Eine Playlist für die Sterne

ESA-Astronaut Thomas Pesquet spielt das Saxofon an Bord der Internationalen Raumstation. Copyright: ESA/NASA
20 Mai 2019
Hörst du auch gern Musik? Der richtige Song kann die Laune heben, entspannen oder sogar zu Höchstleistungen antreiben. Stellt sich also die Frage, ob auch Astronauten besser arbeiten und ausruhen können, wenn sie Musik hören?
Das fragte sich jedenfalls der Geigenlehrer Luis Luque Álvarez. Als Kind träumte Luis von zwei Dingen: Violinist in einem Orchester zu sein und ins Weltall zu reisen. Heute ist er erwachsen und seine Träume werden wahr! Luis weiß, dass Musik den Körper dazu bringen kann, Hormone wie Oxytocin, Endorphine, Serotonin und Dopamin auszuschütten. Sie verbessern unsere Stimmung, senken den Stresspegel und schaffen es, dass wir länger effizient arbeiten können. Das Leben und die Arbeit im All sind kompliziert und stressbesetzt, daher könnte Musik vielleicht Erleichterung bringen. Diese Idee war der Anfang von Luis‘ Projekt „Music for Space“ (Musik im All).
Luis entdeckte, dass Musik im Leben der Astronauten bereits eine Rolle spielt. Die Missionskontrolle unterhält die Mannschaft während des Countdowns zum Start mit Musik und später im All kann jeder Astronaut in seiner Freizeit seine persönliche Playlist abspielen. Luis konzentrierte sich nun darauf, wissenschaftlich zu untermauern, welche Musik den Stress bei Astronauten lindert.
Für Luis‘ „Music for Space“-Experiment meldeten sich zehn Freiwillige. Nacheinander setzten sie sich in eine riesige Zentrifuge, also eine Kapsel, in der man sehr schnell im Kreis geschleudert wird, bis sie sich eineinhalb Mal schwerer fühlten als sonst. In solchen Zentrifugen werden Astronauten auf die Kräfte vorbereitet, denen sie im All ausgesetzt sein werden. In der Zentrifuge hörte die Hälfte der Teilnehmer Musik: Beethovens Neunte Sinfonie, den „Planet Erde II“-Soundtrack von Hans Zimmer, Jasha Klebe und Jacob Shea. Die anderen fünf hörten in der Zentrifuge keine Musik.

Einer der Studienteilnehmer bekommt Sensoren angelegt, ehe er die Zentrifuge betritt. Copyright: ESA
Erste Ergebnisse zeigen, dass die Musik einen positiven Einfluss hatte! Die Teilnehmer bevorzugten langsame Stücke mit konstanter Tonhöhe. Luis hat nun einen neuen Traum. Er sagt: „Ich träume davon, die Crew einer Langzeitraummission mit individuellen Kompositionen zu begleiten. Die Missionskontrolle könnte die Playlist dann je nach Anforderung der Mission aussuchen und auch die Astronauten könnten je nach Stimmung oder Aufgabe eine Auswahl treffen.“

Astronaut Chris Hadfield wurde für sein Gitarrenspiel im All berühmt. Copyright: NASA/CSA
Stell dir vor, du würdest an einer viele Jahre dauernden Raummission teilnehmen. Was wäre auf jeden Fall in deiner Playlist? In welche Stimmung versetzt dich deine Auswahl? Frag das auch deine Familie und Freunde. Meinst du, sie würden deiner Wahl zustimmen oder etwas ganz anderes auswählen?
Schon gewusst? Derzeit befinden sich zwei Gitarren, ein Keyboard und ein Saxofon auf der Internationalen Raumstation.