ESA und FAO kooperieren für Ernährungssicherheit
ESA als erstklassiger Anbieter von Erdbeobachtungsdaten, und die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), die weltweite Anstrengungen zur Bekämpfung des Hungers leitet, haben sich zusammengetan, um gegenseitig von ihrem Fachwissen zu profitieren und so globale Anliegen wie Ernährungssicherheit besser angehen zu können. Ein weiteres Ziel der Kooperation ist es, die digitale Transformation in der Landwirtschaft besser zu nutzen.
Um diese Zusammenarbeit zu formalisieren, haben Toni Tolker-Nielsen, geschäftsführender ESA-Direktor für Erdbeobachtungsprogramme, und Máximo Torero, Chefökonom der FAO, heute eine Absichtserklärung unterzeichnet. Diese baut auf der langjährigen Kollaboration der beiden Organisationen auf, die bereits eindrucksvoll demonstriert hat, wie von Satelliten erhobene Informationen national und global Nutzen bringen.
Die Vereinbarung ebnet den Weg zum Austausch von relevantem Fachwissen und zur Entwicklung von Methoden zur Nutzung von Erdbeobachtungssatelliten, damit landwirtschaftliche Prozesse und Ernährungssysteme besser verstanden und überwacht werden können.
Dies soll ESA und FAO sowie ihren jeweiligen Mitgliedsstaaten dabei helfen, kritische Anliegen wie Ernährungssicherheit besser anzugehen und die Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) zu erreichen.
Die wichtigste Aufgabe der FAO ist es, ihre Mitgliedsstaaten zu Ernährung, Landwirtschaft und dem nachhaltigen Management von natürlichen Ressourcen zu beraten. Darüber hinaus unterstützt die Organisation Entwicklungsländer dabei, die landwirtschaftliche Produktion in nachhaltiger Art und Weise zu steigern, die Nutzung von Land und Gewässern effizienter zu machen sowie die Ressourcen in Forst- und Fischereiwirtschaft zu optimieren. Die FAO wacht darüber hinaus über 21 SDG-Indikatoren im Zusammenhang mit Ernährung und Landwirtschaft und muss über den Fortschritt bei diesen Zielen Bericht erstatten.
Satelliten, die die Erde umfliegen, liefern Aufnahmen und Informationen, die überaus wichtig für die Überwachung und Berichterstattung sowie das Treffen von evidenzbasierten Entscheidungen – und damit für das Erreichen der SDGs – sindPietro Gennari, FAO-Chefstatistiker, sagt hierzu: „Ob direkt oder indirekt, die Erdbeobachtung ist ein mächtiges Instrument um die Überwachung von SDG-Indikatoren, sowohl auf nationaler als auch auf globaler Ebene zu unterstützen.“
So ist die FAO beispielsweise ein wichtiger Partner der Initiative 50x2030, die die globale Datenlücke im Bereich Landwirtschaft schließen möchte – indem bis 2030 die nationalen Datensysteme von 50 Ländern in Afrika, Asien, im Mittleren Osten und Lateinamerika transformiert werden. Hierfür sollen Erdbeobachtungsmethoden integriert werden, um die Effizienz und Aktualität dieser nationalen statistischen Erhebungen zu erhöhen. Im Rahmen des Sen4Sat-Projekts arbeiten ESA, FAO und ausgewählte nationale statistische Behörden zusammen, um für dasselbe Ziel innovative Algorithmen und Erdbeobachtungsprodukte zu entwickeln.
„Es ist sehr aufregend zu sehen, wie hochauflösende Aufnahmen der Sentinel-Satelliten des Copernicus-Programms nationale landwirtschaftliche Statistiken ergänzen können – mit saisonalen Informationen zu Erntevolumen und -status, auf 10 Meter genau und mit nationaler Abdeckung“, fügt Benjamin Koetz, ESA-Anwendungswissenschaftler, hinzu.
Satellitendaten können Informationslücken schließen und dazu beitragen, nationale Statistiken zu verbessern. Außerdem unterstützen sie innovative, auf Synergien zwischen Landvermessungsinformationen und Satellitenbeobachtungen basierende Datenanalytik.
„Die Ernährungssicherheit wird angesichts der weltweit wachsenden Bevölkerung und der Auswirkungen des Klimawandels zu einer ernsthaften Herausforderung“, so Toni Tolker-Nielsen weiter. „Diese Herausforderung können wir nur angehen, wenn wir zusammenarbeiten. Die Erdbeobachtung liefert einen unermesslichen Wert für Bekämpfung von realen Problemen wie diesem. Glücklicherweise stehen uns zahlreiche unterschiedliche Daten aus unseren Forschungsmissionen und den Sentinel-Missionen im Rahmen des Copernicus-Programms zur Verfügung. Diese Daten sind natürlich für jeden und kostenlos zugänglich. Im Rahmen der Absichtserklärung, die wir heute mit der FAO unterzeichnet haben, werden wir das Fachwissen und das Know-how unserer beiden Institutionen zusammenbringen, um sicherzustellen, dass die Daten aus dem Weltraum bestmöglich und letztlich zum Wohle der Bürger weltweit genutzt werden.“
Die Absichtserklärung umfasst Themen wie das Identifizieren und Verstehen von Voraussetzungen und Herausforderungen bei der Nutzung von Satellitendaten im Bereich Landwirtschaft und Ernährung, das Teilen von Datensätzen und Erhebungen, die Unterstützung des Zugangs zu Erdbeobachtungsdatensätzen sowie die Entwicklung von innovativen Erdbeobachtungsalgorithmen, -produkten und -anwendungen, um modernste IT-Möglichkeiten wie Cloud-Computing voll ausschöpfen zu können.
Darüber hinaus umfasst die Vereinbarung die Themen Landwirtschafts- und Landbedeckungsstatistiken sowie weitere Themen, etwa SDGs im Bereich Wasser und Forstwirtschaftsstatistiken.
Kurz vor der Unterzeichnung der Absichtserklärung wurde der ESA-Astronaut Thomas Pesquet zum FAO-Sonderbotschafter ernannt. Pesquet arbeitet seit 2018 mit der FAO zusammen, um weltweit auf die Themen Ernährungssicherheit und Klimawandel aufmerksam zu machen.
Am 23. April wird Pesquet für seine zweite Mission Alpha (benannt nach dem Stern Alpha Centauri) erneut zur Internationalen Raumstation ISS fliegen.