Die ART des Trainings - Teil zwei
Die zweite Gruppe von Mitgliedern der ESA-Astronautenreserve hat den ersten Block ihres intensiven Astronaut Reserve Training (ART) Programms erfolgreich abgeschlossen. Im Januar 2025 begannen vier Mitglieder der Europäischen Astronautenreserve - Meganne Christian aus dem Vereinigten Königreich, Anthea Comellini aus Italien, John McFall aus dem Vereinigten Königreich und Carmen Possnig aus Österreich - ihr zweimonatiges Trainingsprogramm im Europäischen Astronautenzentrum (EAC) der ESA in Köln, um wichtige Fähigkeiten für die künftige Erforschung des Weltraums und die wissenschaftliche Forschung zu erwerben.
Basierend auf Modulen der ESA-Astronautengrundausbildung erhielten sie eine Einführung in die ESA und ihre Programme, das ISS-Programm sowie die europäische Raumfahrtindustrie und -institutionen. Auch ein Medientraining war Teil des Trainingsplans, um sie auf die Öffentlichkeitsarbeit vorzubereiten.
Weitere Schwerpunkte waren menschliches Verhalten und Leistung, d. h. wie Astronautinnen und Astronauten interagieren, kommunizieren und in Teams arbeiten - entscheidende Fähigkeiten für das Leben auf der Raumstation. Darüber hinaus nahmen Christian, Comellini, McFall und Possnig an Fitnessübungen teil.
Die zweite Gruppe erhielt zudem eine wissenschaftliche Ausbildung, die Biologiekurse und Labortechniken umfasste und sie mit dem Wissen ausstattete, das zur Durchführung von Experimenten im Weltraum erforderlich ist. Im Bereich Biologie und Strahlung wurde untersucht, wie sich die Bedingungen im Weltraum auf die menschliche Gesundheit auswirken, während im Modul Astrobiologie untersucht wurde, wie Mikroorganismen und biologisches Material im Weltraum überleben.
Ein Höhepunkt der Ausbildung war der „Außenbordeinsatz“, der in der Neutral Buoyancy Facility der ESA stattfand. Dort übten die Vier Tauchen, um die Mikrogravitationsumgebung des Weltraums zu simulieren. Diese praktische Erfahrung verschaffte ihnen einen Einblick in Aufgaben wie die Durchführung von Reparaturen oder die Installation von Ausrüstung.
Überlebenstraining war ein weiterer wichtiger Teil ihrer Ausbildung. Die Gruppe absolvierte ein Winterüberlebenstraining, bei dem sie grundlegende Fähigkeiten wie das Feuermachen, den Bau von Unterkünften und den Umgang mit kältebedingten Verletzungen erlernte. Diese Übungen sollten sie auf potenzielle Notsituationen vorbereiten, falls ihr Raumfahrzeug an einem abgelegenen Ort landen sollte, z. B. bei einer ungeplanten Landung des Raumfahrzeugs.
Neben seiner Ausbildung zum Reserve-Astronauten treibt John McFall das Projekt Fly! der ESA voran, das darauf abzielt, die Erforschung des Weltraums für Astronautinnen und Astronauten mit Behinderungen inklusiver zu gestalten. Während der kürzlich erfolgreich abgeschlossenen Fly!-Machbarkeitsstudie, für die John im September 2023 zum EAC kam, hat er bereits wichtige Teile der ESA-Astronautengrundausbildung absolviert. Im Rahmen von ART baut McFall nun weiter auf dieser Ausbildung auf und durchläuft gleichzeitig die „Mission Ready“-Phase des Fly!-Projekts, die ihn auf eine mögliche Langzeitmission vorbereitet.
Nach Abschluss dieser Ausbildungsphase hat die zweite Gruppe das gleiche strenge Programm wie die erste durchlaufen, um alle Mitglieder der ESA-Astronautenreserve auf ein gemeinsames Niveau zu bringen. Die erste Gruppe - Sara García Alonso aus Spanien, Andrea Patassa aus Italien, Arnaud Prost aus Frankreich, Amelie Schoenenwald aus Deutschland und Aleš Svoboda aus Tschechien - begann ihre Ausbildung im Oktober 2024.
Nach Abschluss ihrer Grundausbildung werden beide Gruppen im Laufe des Jahres 2025 für die nächste Phase zum EAC zurückkehren, um die erworbenen Fähigkeiten und Kenntnisse weiter auszubauen.
Das Astronauten-Reservetrainingsprogramm ist ein wichtiger Bestandteil des Engagements der ESA zur Stärkung der europäischen Kapazitäten für die astronautische Raumfahrt, um die Bereitschaft für künftige kommerzielle und Explorationsmissionen zu gewährleisten.
Sie teilen ihre Erfahrungen mit ART
Meganne Christian
„Die Erforschung des Weltraums reizt mich, weil es dabei um Entdeckungen geht - darum, die Grenzen unseres Wissens zu erweitern und Umgebungen zu erforschen, die wir nie für möglich gehalten hätten. Ich denke oft an die Pioniere, die den mutigen ersten Schritt ins All gemacht haben. Ihr Mut ist etwas, von dem ich mich weiterhin inspirieren lasse, während ich die Ausbildung zur Reserve-Astronautin bei der ESA absolviere. Jeder Tag in der Ausbildung bringt uns neuen Möglichkeiten näher, und ich freue mich sehr, Teil dieser Reise zu sein.“
Anthea Comellini
„Teil der Astronautenreserve der ESA zu sein, ist eine unglaubliche Chance. Die Ausbildung ist intensiv, aber lohnend und vermittelt uns Fähigkeiten, die für die Raumfahrt unerlässlich, aber auch für unsere tägliche Arbeit auf der Erde äußerst wertvoll sind. Es war großartig, mit einem so vielfältigen Team zu arbeiten und aus erster Hand zu sehen, wie viel wir voneinander lernen können. Diese Ausbildung gibt uns die Möglichkeit, unseren Beitrag zum europäischen Engagement für die Förderung von Wissenschaft und Technologie in der Raumfahrt zu verbessern.“
John McFall
„Das Astronaut Reserve Training der ESA in Verbindung mit meiner Beteiligung am Fly!-Projekt war eine großartige Erfahrung. Das Training bereitet uns auf zukünftige Missionen vor und gibt uns gleichzeitig die Möglichkeit, zur Forschung beizutragen, die die Erkundung des Weltraums für Astronautinnen und Astronauten mit Behinderungen prägen könnte. Es ist inspirierend, sowohl an der wissenschaftlichen als auch an der operativen Seite der Raumfahrt teilzuhaben und zu wissen, dass das, was wir heute tun, in der Zukunft einen großen Einfluss haben könnte.“
Carmen Possnig
„Das Astronaut Reserve Training der ESA war augenöffnend und intensiv und deckte alles ab, von den Grundlagen der Raumfahrt bis hin zum Überlebenstraining unter härtesten Bedingungen. Besonders hervorzuheben ist, dass ich dabei gelernt habe, wie wichtig Anpassungsfähigkeit und Teamwork sind - Fähigkeiten, die nicht nur im Weltraum, sondern in jeder Situation mit hohem Druck von entscheidender Bedeutung sind. Ob Unterwassertraining oder Überleben in den verschneiten Pyrenäen, jede Herausforderung hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, zusammenzuarbeiten, um Hindernisse zu überwinden.“