Galileo-Dienste für neue Anwendungen und Anwendungszentren
Galileo bietet nicht einfach nur Signale für die Navigation, sondern eine Reihe von Diensten, die speziell auf die jeweiligen Zielgruppen zugeschnitten sind. Neben dem kostenfreien Open Service werden vier weitere gebührenpflichtige Dienste angeboten, die dem Nutzer aber auch zusätzliche Leistungen bringen, wie die Garantie einer bestimmten Qualität der Satellitensignale.
Die von Galileo mit hohem Aufwand angebotenen Dienste können nur in vollem Umfang genutzt werden, wenn entsprechende neuartige Anwendungen entwickelt werden. Hier sind es meist Existenzgründer und kleine Firmen, die hochinnovative Lösungen hervorbringen. Sie benötigen jedoch oft finanzielle und organisatorische Unterstützung. Diese bieten zwei Anwender- und Kompetenzzentren in Deutschland an, das Centrum für Satellitennavigation Hessen (cesah) in Darmstadt und die Anwendungszentrum GmbH Oberpfaffenhofen.
Die Galileo-Dienste
Galileo wird nach seinem vollständigen Aufbau die Nutzer weltweit rund um die Uhr mit folgenden fünf speziellen Diensten bedienen:
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Der offene Dienst (Open Service, OS)
OS resultiert aus einer Kombination offener Signale, die vom Nutzer gebührenfrei empfangen werden und – was die Genauigkeit der Standort- und Zeitbestimmung angeht – bisherige Angebote qualitativ übertreffen. Auf der Basis von OS werden kostenlose Dienste von allgemeinem Interesse zu Ortungs-, Navigations- und Zeitsynchronisationszwecken aufgebaut. -
Der kommerzielle Dienst (Commercial Service, CS)
Der kommerzielle Dienst bietet Zusatzinformationen für eine hochgenaue Positionsbestimmung und wird gebührenpflichtig sein sowie einer Zugangskontrolle unterliegen. Er ist für den professionellen Endanwender gedacht, wie beispielsweise in den Bereichen Vermessungswesen, Netzsynchronisation oder Flottenmanagement. Dieser Dienst umfasst ferner eine begrenzte Übertragungskapazität für Nachrichten von Servicezentren an Nutzer (in der Größenordnung von 500 Bits pro Sekunde). Neu ist: Gegenüber dem Nutzer werden Haftungsverpflichtungen eingegangen. -
Der sicherheitskritische Dienst (Safety of Life Service, SoL)
Dieser weltweit verfügbare, jedoch verschlüsselte, Dienst soll Nutzergruppen offenstehen, bei denen die garantierte Genauigkeit ein wesentliches Merkmal darstellt. Das betrifft vor allem die Bereiche des Verkehrswesens (Luft- und Schifffahrt, Schienenverkehr). Für die Kontinuität dieses Dienstes wird eine Garantie gegeben. Die genauen Parameter und Nutzungsbedingungen werden derzeit definiert. -
Der öffentliche regulierte Dienst (Public Regulated Service, PRS)
Der zugriffsgeschützte, verschlüsselte und störresistente Dienst wird von staatlichen Stellen genutzt, wie z.B. Polizei, Zoll und Sicherheitsorganen. Er dient hoheitlichen Aufgaben der EU-Staaten. Der PRS-Dienst muss ständig und unter allen Umständen in Betrieb sein, insbesondere in Krisensituationen. Ein wesentlicher Faktor für den PRS-Dienst ist die Signalstabilität, die den Dienst gegen Störsender und elektronische Täuschungen schützt. -
Der Such- und Rettungsdienst (Search and Rescue, SAR)
Der SAR-Dienst ermöglicht den Empfang von Notrufen von beliebigen Standorten auf der ganzen Erde praktisch in Echtzeit, die exakte Positionsbestimmung der Warnmeldungen auf wenige Meter anstelle der derzeitigen Genauigkeit von 5 km erlaubt. Er ermöglicht auch Rückmeldungen an den Geschädigten. Der Dienst unterstützt bereits vorhandene SAR-Systeme wie z.B. COSPAS-SARSAT.
Cesah: Das hessische Kompetenzzentrum für Satellitennavigation
Die ESA und das Land Hessen haben sich entschlossen, das Centrum für Satellitennavigation Hessen (cesah) aufzubauen. Es soll die Marktentwicklung neuer Navigationsanwendungen fördern und beschleunigen und so neue Hochtechnologie-Arbeitsplätze in Hessen schaffen. Es wurde in unmittelbarer Nähe des Europäischen Satellitenkontrollzentrums (ESA/ESOC) in Darmstadt angesiedelt und kann so von den praktischen Erfahrungen der Satellitenbetriebsspezialisten profitieren.
Wesentlicher Erfolgsfaktor ist die Einbindung in ein Expertennetzwerk der ESA und der cesah-Gesellschafter in enger Zusammenarbeit mit regionalen und internationalen Partnern wie dem European Space Incubators Network (ESINET) als ESA BIC Darmstadt. Die Business Incubation Centres (BIC) der ESA sollen neue Geschäftsideen rund um die Raumfahrttechnologien unterstützen und zum kommerziellen Erfolg verhelfen. Das ESA BIC Darmstadt ist eines von vier BICs in Europa.
Inzwischen betreut cesah 24 innovative Gründungsvorhaben, die zum Teil außergewöhnliche Ideen für den Einsatz der Satellitennavigation entwickelt haben.