Arzt (m/w) gesucht – für den weißen Mars
Die ESA ist derzeit auf der Suche nach einem Arzt (m/w), der ein Jahr lang in der abgelegenen Antarktis-Forschungsstation Concordia lebt und arbeitet. Bei ähnlich isolierten Bedingungen wie auf dem Mars werden Sie und 15 weitere Kollegen 12 Monate lang vom Rest der Welt abgeschnitten sein und wissenschaftliche Forschungen in Vorbereitung auf zukünftige Marsmissionen durchführen.
Bei Temperaturen von bis zu -80 °C ist die Sonne an der französisch-italienischen Forschungsstation im Winter ganze vier Monate lang nicht zu sehen. Die Concordia-Station liegt inmitten der endlosen weißen Hochplateaus der Antarktis, 3.200 Meter über dem Meeresspiegel, und ist damit äußerst extremen Umweltbedingungen und einem verringerten Luftdruck ausgesetzt – eine enorme Herausforderung für ihre Bewohner.
Die Forschungsbasis steht unter der Leitung eines multinationalen Teams von französischen und italienischen Antarktis-Organisationen, das es sich zum Ziel gesetzt hat, den polaren Außenposten zu erhalten und dort Klimaforschungen durchzuführen. Der von der ESA gesuchte und gesponserte Arzt wird für die Durchführung von ausgewählten ESA-Experimenten sowie die Untersuchung der Crew im Hinblick auf ihre Anpassung an die herausfordernde – wenngleich wunderschöne – Umgebung zuständig sein.
Flugtraining mit Test-Raumsonde – in der Antarktis
In einem monate- oder gar jahrelangen Training am Boden werden Astronauten auf Langzeitmissionen vorbereitet, für die sie in der Lage sein müssen, ihre Raumsonde zu fliegen und komplexe Vorgänge zu meistern. Selbst auf der Internationalen Raumstation ISS erhalten die Astronauten noch regelmäßige Auffrischungskurse für kritische Aufgaben, wie zum Beispiel das Andocken von Raumfrachtern.
Für Astronauten auf Marsmissionen müssen die Missionsplaner im Vorfeld sicherstellen, dass die Crew auch nach monatelanger Isolation und belastenden Forschungstätigkeiten in der Lage ist, ihre Arbeit planungsgemäß auszuführen. Zu diesem Zwecke wird für das sogenannte Simskill-Experiment ein Raumsonden-Simulator zur antarktischen Basis gebracht, mit dessen Hilfe man herausfinden wird, wie die Concordia-Crew im Laufe ihres Aufenthalts mit den Gegebenheiten zurechtkommt.
Auf ein Raumsonden-Flugtraining folgen Simulationseinheiten für eine Reihe verschiedener Grundanforderungen für Sojus-Trägerraketen, wie Docking- und Rendezvousmanöver. Die Ergebnisse werden zusammen mit psychologischen und physiologischen Daten, wie unter anderem dem Herzschlag des Piloten, aufgezeichnet. Zu Kontrollzwecken wird dieselbe Untersuchung zusätzlich in Stuttgart und in der britischen Antarktis-Forschungsstation Halley VI durchgeführt.
Im Weltraum und auf der Erde
Ein weiteres geplantes Experiment wird genauestens beobachten, wie unser Immunsystem auf die isolierte Umgebung der Concordia reagiert. Um zu verstehen, wie sich der körperliche Stress auf unser Immunsystem auswirkt, werden Blut-, Urin- und Speichelproben entnommen und mit den Ergebnissen von Belastungstests abgeglichen. Ähnliche Forschungen werden auch auf der ISS durchgeführt, um bestimmen zu können, welche Faktoren für die jeweiligen Reaktionen der Immunsysteme der Astronauten verantwortlich sind.
Zusätzliche Experimente werden prüfen, wie und ob spezielle Lichtverhältnisse ein normales Schlafverhalten während der sonnenarmen Wintermonate fördern können. Wieder andere beobachten während des Aufenthalts die Gesundheit der Knochen und das Gemeinschafts- und Gruppenverhalten der Crew anhand von Aktivitätsmonitoren und auf Teamwork basierten Spielen.
Haben Sie Interesse, am entlegensten Ort der Erde an einem Forschungsprojekt teilzunehmen, das den Weg für zukünftige Weltraumerkundungen ebnen wird? Bewerben kann sich jeder Bürger/jede Bürgerin eines ESA-Mitgliedstaates mit medizinischem Abschluss. Bewerbungsschluss ist der 1. April 2015.