Andockmanöver des ATV an ISS erfolgreich
Acht Tage nach dem Start dockte das jüngste Automatische Transferfahrzeug der ESA, Johannes Kepler, um 17:08 Uhr MEZ (16.08 Uhr Weltzeit) problemlos an der Internationalen Raumstation (ISS) an, um sie mit wichtigen Vorräten zu versorgen.
Der Anflug und das Andockmanöver wurden selbsttätig von den bordeigenen Computern durchgeführt, jedoch eng von den Teams der ESA und der französischen Raumfahrtagentur CNES im ATV-Kontrollzentrum in Toulouse, Frankreich, sowie den auf der ISS stationierten Astronauten überwacht.
Ein zweiter Satz an Sensoren und Computern an Bord des ATV führte ebenfalls eine eigenständige Überwachung durch.
Obwohl das ATV und die ISS mit einer Geschwindigkeit von 28 000 km/h um die Erde kreisen, betrug die relative Geschwindigkeit während der letzten Anflugsphase, die mit zentimetergenauer Präzision durchgeführt wurde, unter 7 cm/s.
Johannes Kepler näherte sich der Rückseite der ISS, um am russischen Swesda-Modul anzudocken.
Aus nächster Nähe berechnete das 20 t schwere unbemannte Raumfahrzeug seine Position über auf an der Raumstation angebrachte Laser-Reflektoren gerichtete Sensoren und bestimmte seinen Abstand von sowie seine Ausrichtung zur ISS.
Die Andocksonde des ATV wurde um 16:59 Uhr MEZ (15:59 Uhr Weltzeit) vom Führungstrichter am Heck des Swesda-Moduls eingefangen. Ca. sieben Minuten später wurde das Andockmanöver mit dem Verschluss der Andockhaken abgeschlossen.
„Mit diesem reibungslosen Andockmanöver hat sich Johannes Kepler als herausragendes Beispiel europäischer Innovationskunst erwiesen und gezeigt, dass Europa mehr denn je bereit ist für den Eintritt in ein Zeitalter der Autonomie bei der Exploration des Weltraums,“ so Simonetta di Pippo, ESA-Direktorin für Bemannte Raumfahrt.
„Dank der hohen Flexibilität des ATV ist es möglich, sich eine große Bandbreite neuer Raumfahrzeuge vorzustellen. So wäre z. B. eine Weiterentwicklung in ein Wiedereintrittsfahrzeug zur Unterstützung von künftigen Infrastrukturen in der Umlaufbahn und Explorationsmissionen denkbar, das Astronauten und Versorgungsgüter in Mondumlaufbahnen bringen könnte“, so Simonetta di Pippo weiter.
„Dies ist für uns und unsere Partner beim ISS-Programm äußerst wichtig, denn nach der Betriebseinstellung des Space Shuttle wird das ATV das größte Frachttransportsystem zur Versorgung der ISS sein und es liegt in unserer Verantwortung, einen angemessenen Dienst bereitzustellen.“
„Hierbei geht es um weit mehr als die Zusammenarbeit verschiedener Raumfahrtagenturen, das Engagement der ESA-Mitgliedstaaten und den Einsatz und das Know-how der europäischen Industrie. Wir leisten einen Beitrag zur größten jemals in den Bereichen Wissenschaft und Technologie durchgeführten internationalen Zusammenarbeit“, so ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain. „Es gibt noch eine Menge zu lernen, und zwar nicht nur mithilfe der an Bord durchgeführten wissenschaftlichen Forschungstätigkeiten, sondern auch über die laufenden Betriebstätigkeiten, um den Herausforderungen der Zukunft gewachsen zu sein. Die Anzahl der vor kurzem zur ISS gestarteten Raumfahrzeuge vermittelt einen Eindruck über die Fülle der gemeinsamen Tätigkeiten, die im Zuge der nun erreichten vollen Einsatzbereitschaft der Raumstation durchzuführen sind.“
Das ATV Johannes Kepler wurde am 16. Februar vom europäischen Raumflughafen in Kourou, Französisch-Guayana, aus an Bord einer Ariane-5 gestartet. Es wird bis Juni als zusätzliches druckgeregeltes Modul an der ISS angedockt bleiben und wird zudem zur Anhebung ihrer Flugbahn eingesetzt.
In den nächsten Stunden wird die Bordmannschaft die Einstiegsluke des ATV öffnen und das druckgeregelte Frachtmodul, das 1 760 kg Trockenladung (Lebensmittel, Kleidung und Gerät) mit sich führt, entladen. Zudem werden 860 kg Treibstoff und 100 kg Sauerstoff in die Tanks des Swesda-Moduls gepumpt.
Das ATV hat eine ca. dreimal höhere Ladekapazität als die russischen Raumfrachter der Progress-Reihe. Der größte Anteil der Ladung an Bord von Johannes Kepler besteht aus Treibstoff für seine eigenen Triebwerke zur regelmäßigen Anhebung der Flugbahn der ISS, um den atmosphärischen Widerstand auszugleichen.
Bei Bedarf wird das ATV ferner zur Lageregelung der Raumstation oder für Ausweichmanöver eingesetzt, falls potenziell gefährlicher Weltraumschrott der ISS zu nahe kommt.
Nach Johannes Kepler wird als nächstes das Space Shuttle Discovery der NASA mit dem ständigen Mehrzweckmodul Leonardo an Bord an der ISS andocken. Dann werden das europäische ATV, das europäische Leonardo-Modul, das amerikanische Space Shuttle, das japanische HTV-2 sowie zwei russische Sojus-Kapseln und ein russischer Progress-Raumtransporter gleichzeitig an der ISS angedockt sein, wodurch diese mit einem druckgeregelten Volumen von über 1 000 m3 und einem Gesamtgewicht von über 500 t einen neuen Rekord für eine bemannte Station im All aufstellen wird.
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