N° 27–2002: ESA-Astronaut bei russischem ISS-Flug mit von der Partie
16 April 2002
Der nächste Flug zur Internationalen Raumstation (ISS) wird als Vielvölkerunterfangen in die Geschichte eingehen: Am 25. April starten von Baikonur in Kasachstan aus ein Italiener, ein Russe und ein Südafrikaner zu einer zehntägigen Reise ins All.
Roberto Vittori, 37, ehemaliger Testpilot der italienischen Luftwaffe und nun Mitglied des europäischen Astronautenkorps der ESA, wird der dritte Europäer sein, der der ISS einen Besuch abstattet.
Ziel der "Marco Polo" getauften Mission, zu der am Donnerstag kommender Woche neben Vittori der russische Missionskommandant Juri Gidsenko und der erste Südafrikaner im All, Mark Shuttleworth, in einer russischen Sojus aufbrechen werden, ist unter anderem der Austausch des Rettungsfahrzeugs für die Mannschaft der ISS.
"Marco Polo ist ein weiterer Teil des signifikanten Beitrags, den Europa zur Entwicklung der Raumstation leistet", sagte Vittori zum Abschluß seiner Vorbereitung in der Sternenstadt bei Moskau. "Die Raumfahrt ist nun ständig präsent und für unsere Zukunft von entscheidender Bedeutung. Zu meiner Aufgabe als europäischer Astronaut gehört, das Interesse junger Menschen für die Raumfahrt zu wecken, indem ich ihnen zeige, welche Rolle sie in unserem Alltag spielt."
Zwei Tage nach dem Start werden Vittori, der bei dieser Mission die Rolle des Sojus-Flugingenieurs wahrnimmt, Gidsenko und Shuttleworth sich der in rund 400 km Höhe mit einer Geschwindigkeit von knapp 27 000 km/h um die Erde kreisenden ISS nähern und an ihr andocken. Ihr Drei-Mann-Fahrzeug wird das derzeit an der ISS befestigte Sojus-"Rettungsboot" ersetzen, das nach den Sicherheitsvorschriften alle sechs Monate ausgetauscht werden muß.
Die Mission "Marco Polo" - Vittoris Jungfernflug - wird im Rahmen einer Vereinbarung zwischen der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) und der Italienischen Raumfahrtagentur (ASI) auf der einen und der russischen Raumfahrtagentur (Rosaviakosmos) und dem russischen Unternehmen RSC Energija auf der anderen Seite durchgeführt.
Während der acht Tage, die die drei Neuankömmlinge mit der ständigen Mannschaft - "Expedition Four"-Kommandant Juri Onufrienko und die Flugingenieure Dan Bursch und Carl Walz - an Bord der ISS verbringen werden, wird Vittori vier europäische Experimente betreuen. Dabei sollen die für Bewegungen unter Schwerelosigkeit erforderlichen Kräfte und die Auswirkungen der kosmischen Teilchenstrahlung auf den menschlichen Organismus gemessen sowie neuentwickelte Kleidungsstücke und ein nichtinvasives Blutdruckmeßgerät getestet werden.
"Ich bereite mich seit August letzten Jahres intensiv auf diese Mission vor. In dieser kurzen Zeit Russisch zu lernen, stellte eine zusätzliche Herausforderung dar", sagte Vittori. "Das Steuern eines Raumfahrzeugs unterscheidet sich nicht allzu sehr von dem eines Flugzeugs. Was die Raumfahrt so aufregend und spannend macht, ist der Vorstoß ins Unbekannte."
Nach der erfolgreichen Mission "Andromède" mit der Französin Claudie Haigneré im Oktober vergangenen Jahres findet nun mit "Marco Polo" die Serie von Flügen europäischer Astronauten zur ISS ihre Fortsetzung.
Der belgische ESA-Astronaut Frank De Winne hat bereits mit seiner Vorbereitung auf einen ähnlichen "Taxiflug", der für Oktober dieses Jahres geplant ist, begonnen. Schwedens erster Astronaut, Christer Fuglesang, wird im Frühjahr 2003 an Bord des Raumtransporters an einem ISS-Montageflug teilnehmen.
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