahnhof in Französisch-Guayana starten. Nachdem er in den vergangenen Monaten eine letzte umfangreiche Testreihe bei Thales Alenia Space im französischen Cannes durchlaufen hat, wird Sentinel-1 in der kommenden Woche zu seinem Abflugort verschifft. Die Testreihe in Cannes umfasste Freiflugtests zur Simulation der Schwerelosigkeit sowie das behutsame Ausfahren der zwei 10-Meter-Solarpaneele und der 12-Meter-Radarantenne.
Während des Starts werden die Solarpaneele und die Antenne eingefahren bleiben, um sie zu schützen und um den Satelliten in der Sojus-Trägerrakete transportieren zu können. Sobald der Satellit im All abgekoppelt wurde, werden sich die Solarpaneele und die Radarantenne gleichzeitig und in einer bestimmten Abfolge entfalten. Das wird insgesamt zehn Stunden dauern. Die Abfolge ist einzigartig und so choreografiert, dass das Ausfahren der Paneele und der Antenne so sicher wie nur möglich ausgeführt werden kann.
Im Zuge dieser Abfolge wird außerdem die schnellstmögliche Verfügbarkeit von Energie aus den Paneelen garantiert, damit der Satellit eigenständig operieren kann. Die Tests haben gezeigt, dass Sentinel-1 imstande ist, diese komplizierte Abfolge verschiedener Schritte zu meistern. Er hat seine Feuerprobe also mit Bravour bestanden.
ESA-Mitarbeiter und Sentinel-1-Projektleiter Ramón Torres erklärt: „Der Einsatztest der Radarantenne und der Solarpaneele war ein großer Erfolg, vor allem, da einige der Anforderungen äußerst anspruchsvoll waren. Trotz der durchlaufenen Extrembedingungen des vorherigen Umwelttests entfaltete sich der Satellit fehlerlos und demonstrierte damit, dass die Funktionen all seiner Elemente hervorragend aufeinander abgestimmt sind. Dieser bedeutende Meilenstein ist das Ergebnis der langjährigen und erstklassigen Zusammenarbeit zwischen der ESA und ihren Industriepartnern.“
Als Vorbereitung auf die Zeit, in der Sentinel-1 im Weltraum unterwegs sein wird, wurde im Rahmen der letzten Testrunde zudem sichergestellt, dass die Kommunikationsverbindungen zwischen dem Satelliten und dem Satellitenkontrollzentrum der ESA wie geplant funktionieren. Nun, da der Satellit in einwandfreiem Zustand ist, wird er verpackt, um seine Reise nach Französisch-Guayana anzutreten. Der Start ist für den 3. April 2014 vorgesehen.
Die Start- und Testphase sowie der Routinebetrieb des Satelliten werden vom ESA-Zentrum in Darmstadt durchgeführt.