Weltpremiere in Berlin: Erste „Satellite Masters Conference“
Vom 22. bis zum 24. Oktober 2014 verwandelte sich Berlin in das Mekka der internationalen Erdbeobachtungs- und Navigationsszene. Die erstmals durchgeführte „Satellite Masters Conference 2014“ verzeichnete mehr als 500 Teilnehmer aus 43 Ländern. Sie diskutierten über richtungsweisende Geschäftsideen für Navigation und Erdbeobachtung, die aus den europäischen Leuchtturmprogrammen Galileo und Copernicus gewonnen werden können.
Die Konferenz, die in den Räumen des Bundesministeriums für Transport und Digitale Infrastruktur stattfand, wurde von der „Anwendungszentrum GmbH Oberpfaffenhofen“ organisiert. Ziel der Veranstaltung war es, einen „Marktplatz“ für Innovationen weltraumbasierter Technologien und Infrastrukturen zu schaffen und diese breiteren Kreisen der Wirtschaft und der Gesellschaft bekannt zu machen. Mit den ersten operationellen Satelliten der europäischen Flaggschiffprogramme für Navigation (Galileo) und Erdbeobachtung (Copernicus) stehen neue Dienste zur Verfügung, die eine nachhaltige Umweltpolitik ermöglichen.
Innovative Anwendungen zum Nutzen der Gesellschaft
Die Komplexität der Satellitennavigation und Erdfernerkundung veranlassten die Veranstalter, sich auf wenige, aber dafür hochaktuelle Themenbereiche zu konzentrieren. In der Session zu neuen Lösungen bei mobilen Diensten stellte die spanische Firma Deimos Space eine besonders vielversprechende Lösung vor, bei der in künftigen Smartphones ein Empfänger für das E5-Signal von Galileo integriert wird. Das ermöglicht die zentimetergenaue Positionsbestimmung mit völlig neuartigen Anwendungsmöglichkeiten für Fußgänger.
In der Session „Gesundheit und Sport“ wurde eine Reihe von Lösungen diskutiert, die der Unterstützung sportlicher Aktivitäten und der Gesundheit der Bürger dienen. Besonders erwähnenswert ist der sogenannte CyanoLakes-Service des südafrikanischen Wissenschaftlers Dr. Mark Matthews. Dahinter steckt ein öffentlicher Informations- und Warndienst, der mittels neuartiger Algorithmen aus Satellitenaufnahmen ermitteln kann, ob bestimmte Gewässer von ungiftigen oder giftigen Algensorten (Blaualgen) befallen sind. Über eine App können dazu Echtzeit-Informationen und Vorhersagen abgerufen werden.
Signifikante Fortschritte gibt es bei der Entwicklung der Radartechnologie zur Erdfernerkundung sowie beim zunehmenden Einsatz kleinerer Fernerkundungssatelliten mit Sensoren hoher Auflösung. Angeregt diskutiert wurde beim Rundtischgespräch über neue Geschäftsmodelle bei der effektiven Verarbeitung der rasant wachsenden Datenmengen (Big Data) von im Weltraum stationierter Sensoren .
Gelungener Auftakt: Die „ESA Space Solutions®“
Ein Event der besonderen Art stellten die vom Technology Transfer Programme Office (TTPO) der ESA erstmals durchgeführten „ESA Space Solutions®“ dar. Zwei Workshops und ein Rundtischgespräch widmeten sich „weltraumbasierten Lösungen für die Öl- und Gasindustrie“ und der Nutzung von „Sensoren aus der Raumfahrt für Gesundheit und Sport“. Die ESA-Veranstaltung zielte auf junge Start-Up-Unternehmen sowie erfahrene Industrievertreter. Sie sollen Weltraumtechnologien, -Knowhow und -systeme für neuartige irdische Anwendungen nutzen.
And the Winner is…
Ein Höhepunkt der feierlichen Veranstaltung war die Bekanntgabe der Gewinner der beiden internationalen Wettbewerbe ESNC 2014 und Copernicus Masters 2014. Die weltweit besten Lösungen wurden in zehn Kategorien mit Preisen im Gesamtwert von 300 000 Euro prämiert.
Sieger des traditionsreichen European Satellite Navigation Competition (ESNC 2014) sind Dr. Wolfgang Kogler und Dr. Jan Wendel von Airbus Defence and Space. Sie haben einen neuartigen Ansatz für preiswerte Empfänger des öffentlich regulierten Galileo-Dienstes PRS (Public Regulated Services) entwickelt. Beim PRS, der für Behörden, Polizei und Rettungsdienste gedacht ist, spielen Sicherheitsaspekte eine große Rolle, denen die Preisträger mit ihrem Konzept in besonderer Weise gerecht werden.
Bei den Copernicus Masters 2014 konnten den Hauptpreis Dr. Andrew Sowter und Paul Bhatia von der Universität Nottingham (Großbritannien) entgegennehmen. Ihr Erdbeobachtungsservice PUNNET dient der großflächigen Erfassung und Kartierung von Bodenbewegungen in Millimeter-Genauigkeit. Bodensenkungen und -hebungen führen zu Milliardenschäden in der Volkswirtschaft. Für dieses System interessieren sich sehr stark die Bau-, Bergbau-, Öl- und Gasindustrie sowie Explorationsgesellschaften.
Fazit
Die gute Themenwahl und Organisation verhalf der Konferenz zu einem vollen Erfolg. Besonders die Teilnehmer an den beiden Innovationswettbewerben freuten sich über die Möglichkeit, ihre Ergebnisse den weltweiten Fach-Communities vorstellen zu können. Das entsprach auch der Intention der Organisatoren: Mittels leistungsfähiger weltraumbasierter Technologien und Dienste schnell erfolgreiche Anwendungen für die Industrie und die Bürger zu kreieren.