ExoMars-Start zum Roten Planeten in 2022
Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) und das Staatsunternehmen für Weltraumtätigkeit Roscosmos haben beschlossen, den Start der zweiten ExoMars-Mission zur Erkundung des Roten Planeten auf 2022 zu verschieben.
Das gemeinsame Projektteam von ESA und Roscosmos hat eine Bewertung aller für die Freigabe des Starts erforderlichen Tätigkeiten vorgenommen, um die Risiken und den Zeitplan zu analysieren. Unter Berücksichtigung der Empfehlungen des europäischen und des russischen Generalinspektors sind ExoMars-Experten zu dem Schluss gelangt, dass die erforderlichen Tests, um alle Bestandteile des Raumfahrzeugs für das Mars-Abenteuer vorzubereiten, mehr Zeit benötigen.
Die ExoMars-Mission soll herausfinden, ob es jemals Leben auf dem Mars gegeben hat. Darüber hinaus wollen wir die Geschichte des Wasservorkommens auf dem Mars besser nachvollziehen können. Der nach Rosalind Franklin benannte ExoMars-Rover ist mit einem Bohrer ausgerüstet, um die Schichten unter der Marsoberfläche zu erforschen und mit einem Minilabor - untergebracht in einem speziellen Reinbereich - nach Spuren von Leben zu suchen.
Die Leiter der ESA und von Roscosmos, Jan Wörner und Dmitri Rogosin, sind übereingekommen, dass weitere Tests an dem Raumfahrzeug mit der endgültigen Hardware und Software erforderlich sind. Außerdem räumten beide ein, dass die Schlussphase der ExoMars-Tätigkeiten durch die allgemeine Verschlechterung der Epidemiesituation in mehreren europäischen Ländern beeinträchtigt wird.
„Wir haben die schwierige, aber sorgsam abgewogene Entscheidung getroffen, den Start auf 2022 zu verschieben. Dies ist in erster Linie auf die Notwendigkeit, die Robustheit sämtlicher ExoMars-Systeme zu maximieren, sowie auf die durch die Verschärfung der Epidemiesituation in Europa verursachten Umstände höherer Gewalt zurückzuführen, die unseren Experten praktisch keine Möglichkeit mehr geben, Partnerunternehmen aufzusuchen. Ich bin zuversichtlich, dass die Schritte, die wir und unsere europäischen Kollegen unternehmen, um den Erfolg der Mission zu gewährleisten, gerechtfertigt sind und ohne Zweifel nur positive Ergebnisse für die Durchführung der Mission bringen werden“, erklärte Dmitri Rogosin.
„Wir wollen sicherstellen, dass wir zu 100 % für eine erfolgreiche Mission gerüstet sind. Wir dürfen uns keinerlei Fehlermarge gestatten. Zusätzliche Überprüfungen werden einen sicheren Flug und die besten wissenschaftlichen Ergebnisse auf dem Mars gewährleisten“, so Jan Wörner.
„Ich möchte den Industrieteams danken, die seit fast einem Jahr rund um die Uhr daran arbeiten, die Montage und die Umgebungstests für das Raumfahrzeug als Ganzes zum Abschluss zu bringen. Wir sind sehr zufrieden mit der geleisteten Arbeit, dank der ein einzigartiges Projekt Realität geworden ist, und wir verfügen über solide Kenntnisse, um die verbleibenden Arbeiten so schnell wie möglich abzuschließen.“
Aktueller Zwischenstand
Das Fluggerät wurde für den Start bereits in das Raumfahrzeug integriert. Die Landeplattform Kasaschok ist mit dreizehn wissenschaftlichen Instrumenten voll ausgerüstet, und der Rover Rosalind Franklin mit seinen neun Instrumenten hat kürzlich in Frankreich letzte Thermal- und Vakuumtests bestanden.
Die jüngsten dynamischen Extraktionstests für die ExoMars-Fallschirme im Jet Propulsion Laboratory der NASA wurden erfolgreich abgeschlossen, und die Hauptfallschirme sind bereit für die beiden letzten Falltests aus großer Höhe im US-Bundesstaat Oregon im März 2020.
Beim Abstiegsmodul erfolgte im vergangenen Monat die Qualifizierung des Antriebssystems. Das Abstiegsmodul und die Landeplattform wurden in Cannes Umgebungstests unterzogen, um sicherzugehen, dass das Raumfahrzeug für die rauen Bedingungen des Weltraums auf seiner Reise zum Mars gewappnet ist.
Nächstes Startfenster in zwei Jahren
Der neue Zeitplan sieht einen Start zwischen August und Oktober 2022 vor. Aufgrund der Himmelsmechanik gibt es nur alle zwei Jahre relativ kurze Startfenster von jeweils 10 Tagen, in denen der Mars von der Erde aus erreicht werden kann.
ExoMars ist die erste Mission, die in Tiefen von bis zu zwei Metern unterhalb der Marsoberfläche, wo biologische Indizien für Leben einzigartig gut erhalten sein könnten, nach Spuren von Leben suchen wird.