Amateur-Astronomen entdecken neuen Kometen
Und da war er plötzlich: Ein kleiner, schwach leuchtender Punkt auf einem Bild des Sternenhimmels, den zuvor noch nie jemand bemerkt hatte. Während einer Routinebeobachtung mit einem Teleskop des ESA-Observatoriums auf der spanischen Insel Teneriffa sichteten Amateur-Astronomen am 1. Februar 2014 einen bislang unbekannten Himmelskörper – den Kometen P/2014 C1 TOTAS. Inzwischen haben acht weitere Observatorien weltweit die Entdeckung bestätigt.
„Einen Kometen zu entdecken, ist schon etwas Besonderes, denn Kometen sind relativ rar“, sagt Rainer Kresken, Flugdynamik-Ingenieur bei der ESA. Mitglieder der Observatory Teide Asteroid Survey (TOTAS) – einer Zusammenarbeit zwischen Amateur-Astronomen und der ESA – haben den Himmelskörper mit Hilfe eines Ein-Meter-Teleskops geortet. „Interessant ist, dass das Teleskop eigentlich gar nicht für diesen Zweck gedacht ist“, betont Rainer Kresken. Normalerweise wird es nämlich für die Beobachtung von Weltraumschrott und die Laserkommunikation mit Satelliten eingesetzt. TOTAS-Mitglied und Amateur-Astronom Matthias Busch hat allerdings eine eigens für dieses Teleskop ausgelegte Software entwickelt, die automatisiert nach beweglichen Objekten am Sternenhimmel sucht.
Die Software vergleicht mehrere Aufnahmen desselben Himmelsabschnitts miteinander und kann so Abweichungen feststellen, die auf bewegliche Objekte hinweisen. Eigenständig trifft die Software eine Vorauswahl an möglichen Treffern, die dann nochmals durch Amateur-Astronomen interpretiert wird. Rafal Reszelewski aus Polen, Mitglied des TOTAS-Teams, wertete in diesem Fall das entscheidende Bild aus und bestätigte die Kometen-Entdeckung. Nur wenige Tage danach hat auch das Minor Planet Center (MPC) der International Astronomical Union die Neuigkeit bekanntgegeben.
Komet ist keine Bedrohung für die Erde
Für die Erde stellt der ferne Komet keine Bedrohung dar. Seine Umlaufbahn um die Sonne verläuft zwischen den Planeten Jupiter und Mars – und damit in den Tiefen unseres Sonnensystems. Für Wissenschaftler ist die Entdeckung dennoch nicht belanglos: „Alle Kometen sind interessant, vor allem, weil man glaubt, dass sie in der Vergangenheit dazu beigetragen haben könnten, Wasser auf die Erde zu bringen“, betont Detlef Koschny, Verantwortlicher für erdnahe Objekte (NEOs) beim ESA-Programmbüro für Space Situational Awareness (SSA).
Pionierprojekt: Landung auf einem Kometen im November 2014
Besondere Aufmerksamkeit richtet die ESA in diesem Jahr jedoch auf einen anderen Kometen: den Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko. Die ESA-Raumsonde Rosetta wird 2014 als Höhepunkt ihrer seit 2004 andauernden Reise in eine Umlaufbahn mit dem Kometen einschwenken und das Landegerät Philae auf seiner Oberfläche absetzen – ein Pionierprojekt, das bislang einzigartig ist. Wissenschaftler erhoffen sich von der Mission Informationen über die Urmaterie des Sonnensystems und eine Antwort auf die Frage, ob Kometen einst Wasser und möglicherweise auch die Grundbausteine des Lebens auf die Erde gebracht haben. Die Landung auf dem Kometen ist für November 2014 vorgesehen.