Das Geheimnis der Mondblitze

Siehst du den Blitz? Der rote Pfeil zeigt ihn dir. Copyright: NELIOTA-Projekt.

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22 Januar 2019

Seit Jahrtausenden bemerkt der Mensch aufblitzendes Licht auf dem Mond. Worum könnte es sich dabei handeln? Unbekanntes Leuchten in der Erdatmosphäre? Außerirdische Besucher? Oder haben sich alle Beobachter verguckt? Ein ESA-Projekt namens NELIOTA hat diese Lichterscheinungen beobachtet und Erstaunliches herausgefunden!

NELIOTA ist kurz für „Near-Earth Object Lunar Impacts and Optical TrAnsients“, also Auswirkungen erdnaher Objekte auf den Mond und vorübergehende optische Erscheinungen“. Die Forscher dieser Mission verwenden ein großes Teleskop des griechischen Nationalobservatoriums von Athen, das mit einer Spezialkamera für sehr schnelle Bildfolgen ausgerüstet ist. Damit behält das NELIOTA-Team den Mond im Blick und zeichnet Daten auf. Und tatsächlich sieht man dadurch zahlreiche dieser mysteriösen Blitze auf dem Mond – im Durchschnitt einen alle paar Stunden! Und worum handelt es sich nun?

Im All gibt es unzählige winzige Gesteinsstücke und anderes Material, und ab und zu kollidieren diese mit einem Planeten oder Mond. Bei uns auf der Erde verglühen sie beim Aufprall oft in der Erdatmosphäre und werden zu sogenannten „Meteoren“ (auch als „Sternschnuppen“ bezeichnet). Unser Mond dagegen hat keine Atmosphäre, also fallen die winzigen Geschosse auf seine Oberfläche herab und das erzeugt ein kurzes Aufblitzen.

Die Karte enthält alle Einschlagsorte, die NELIOTA bis jetzt ausmachen konnte. Copyright: NELIOTA-Projekt.

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Das leistungsstarke NELIOTA-Teleskop und seine Kamera haben gezeigt, dass diese Blitze recht häufig sind, doch nur die hellsten von ihnen sind mit dem bloßen Auge erkennbar. Dennoch lassen sie sich nur schwer aufzeichnen, denn die Einschläge müssen sich in Mondbereichen ereignen, die gerade nicht von der Sonne beschienen werden. Anderenfalls hebt sich die Lichterscheinung vor dem hellen Mondgestein nicht ab. Bisher haben die ESA-Wissenschaftler 55 Blitze erfasst, sie vermuten aber, dass dies nur ein kleiner Teil einer viel größeren Anzahl ist – nämlich wahrscheinlich rund acht Blitze pro Stunde!

Das Kryoneri-Observatorium in Griechenland dient den NELIOTA-Forschern beim Aufspüren sonderbarer Mondlichter. Copyright: Theofanis Matsopoulos.

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Die Forschung an diesem Thema ist aus mehreren Gründen von Bedeutung. Zum einen erfahren wir so mehr über den Mond und wie seine Krateroberfläche zustande kommt, zum anderen können wir so besser einordnen, wie viele erdnahe Objekte (umherfliegendes Gestein, Asteroide, Kometen usw.) es tatsächlich um die Erde herum gibt. Der Aufprall eines größeren erdnahen Objekts auf der Erde könnte für uns jedenfalls gefährlich werden, deshalb gilt: Je mehr Informationen wir haben, desto besser können wir uns vorbereiten und schützen. Die ESA nimmt dieses Thema sehr ernst und plant bereits eine ehrgeizige Mission namens Hera, mit der man testen will, wie sich Asteroiden von möglichen Kollisionskursen abbringen lassen.

Diese Forschungsmission könnte helfen, uns vor Gesteinseinschlägen aus dem All zu schützen. Copyright: ESA – P. Carril.

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Eigentlich sollte NELIOTA demnächst enden, doch das Projekt ist so erfolgreich, dass es verlängert wurde. Es läuft nun bis Januar 2021!

Schon gewusst? NELIOTA nutzt das Kryoneri-Teleskop, das größte Teleskop der Welt mit nur einer Aufgabe: den Mond zu beobachten.

Der Mond