N° 36–2016: Analyse der Abstiegsdaten von Schiaparelli ist im Gang
20 October 2016
Die essentiellen Daten, die das ExoMars-Landegerät Schiaparelli gestern während seines Abstiegs zur Oberfläche des Roten Planeten an sein Mutterschiff, den Spurengasorbiter (TGO), gefunkt hat, wurden per Datenrelais zur Erde gesendet und werden gegenwärtig von Experten analysiert.
Frühe Hinweise aus den Funksignalen, die sowohl von der weltweit größten Radioteleskop-Anlage für Wellenlängen im Meterbereich, dem Giant Metrewave Radio Telescope (GMRT) beim indischen Pune, als auch von der ESA-Sonde Mars Express aus dem Orbit empfangen wurden, lassen darauf schließen, dass das Landemodul die meisten Etappen seines sechsminütigen Abstiegs durch die Marsatmosphäre erfolgreich absolviert hat. Hierzu zählen unter anderem die Atmosphärenbremsung, die Entfaltung des Fallschirms und die Abtrennung des Hitzeschilds.
Der Datenempfang durch das GMRT und Mars Express brach jedoch kurz vor der erwarteten Landung des Moduls auf der Marsoberfläche ab. Die Diskrepanzen zwischen den beiden Datensätzen werden gegenwärtig von Experten im Raumflugkontrollzentrum der ESA in Darmstadt analysiert.
Um die Lage besser beurteilen zu können, mussten zunächst die ausführlichen Telemetriedaten des Spurengasorbiters untersucht werden, der zeitgleich mit dem Abstiegsflug von Schiaparelli ein entscheidendes, erfolgreich verlaufenes Manöver zur Einbringung in die Marsumlaufbahn durchgeführt hat. Die wichtigen Daten von Schiaparelli konnten aufgenommen und in den frühen Morgenstunden des heutigen Tages zur Erde gefunkt werden.
Diese Daten wurden nun zum Teil analysiert. Sie bestätigen, dass die Phasen des Eintritts und des Abstiegs in die Atmosphäre wie erwartet verlaufen sind, die Ereignisse nach dem Abwurf des hinteren Hitzeschilds und des Fallschirms jedoch auf einen nicht planmäßigen Verlauf hindeuten. So scheint der Abwurf früher als geplant erfolgt zu sein, die Auswertung der Daten ist allerdings noch nicht abgeschlossen.
Was die Triebwerke anbetrifft, kann zwar mit Sicherheit gesagt werden, dass sie für eine kurze Zeit gezündet wurden, es aber danach aussieht, dass sie ihren Betrieb früher als erwartet eingestellt haben – in welcher Höhe dies geschah, muss ebenfalls noch analysiert werden.
„Nach den gestrigen Ereignissen haben wir jetzt einen eindrucksvollen Orbiter in der Marsumlaufbahn, der sich wissenschaftlichen Aufgaben widmen kann und als Relaisunterstützung für die im Jahr 2020 zu startende ExoMars-Rovermission dienen wird“, so ESA-Generaldirektor Jan Wörner. „Schiaparellis wichtigste Aufgabe lag in der Erprobung europäischer Landetechnologien. Dazu gehörte auch die Aufzeichnung von Daten beim Abstieg und es ist unerlässlich, dass wir nun herausfinden, was passiert ist, um für die Zukunft gerüstet zu sein.“
„In Bezug auf das Testmodul Schiaparelli haben uns Daten erreicht, mit denen wir den gesamten Ablauf nachvollziehen können und die uns Hinweise darauf liefern werden, warum keine sanfte Landung erfolgte“, erklärt David Parker, ESA-Direktor für bemannte Raumfahrt und robotische Exploration. „Ingenieurtechnisch gesehen ist es das, was wir von einem Test erwarten, und wir verfügen nun über äußerst wertvolle Daten, die wir auswerten können. Eine Untersuchungskommission wird sich näher mit diesen Daten befassen, zum jetzigen Zeitpunkt können wir keine weiteren Spekulationen anstellen.“
Über die ESA
Die Europäische Weltraumorganisation (ESA), Europas Tor zum Weltraum, ist eine 1975 gegründete zwischenstaatliche Organisation, deren Aufgabe darin besteht, europäische Raumfahrtkapazitäten zu entwickeln und sicherzustellen, dass die Investitionen in die Raumfahrt den Bürgern in Europa und anderswo zugutekommen.
Die ESA hat 22 Mitgliedstaaten: Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, die Schweiz, Spanien, die Tschechische Republik, Ungarn und das Vereinigte Königreich. Davon sind 20 auch Mitgliedstaaten der EU.
Die ESA arbeitet förmlich mit sieben anderen EU-Mitgliedstaaten zusammen. Auch Kanada nimmt im Rahmen eines Kooperationsabkommens an bestimmten ESA-Programmen teil.
Dank der Koordinierung der Finanzressourcen und Kompetenzen ihrer Mitgliedstaaten kann die ESA Programme und Tätigkeiten durchführen, die weit über die Möglichkeiten eines einzelnen europäischen Landes hinausgehen. Des Weiteren arbeitet sie eng mit der EU zusammen, um die Programme Galileo und Copernicus zu verwirklichen.
Die ESA entwickelt Raumfahrzeugträger, Satelliten und Bodenanlagen, um sicherzustellen, dass Europa bei Raumfahrtvorhaben weltweit an der Spitze bleibt.
Sie entwickelt und startet Erdbeobachtungs-, Navigations-, Telekommunikations- und Astronomiesatelliten, schickt Raumsonden in entlegene Regionen des Sonnensystems und beteiligt sich an der bemannten Exploration des Weltraums.
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