Ticket für Mars-Arktisexpedition zu vergeben
Marsforschung auf der Erde zu betreiben ist das Ziel der Arktisexpedition AMASE 2007. Für die vom 12. bis zum 26. August stattfindende Expedition besteht eine einmalige Teilnahmemöglichkeit: Die ESA vergibt ein Ticket an einen studentischen Marsforscher.
Die 2004 initiierten AMASE-Expeditionen in die Arktis – Arctic Mars Analog Svalbard Expedition – dienen der Entwicklung und Erprobung wissenschaftlicher Messmethoden und -instrumente für künftige Marsmissionen. Die unter Leitung von Hans E. F. Amundsen von der Universität Oslo stehende diesjährige Expedition AMASE 2007 führt die Forscher nach Spitzbergen.
Amundsen arbeitet dabei mit Andrew Steele von der Carnegie Institution of Washington sowie mit Wissenschaftlern und Ingenieuren verschiedener Einrichtungen zusammen, die für die NASA und die ESA tätig sind.
Spitzbergen: Roter Planet auf der Erde
Von allen Gebieten unseres Heimatplaneten gleicht die Felswildnis Spitzbergens dem Mars am stärksten. Alle Gesteinsarten der Erdgeschichte sind hier auf engstem Raum konzentriert. Fast jeder Felstypus, der auf dem Mars gefunden wurde, hat irgendwo in der arktischen Ödnis seine Entsprechung.
Ein wirklich außergewöhnliches Testareal ist dabei das Vulkangebiet im Bockfjord, ein einzigartiges Konglomerat aus Vulkanen, heißen Quellen und Permafrostboden. Es ist der einzige Ort auf Erden, an dem sich Karbonateinschlüsse finden, die den Karbonaten in dem Marsmeteoriten ALH84001 gleichen, der wegen vermeintlicher Spuren marsianischen Lebens in den 90er-Jahren weltweit Aufsehen erregt hat.
Testfeld für Mars-Missionen
Das Bockfjord-Gebiet bietet die einmalige Gelegenheit, die Wechselbeziehungen zwischen Wasser, Felsgestein und Formen primitiven Lebens in einem Umfeld zu studieren, das der Marsoberfläche gleicht. Ein idealer Ort also, um Instrumente zu erproben, die derzeit für künftige Missionen zur Suche nach Leben auf dem Mars entwickelt werden.
Im Brennpunkt der Forschung steht die Bildung und Verwitterung von Karbonateinschlüssen an unterschiedlichen Stellen des Bockfjord-Gebiets. Dabei werden auch die entsprechenden bakteriologischen Aktivitäten, die biologisch-geologischen Wechselbeziehungen sowie die organisch-chemischen Prozesse untersucht.
Auf der Suche nach Lebensspuren
Auf der AMASE-Expedition 2004 hat man zum ersten Mal ein Instrumentenpaket getestet, mit dem sich auf dem Mars einzelne Bakterienzellen nachweisen lassen. 2005 gelang es, in Eisgrotten im Inneren des Vulkans Sverrefjell gefrorene Bakterienkolonien nachzuweisen.
Das auf Spitzbergen eingesetzte Equipment wird so modifiziert, dass es auch bei Tiefsttemperaturen funktioniert und dabei selbst geringste Mengen von Bakterien identifizieren und charakterisieren kann. Die Probenentnahme und die getesteten Analyseverfahren sollen später zum Repertoire künftiger Marsmissionen gehören, darunter die ExoMars-Mission der ESA.
AMASE 2007: Ein Ticket für Studenten
In diesem Jahr wird einem Studenten bzw. einer Studentin die Möglichkeit geboten, an der Expedition AMASE 2007 teilzunehmen.
Wer im Bewerbungsverfahren das Rennen macht, kann sogar ein eigenes Experiment vorschlagen und auf der Expedition durchführen. Er kann aber auch einfach nur die anderen Forscher bei ihren Arbeiten beobachten und unterstützen. Außerdem soll der Gewinner ein digitales Tagebuch in englischer Sprache für die Website der ESA verfassen.
Studierende, die an AMASE 2007 teilnehmen möchten, senden bitte eine E-Mail mit dem Vermerk „Application“ (Bewerbung) in der Betreffzeile an die Adresse success @ esa.int. Ihrer Mail ist im Anhang ein Schreiben im Word-Format beizufügen, aus dem hervorgeht, warum Sie an der Expedition teilnehmen möchten.
Sollten Sie Fragen zu Ihrer Bewerbung haben, dann übermitteln Sie diese bitte auch an die genannte E-Mail-Adresse; in der Betreffzeile sollte in diesem Fall der Vermerk „Question“ (Frage) stehen.
Wie bewerbe ich mich?
Das in englischer Sprache abzufassende Schreiben mit maximal 800 Worten sollte folgende Punkte umfassen:
- Angaben zu Ihrer Person: Name, Staatsangehörigkeit, Alter, Universität/Hochschule, derzeitiges Studienfach, Studienjahr, Telefon, Telefax und E-Mail
- die Gründe für Ihren Wunsch erläutern, an der AMASE-Expedition teilnehmen zu wollen
- darlegen, weshalb ihr Studienfach Sie für eine Teilnahme qualifizieren
- eine Kurzbeschreibung Ihres Experiments (nicht obligatorisch)
- zeigen, wie Sie sich den täglichen Blog vorstellen, den Sie verfassen sollen. Senden Sie uns bitte zu Probezwecken einen imaginären Blogeintrag für einen Tag zu.
Bewerbungsschluss ist am 29. Juni 2007.
Am 13. Juli 2007 gibt die ESA bekannt, wer das Rennen gemacht hat.
Hinweise für Bewerber
Berücksichtigt werden nur Bewerber im Universitäts- bzw. Hochschulstudium, die im Höchstfall einen Master- oder einen gleichwertigen Abschluss erworben haben und aus einem ESA-Mitgliedstaat* stammen. Der Gewinner muss, damit er die Blogeinträge verfassen kann, gute Englischkenntnisse vorweisen. Außerdem sollte er die Zeit haben, die gesamte Expedition mitzumachen. Für die Reisekosten kommt die ESA auf. Die Kosten in Verbindung mit der Expedition selbst übernimmt die norwegische Raumfahrtagentur. Um die Organisation seiner Reise und die Krankenversicherung muss sich der Kandidat allerdings selbst kümmern.
Der studentische Expeditionsteilnehmer muss die für normales Bergwandern benötigte Ausrüstung mitbringen, d.h. geeignete Stiefel, Pullover und Hosen sowie einen Rucksack. Die für die Arbeit in Spitzbergen zusätzlich benötigte Ausrüstung, beispielsweise eine Daunenjacke und windabweisende Hosen und Oberteile, stellen die Veranstalter der AMASE-Expedition.
Ideal wäre ein studentischer Teilnehmer, der Spaß an langen Arbeitstagen im Freien und an langen Märschen in felsigem Gelände hat. Auch ein spezielles Sicherheitstraining ist vorgesehen, bei dem der Teilnehmer beispielsweise mit den Gefahren durch Polarbären vertraut gemacht und im Umgang mit dem Gewehr geschult wird.
*Österreich, Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Italien, Irland, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Portugal, Spanien, Schweden, die Schweiz und das Vereinigte Königreich