N° 79–2003: "Europa landet auf dem Mars" – Medienveranstaltung im ESOC
25 November 2003
Die ESA-Sonde Mars Express soll zu Weihnachten ihr Ziel erreichen. Den Höhepunkt dieser Ankunft wird das Aufsetzen des Landegeräts Beagle 2 auf der Oberfläche des Roten Planeten in der Nacht vom 24. zum 25. Dezember bilden.
Die im Auftrag der ESA von einem europäischen Industriekonsortium unter der Leitung von Astrium gebaute Sonde war am 2. Juni mit einem russischen Sojus-Träger des Betreibers Starsem von Baikonur (Kasachstan) aus gestartet worden. Sie führt sieben wissenschaftliche Instrumente mit, die eine Reihe von Fernerkundungsexperimenten durchführen sollen, um uns neue Erkenntnisse über die Atmosphäre, die Struktur und die Geologie des Mars zu vermitteln. Insbesondere soll das in Großbritannien entwickelte Landegerät Beagle 2 mit seinen exobiologischen und geochemischen Untersuchungen entscheidend zur Suche nach Spuren von Leben auf dem Mars beitragen.
An Bord von Mars Express wurde inzwischen die Funktionstüchtigkeit der Instrumente überprüft. Die Sonde hat ihren ersten Stromversorgungstest nach der riesigen Sonneneruption vom 28. Oktober bestanden. Am 17. November wurde die Bordsoftware nach mehreren Aktualisierungen „eingefroren“, und die Sonde fliegt nun ruhig ihrem Ziel entgegen.
Die erste Herausforderung steht an, bevor der Mars-Express-Orbiter überhaupt in die Marsumlaufbahn eintreten und die Mission damit beginnen kann: Zunächst muß Beagle 2 sicher ins Ziel geführt werden. Diese Aufgabe, die am 19. Dezember beginnt, ist nicht ohne Risiko.
Um das Landegerät am vorgesehenen Punkt ausklinken zu können, befindet sich Mars Express auf einem Kollisionskurs mit dem Roten Planeten, da das Landegerät über kein eigenes Antriebssystem verfügt und daher bis zum genauen Abwurfpunkt „getragen“ werden muß. Dies bedeutet indes, daß der Orbiter sofort nach dem Ausklinken abdrehen muß, um nicht auf dem Mars einzuschlagen.
Während der Reise bekommt Beagle 2 seinen elektrischen Strom von der Muttersonde. Nach dem Ausklinken jedoch verfügt es bis zu dem Zeitpunkt, an dem es nach der Landung seine Solarzellenflügel voll entfaltet hat, lediglich über eine Batterie, die höchstens 6 Tage lang funktionsfähig ist. Deswegen muß Mars Express das Landegerät wie eine fürsorgliche Mutter genau zum richtigen Zeitpunkt ausklinken, um sicherzustellen, daß es genug Strom für seinen Abstieg zur Oberfläche hat.
Erst dann kann der Orbiter durch rasches Zünden seiner Schubdüsen seine Richtung ändern und von seinem Kollisionskurs in seine Zielbahn um den Mars einschwenken. Dieses Manöver - das Absetzen eines Landegeräts ohne Antriebssystem auf einem Planeten und der unmittelbar darauf folgende Eintritt in eine Umlaufbahn - ist eine Premiere.
Da all diese Manöver zeitkritisch sind und kaum Spielraum lassen, mußte das Bodenkontrollteam sämtliche möglichen Szenarien (darunter Pannen und Probleme an Bord und am Boden) durchspielen, um sicherzugehen, daß nichts dem Zufall überlassen wird.
Das Team übt seit September unter sehr realistischen Bedingungen und verwendet dabei die Computer und das Gerät, die in dieser Missionsphase zum Einsatz kommen werden. Zwar kann die Sonde nicht direkt mit einbezogen werden, aber ihr Verhalten wird mittels eines ausgeklügelten Computerprogramms unter Verwendung der echten Flugsoftware simuliert. Diese Übungen, die jeweils mindestens einen Tag dauern, decken alle denkbaren Fälle vom Ausfall eines Bordinstruments bis zu einem Brand im Kontrollraum ab. Eine der Simulationen findet während der Pressekonferenz am 3. Dezember statt.
Bei den Bodenkontrolleuren der ESA im ESOC hingegen ist eine Zeit höchster Aktivität angebrochen. Sie proben aktiv die Reaktionen auf sämtliche Fälle, die eintreten könnten, wenn Mars Express das Landegerät Beagle 2 ausklinkt und dann auf eine Marsumlaufbahn einschwenkt. „Die Mission Mars Express stellt höchste Anforderungen an die Betriebsmannschaft. Dank der in vielen Jahren mit experimentellen Missionen gewonnenen Erfahrungen sind wir auf unvorhergesehene Ereignisse vorbereitet. Die Satellitenkontrolleure werden diese neue Herausforderung meistern“, sagte Gaele Winters, der ESA-Direktor für Technische und Betriebliche Unterstützung.
Anläßlich der Ankunft der Sonde an ihrem Ziel finden vier Medienveranstaltungen statt. Die nächste ist für Mittwoch, den 3. Dezember im ESOC (Darmstadt, Deutschland) geplant (siehe Pressemitteilung Nr. 74-2003); dabei sollen das erste HRSC-Bild präsentiert und weitere Informationen über die wissenschaftlichen Erwartungen an die Mission bekanntgegeben werden. Sämtliche Hauptexperimentatoren werden ihre Instrumente und die ersten Test- und Betriebsergebnisse vorstellen (siehe beigefügtes Programm).
Die Veranstaltung kann in der ESA-Hauptverwaltung (Paris, Frankreich) sowie in den Niederlassungen ESTEC (Noordwijk, Niederlande) und ESRIN (Frascati, Italien) auch über Videokonferenz verfolgt werden. Interessierte Medienvertreter werden gebeten, das beigefügte Formular auszufüllen und per Fax an das Kommunikationsbüro der Einrichtung ihrer Wahl zu senden.
Nähere Auskunft erteilt:
ESA Referat Medienbeziehungen
Tel.: +33 (0)1 53 69 71 55
Fax: +33 (0)1 53 69 76 90
"Europa landet auf dem Mars"
Programm für die Medien
10.30 Uhr - Begrüßung durch Gaele Winters, ESA-Direktor für Technische und Betriebliche UnterstützungMars-Express-Flugbetrieb: eine große Herausforderung für ein erfahrenes Team
10.40 Uhr - Dr. Rudolf Schmidt, Projektleiter für Mars ExpressAllgemeine Ziel der Mission: Warum fliegt Europa zum Mars?
10.50 Uhr - Michael McKay, Direktor für den FlugbetriebZustand der Sonde, letzte und bevorstehende Manöver
11.00 Uhr - Fragen und Antworten zum Betrieb
11.10 Uhr - Dr. Augustin Chicarro, Projektwissenschaftler für Mars ExpressWichtigste wissenschaftliche Ziele der Mission: eine Einführung
11.20 Uhr - Prof. Gerhard Neukum, Hauptexperimentator, Freie Universität Berlin (D)Die hochauflösende Stereo-Kamera (HRSC) an Bord des Orbiters nimmt den Mars gründlich unter die Lupe
11.30 Uhr - Dr. Martin Pätzold, Hauptexperimentator, Universität Köln, Institut für Geophysik und Meteorologie (D)Vorbereitung auf den Mars mit MaRS (Mars-Funkexperiment)
11.40 Uhr - Prof. Colin Pillinger, Hauptexperimentator, Planetary Sciences Research Institute (UK)Landung von Beagle 2 auf dem Mars: Instrumente und wissenschaftliche Ziele
11.50 Uhr - Dr. Lutz Richter, Mitexperimentator, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Köln (D)Betrieb des „Maulwurfs“ an Bord von Beagle 2
12.00 Uhr - Fragen und Antworten zum wissenschaftlichen Teil und zur Mission als Ganzes
12.10 Uhr - Schlußbemerkungen von Gaele Winters
12.15 Uhr - Gelegenheit zu Filmaufnahmen im Hauptkontrollraum des ESOC
12.30 bis 12.45 Uhr - Gelegenheit zu Einzelinterviews mit Wissenschaftlern und Betriebsfachleuten
"Europa landet auf dem Mars"
Medienveranstaltung im ESOC
Mittwoch, 3. Dezember 2003, 10.30 bis 12.45 Uhr
Vorname: __________________ Nachname:________________________
Auftraggeber: _______________________________________________
Anschrift:___________________________________________________
_____________________________________________________________
Tel.:________________________ Fax: __________________________
Handy:_______________________ E-Mail:________________________
Ich möchte die Medienveranstaltung in folgender Einrichtung verfolgen:
[ ] Deutschland
Ort: ESA/ESOC
Adresse: Robert-Bosch-Straße 5, Darmstadt
Öffnungszeiten: 10.00 Uhr bis 13.00 Uhr
Kontaktperson: Jocelyne Landeau-Constantin, Tel: +49 (0)6151 90 26 96, Fax: +49 (0)6151 90 29 61
[ ] Frankreich
Ort: ESA-Hauptverwaltung
Adresse: 8-10 rue Mario Nikis, Paris 15, VIP-Raum
Öffnungszeiten: 10.00 Uhr bis 13.00 Uhr
Kontaktperson: Anne-Marie Rémondin, Tel: +33 (0)1 53 69 71 55, Fax: +33 (0)1 53 69 76 90
[ ] Niederlande
Ort: ESA/ESTEC
Adresse: Keplerlaan 1, Noordwijk, Konferenzsaal Ba 024
Öffnungszeiten: 10.00 Uhr bis 13.00 Uhr
Kontaktperson: Heidi Graf, Tel.: +31 (0)71 565 26 96, Fax: +31 (0)71 565 57 28
[ ] Italien
Ort: ESA/ESRIN
Adresse: Via Galileo Galilei, Frascati, „Ada-Byron“-Saal (ehemaliger Kinosaal)
Öffnungszeiten: 10.00 Uhr bis 13.00 Uhr
Kontaktperson: Simonetta Cheli, Tel.: +39 06 94 18 09 51, Fax: +39 06 94 18 09 52
For further information:
Referat für Medienbeziehungen
Tel: +33(0)1.53.69.7155
Fax: +33(0)1.53.69.7690