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Asteroiden passieren die Erde
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Weltraumbehörden rüsten sich für Asteroiden

06/02/2014 2721 views 8 likes
ESA / Space in Member States / Germany

Die ESA und weitere Raumfahrtbehörden aus der ganzen Welt richten derzeit eine hochrangige Expertengruppe ein, die zur Koordinierung einer globalen Strategie beitragen soll, falls ein Asteroid auf die Erde zusteuern sollte. Die Behörden sind mit einem Mandat der Vereinten Nationen (UN) ausgestattet.

Zum ersten Mal werden nationale Weltraumbehörden aus Nord- und Südamerika, Europa, Asien und Afrika eine Expertengruppe zum Thema Bedrohung durch Asteroiden einsetzen. Sie soll die Raumfahrtstaaten auf den gleichen Stand bringen, damit sie adäquat auf die Bedrohung durch Asteroiden reagieren können.

Die Gruppe hat die Aufgabe, Fachwissen und Ressourcen für Missionen zu koordinieren, die gegen mögliche Asteroideneinschläge auf der Erde vorgehen sollen.

Von den mehr als 600.000 bekannten Asteroiden in unserem Sonnensystem werden über 10.000 als erdnahe Objekte (Near-Earth Objects, NEOs) eingestuft, weil ihre Orbits relativ nahe an die Umlaufbahn der Erde heranreichen.

Spur des Asteroiden über Tscheljabinsk
Spur des Asteroiden über Tscheljabinsk

 

Dass solche erdnahen Objekte auf die Erde treffen können, zeigt ein dramatischer Vorfall vom 15. Februar 2013. Damals erreichte ein unbekanntes Objekt mit einem geschätzten Durchmesser von 17 bis 20 Metern und einer Geschwindigkeit von 66.000 km/h Tscheljabinsk in Russland und explodierte hoch über der Stadt. Dabei setzte es die 20- bis 30-fache Energie der auf Hiroshima abgeworfenen Atombombe frei.

Die Druckwelle führte zu weitreichenden Schäden und zahlreichen Verletzten. Der Asteroid war das größte natürliche Objekt, das seit dem Vorfall in Tunguska im Jahr 1908 in die Erdatmosphäre eintrat. Damals wurde ein abgelegenes Waldgebiet in Sibirien zerstört.

Globale Ansätze koordinieren

 

Die Planungs- und Beratungsgruppe für Weltraummissionen (Space Mission Planning and Advisory Group, SMPAG – ausgesprochen „same page“) wurde vom Aktionsteam 14 gegründet. Das Aktionsteam 14 ist ein technisches Forum, das mit einem Mandat des Ausschusses der Vereinten Nationen für die friedliche Nutzung des Weltraums (UN Committee on the Peaceful Uses of Outer Space, UNCOPUOS) ausgestattet ist. Es soll eine Reaktionsstrategie für einen potenziellen Asteroideneinschlag entwickeln.

SMPAG wird das technische Know-how der Weltraumbehörden in Sachen Bedrohungen durch Asteroiden koordinieren. Dazu gehören Grundlagenforschung und Entwicklung, Maßnahmen zur Abschwächung von Einschlägen sowie Missionen zur Ablenkung von Asteroiden.

Kontrollraum des ESA-Observatoriums auf Teneriffa
Kontrollraum des ESA-Observatoriums auf Teneriffa

 

„Darüber hinaus wird SMPAG eine Reihe einzelner oder gemeinsam geflogener Referenzmissionen zum Abfangen von Asteroiden entwickeln und verfeinern“, sagt Detlef Koschny, Leiter der NEO-Aktivitäten im Rahmen des ESA-Programms zur Weltraumlageerfassung (Space Situational Awareness Programme, SSA).

„Hierzu gehören auch Vorläufermissionen oder Test- und Evaluierungsmissionen, die wir fliegen müssen, um unsere Technologien zu erproben, bevor eine tatsächliche Bedrohung auftritt.“

Das erste Treffen der Gruppe wird von der ESA am 6. und 7. Februar im Europäischen Satellitenkontrollzentrum in Darmstadt ausgerichtet.

Kooperation mit dem International Asteroid Warning Network (IAWN)

Weltraumlageerfassung (Space Situational Awareness, SSA) der ESA: Gefahren im Weltraum erkennen
Weltraumlageerfassung (Space Situational Awareness, SSA) der ESA: Gefahren im Weltraum erkennen

 

In Darmstadt werden mehr als 30 Vertreter von 13 Weltraumbehörden, sieben Staatsministerien und den Vereinten Nationen erwartet. Auf der Tagesordnung stehen der Austausch von Fachwissen und der neuesten Forschungsergebnisse aus Auswirkungsstudien. Außerdem werden die Experten ein Arbeitsprogramm für die nächsten zwei Jahre aufstellen.

„Zunächst wird sich die Gruppe mit den organisatorischen und operativen Ressourcen, den spezifischen Technologien sowie den wissenschaftlichen Fähigkeiten der einzelnen Behörden befassen und Optionen vorschlagen, wer was am besten machen kann und wie diese Zusammenarbeit bestmöglich genutzt werden kann “, so Detlef Koschny.

Die Gruppe wird eng mit einem weiteren Ausschuss bzw. Aktionsteam 14 zusammenarbeiten, das ebenfalls ein UN-Mandat erhalten hat: das Internationale Netzwerk zur Warnung vor Asteroiden (International Asteroid Warning Network, IAWN).

Jedes Team wird spezifische Maßnahmen zum Umgang mit verschiedenen Aspekten der Bedrohung durch Asteroiden analysieren und empfehlen. IAWN wird die weltweite Suche nach drohenden NEOs koordinieren, ihre Auswirkungen im Fall eines Aufpralls erforschen und die Schnittstellen zwischen Katastrophenschutz und weiteren Behörden herstellen. SMPAG wird für die technologischen Aspekte und für Weltraummissionen verantwortlich sein.

Aktuelle Bedrohungen, künftige Szenarien

 

Entscheidend ist, dass potenzielle Bedrohungen zunächst am Himmel ausgemacht werden und Warnungen so früh wie möglich ausgesprochen werden.

„Die ESA tut bereits sehr viel, um die internationalen Anstrengungen in Sachen Bedrohungen durch Asteroiden zu unterstützen“, so Nicolas Bobrinsky, Leiter des SSA-Programms der ESA.

So arbeitet die Weltraumagentur derzeit daran, die europäischen Instrumente zur Verfolgung von NEOs (dazu gehören auch neueste Technologien wie automatisierte Weitwinkelteleskope) in ein abgestimmtes und effizienteres NEO-System zu integrieren, mit dem man den Nachthimmel überwachen und frühzeitige Warnungen aussprechen kann. 

Neben weiteren aktuellen Entwicklungen, die bereits seit Ende 2013 laufen, wird die ESA die Beobachtungszeit an der Europäischen Südsternwarte in Chile nutzen, um die gefährlichsten NEOs schnell und präzise zu lokalisieren.

Mehr zu NEOs und den Aktivitäten der ESA

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