ESA-Pläne zur Telemedizin
Wie kann die Telemedizin durch Weltraumanwendungen verbessert werden und wie gestalten sich die Bedürfnisse potentieller Nutzer? Diese und andere Fragen werden von Entscheidungsträgern und Fachleuten der Telemedizin auf dem Symposium „Satellitengestützte Telemedizin: der Fahrplan der ESA“ am 5. Juli im Europäischen Weltraumforschungsinstitut der ESA (ESRIN) in Frascati bei Rom diskutiert.
Seit dem ersten Symposium „Satellitengestützte Telemedizin in der Informationsgesellschaft“ im Mai 2003 ist viel geschehen. Zunächst wurde eine multidisziplinäre und multinationale Arbeitsgruppe mit Fachleuten aus dem Gesundheitswesen eingesetzt, um die Bedürfnisse für Telemedizin und die Telematik im Gesundheitswesen (eHealth) festzulegen und die hierfür erforderlichen Telekommunikationsdienste zu erörtern. Während der Arbeit der Gruppe wurde sorgfältig darauf geachtet, daß ihre Ziele auch mit denen der Europäischen Kommission, der WHO und anderer internationaler Gesundheitstelematik und Telemedizin fördernder Einrichtungen in Einklang stehen.
Um ihrem Auftrag besser gerecht werden zu können, wurde die Arbeitsgruppe in acht thematische Untergruppen aufgeteilt. Aufgabe jeder einzelnen Gruppe ist es, die Bedürfnisse und Möglichkeiten für eine Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien auf einem bestimmten Feld des Gesundheitswesens zu untersuchen und anschließend die besondere Rolle, die Satellitenkommunikation dabei spielen kann, zu umreißen. Zu den untersuchten Feldern gehörten:
- Vernetzung von Diensten im Gesundheitswesen: Informationsaustausch zwischen Gesundheitszentren und Aspekte im Zusammenhang mit der elektronischen Aufzeichnung von Gesundheitsdaten
- Dienste für die Bürger: gegenwärtig feststellbare und zu erwartende Veränderungen in der Haltung europäischer Bürger gegenüber Informations- und Kommunikationstechnologien im Gesundheitswesen
- Gesundheitsfürsorge zu Hause: Überwachung des Gesundheitszustands und Behandlung des Patienten zu Hause bzw. in seiner alltäglichen Lebensumgebung
- Mobilität: Gewährleistung hoher Standards für Gesundheitsfürsorge auf Reisen in schwer zugängliche Gebiete sowie der Verfügbarkeit von Gesundheitsfürsorge in Transportmitteln wie Flugzeugen, Schiffen oder Krankenwagen
- Psychologische Betreuung und Notfalldienste bei Katastrophen: Sicherung der Gesundheitsfürsorge nach natürlichen und vom Menschen verursachten Katastrophen
- Frühwarnung vor umweltbedingten Gesundheitsrisiken: Vorsorge gegen bzw. Eingrenzung von Krankheiten im Zusammenhang mit Klima- oder Umweltveränderungen
- Weiterbildung durch Telematik im Gesundheitswesen: Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien zur Verbesserung der Weiterbildung von Ärzten und medizinischem Personal sowie der medizinischen Allgemeinbildung
- Zukunftskonzepte für Telematik im Gesundheitswesen und satellitengestützte Telemedizin: die Zukunft der Gesundheitsfürsorge und der Übergang von der Krankheitsbehandlung zur Gesundheitsvorsorge
Richtungswechsel
Die Arbeitsgruppe wurde im Rahmen des ESA-Programms für satellitengestützte Telemedizin eingesetzt, eines neuen Programms, das den geänderten Ansatz der ESA auf dem Gebiet der Telemedizin deutlich macht. Nach den großen Fortschritten seit Beginn des ersten ESA-Telemedizinprojekts 1996 beschloß die ESA 2003, die hauptsächlich von der Industrie und den Betreibern unterstützten Initiativen durch nachfrageorientierte Initiativen zu ergänzen.
Aus eigener Erfahrung weiß die ESA, daß die möglichst frühzeitige Einbeziehung von Endnutzern und sonstigen Akteuren dazu beitragen kann, die Kluft zwischen dem Ende eines Pilotprojekts und der Bereitstellung ausgereifter Dienstangebote zu verringern. Aus diesem Grund wurde am Ende des letzten Symposiums vereinbart, eine auch Mediziner umfassende multidisziplinäre Arbeitsgruppe einzusetzen.
Die am 5. Juli anstehenden Punkte dürften zu lebhaften Diskussionen Anlaß geben. Die ESA wird den Ansichten derer, die an einer Verbesserung der Gesundheitsfürsorge beteiligt sind, Gehör schenken und hofft auf diese Weise sicherstellen zu können, daß die Akteure im Gesundheitswesen aus dem vielfältigen Angebot an Satellitentelekommunikationsdiensten den größtmöglichen Nutzen für eine Verbesserung der Gesundheitsfürsorge aller europäischen Bürger ziehen werden.
Nähere Auskunft zum Symposium über satellitengestützte Telemedizin erteilen:
ESA-Hauptverwaltung, Paris: Dominique Detain, Tel.: +33 (0)1 53 69 77 26
ESTEC, Noordwijk: Francesco Feliciani, Tel.: +31 (0)71 56 54 109
ESRIN, Frascati: Simonetta Cheli, Tel.: +39 06 94 18 03 50