Bild der Woche: Die Ötztaler Alpen
Dieses Falschfarbenbild der Ötztaler Alpen in Tirol ist am 16. Oktober 2016 von einem Sentinel-2A-Satellit des Copernicus-Programms aufgenommen worden.
Die dunklen Schatten auf dem Bild mögen den Betrachter zunächst verwirren, da sie die Täler – die grünen Flächen – im menschlichen Auge als höher liegend erscheinen lassen, als die hellblau kolorierten Berge. Vielleicht hilft es bei der Betrachtung, das Bild von Zeit zu Zeit zu drehen und die Schatten aus einer anderen Richtung zu betrachten, um die optische Illusion "aufzulösen".
Der Schnee erscheint in dieser Darstellung in blauen Farbnuancen, da bei der Verarbeitung Daten aus dem kurzwelligen Infrarot-Bereich des Farbspektrums verwendet wurden und Schnee hier ein anderes Reflektionsverhalten aufweist. Die Farbauswahl erleichtert es, zwischen Vegetation und Schnee zu unterscheiden. Es ermöglicht auch, besser zwischen Wolken und Schnee zu differenzieren, was in anderen Bereichen des Farbspektrums schwieriger wäre, da sowohl Wolken als auch Schnee weiß sind. Dieser Effekt kann auf dieser Aufnahme allerdings nicht demonstriert werden, da der Himmel zum Zeitpunkt der Aufnahme wolkenlos ist.
Die Falschfarbendarstellung erleichtert die Wahrnehmung unterschiedlicher geologischer Formationen
In der oberen linken Ecke sieht man einen Teil des Flusses Inn, der östlich der Schweizer Alpen sowie durch Österreich und Deutschland fließt, bevor er in die Donau mündet (nicht abgebildet). Das Land im Inntal erscheint genauso wie die anderen Täler in grün. Bei den kleineren grünen Flecken handelt es sich um landwirtschaftliche Flächen.
Die Wildspitze ist mit einer Höhe von 3770m die höchste Erhebung im Ötztal. Der Berg befindet sich in der linken unteren Ecke des Bildes, östlich des langgezogenen Sees, dem Gepatschspeicher.
Im Jahre 1991 wurde 12km südlich der Wildspitze (nicht abgebildet) von zwei Touristen eine gut erhaltene Mumie eines vor etwa 5300 Jahren gestorbenen Mannes gefunden und nach den Ötztaler Alpen auf den Namen "Ötzi" getauft.
Die Entdeckung der Mumie ermöglichte der Forschung neue Einblicke in die Ära der Kupfersteinzeit und gibt Aufschlüsse über klimatische Veränderungen in den letzten Jahrtausenden. Untersuchungen haben ergeben, dass der Körper rasch nach dem Tode "Ötzis" von Schnee und Eis begraben wurde, was auf eine rasante klimatische Abkühlung in jener Zeit schließen lässt. Durch die Vergletscherung wurde der Körper über 5000 Jahre lang konserviert, bis steigende Temperaturen und die daraus resultierende Schneeschmelze die Mumie wieder frei gelegt haben.
Diese und weitere Aufnahmen der Ötztaler Alpen finden Sie in folgendem kommentierten Videoclip (Englisch): http://www.esa.int/spaceinvideos/Videos/2017/02/Earth_from_Space_Oetztal_Alps