40 Jahre europäische Bahnverfolgung im All
Dieses Jahr feiert die ESA das 40. Jubiläum des Bodenstationsnetzwerks der Raumfahrtorganisation: das unerlässliche Bindeglied zu Raumfahrzeugen, mit deren Hilfe Wissenschaftler auf der Erde neue Erkenntnisse über unseren Planeten, unser Sonnensystem und unser Universum erlangen.
In vier von zahlreichen Entwicklungen geprägten Jahrzehnten hat sich das so genannte European Tracking Network der ESA – kurz: Estrack – global ausgedehnt. Heute wird modernste Technologie eingesetzt, um Wissenschaftler und Bodenkontrolle mit Raumschiffen zu verbinden, die die Erde umkreisen, die Sonne beobachten, Sterne untersuchen oder tief in unser Sonnensystem vordringen.
Seit 1975 wurden mit den Estrack-Stationen mehr als 60 ESA-Missionen sowie dutzende von Missionen von Partneragenturen unterstützt.
Estrack unterhält Stationen auf drei Kontinenten, die alle vom ESOC aus, dem European Space Operations Centre in Darmstadt, geleitet werden. Derzeit verfolgt das Netzwerk mehr als ein Dutzend wissenschaftliche und Erdbeobachtungsmissionen. Dazu gehören unter anderem Missionen wie Swarm, die Sentinels, Rosetta, Gaia und Mars Express.
Jubiläumsfeier der europäischen Bodenstationsnetzwerks
Das Jubiläum wurde vergangene Woche mit einer Feier in der Cebreros-Bodenstation in der Nähe von Madrid begangen.
Im Beisein von Presse, geladenen Gästen und Kollegen begrüßte der Direktor für Bemannte Raumfahrt und Misisonsbetrieb der ESA, Thomas Reiter, die Gastredner: Alvaro Giménez, den Direktor für Wissenschaft und Robotische Exploration der ESA, Valeriano Claros-Guerra, den ehemaligen Direktor der Satelliten-Bodenstation von Villafranca und Alaudin Bhanji, den Projektmanager des Deep Space Network der NASA.
„Dank der großartigen Unterstützung der europäischen Industrie werden die technologischen Möglichkeiten des Netzwerks ständig weiterentwickelt, um die hohen Anforderungen der Datenübermittlung bei zukünftigen Wissenschafts- und Erdmissionen zu gewährleisten”, stellte Thomas Reiter fest.
Wissenschaftliche Daten aus dem All
„Sie müssen die Position von Raumsonden, die sich Millionen von Kilometern von unserem Planeten entfernt befinden, mit höchster Genauigkeit bestimmen können, wie beispielsweise bei der Rosetta-Mission. Oder sie müssen Radiosondierungs-Experimente bei Missionen wie Mars Express unsterstützen können.”
In naher Zukunft werden Estrack-Stationen Missionen zum Mars, Merkur, Jupiter und seinen Monden sowie zur Sonne unterstützen.
Mit der Einweihung der dritten 35-Meter-Parabolantenne in Malargüe, Argentinien, ist Estrack in der Lage, gemeinsam mit den beiden bestehenden 35-Meter-Antennen von New Norcia, Australien, und Cebreros, Spanien, den gesamten sogenannten Tiefenraum abzudecken.
Diese Stationen können mit Raumfahrzeugen im Orbit bis zu einer Entfernung von etwa 800 Millionen Kilometern kommunizieren.
„Die ESA-Bodenstationen und ihre hervorragende Technologie sind für die Weltraumforschung nicht mehr wegzudenken. Ohne die zuverlässige Übermittlung wertvoller Daten aus dem All wäre diese Forschung so nicht möglich”, erläuterte Alvaro Giménez.
„Egal, ob es sich um den Download eines Bildes von einem 4,5 Milliarden Jahre alten Kometen, physikalische Grundlagendaten von schwarzen Löchern oder eine Karte unseres Universums nach seiner Entstehung handelt: Estrack liefert die Verbindung zu Raumfahrzeugen, die an die Grenzen des menschlichen Wissens reisen.”
"Estrack 40" Musikvideo
Speziell für den Anlass des Jubiläums wurde ein Musikvideo kreiert, dessen Soundtrack im Rahmen eines internationalen Wettbewerbs aus 117 Einsendungen ausgewählt wurde. Der Gewinner, der 17jährige Gautier Acher aus Paris, nahm ebenfalls an der Feier in Cereros teil und freut sich, dass sein Stück zur offiziellen „Estrack-Musik” gewählt wurde.
Expertenwissen „made in Europe“
Über die Jahrzehnte hinweg haben Teams aus Industrieunternehmen aller ESA-Mitgliedstaaten gemeinsam mit der ESA an der Entwicklung der weltbesten Bahnverfolgungstechnologien für Bodenstationen gearbeitet, angefangen mit tiefkalt gekühlten rauscharmen Verstärkern bis hin zu digitalen Signalverarbeitungsgeräten und Präzisionsantennen mit extrem genauen Steuerungssystemen zur Ausrichtung.
„Dadurch konnte die europäische Industrie die in ESA-Technologieprogrammen entwickelten Bodenstationstechnologien auch auf dem globalen Markt platzieren und gewinnt somit einen enormen Wettbewerbsvorteil”, erklärt Klaus-Juergen Schulz, Verantwortlicher für die Entwicklung der Bodenstationssysteme der ESA.
Eine Entwicklung voller Herausforderungen
Zum Download größerer Mengen wissenschaftlicher Daten sollen die Bodenstationen in Zukunft aufgerüstet werden für den Einsatz höherer Frequenzen, modernster Wellenleitsysteme und hochgenauer Signalempfänger.
Die ESA entwickelt auch Möglichkeiten zum Einsatz von Technologien der nächsten Generation, wie beispielsweise Laser-Kommunikation und Antennenfelder.
Das Bodenstations-Netzwerk macht sich schon jetzt bereit für zukünftige Anforderungen und berücksichtigt die wachsenden Leistungsfähigkeiten kommerzieller Dienstleistungen.
Die fortschrittlichen Einsatzmöglichkeiten von Estrack ermöglichen es der ESA, diese auch anderen Raumfahrtbehörden zu teilen, welche dann im Gegenzug ESA-Missionen unterstützen. Estrack unterstützt regelmäßig Missionen der USA, Europas, sowie von Japan, Russland und China.
Mehr Informationen unter: esa.int/estrack