Mit EGNOS im Luftraum über Afrika
In der nächsten Woche wird die Europäische Weltraumorganisation (ESA) satellitengeführte Testflüge zwischen dem Senegal und Kenia durchführen. Hierbei soll gezeigt werden, wie das Fliegen in dieser Region der Erde sicherer gemacht werden kann.
Die ESA hat bereits nachgewiesen, dass dank des Systems EGNOS (Europäischer Geostationärer Navigationsüberlagerungsdienst) Flugzeuge in Afrika sicher landen können. Es wurden zahlreiche Testprojekte durchgeführt, vor allem im Februar 2003 im Senegal.
Das Satellitennavigationssystem stellt für jede Piste ein vertikales Leitsystem zur Verfügung, das ohne spezielle Infrastruktur am Boden auskommt. Damit lässt sich in Zukunft auch die Flugsicherheit auf kleineren Flughäfen verbessern, die aus Kostengründen nicht mit den üblichen Systemen zur Landeunterstützung ausgestattet werden können. Das GPS-System allein kann diese vertikale Leitfunktion weder zur Verfügung stellen noch die Vollständigkeit der Daten garantieren.
EGNOS ist ein Programm, das gemeinsam von der ESA, der Europäischen Kommission und Eurocontrol, der Europäischen Organisation zur Sicherung der Luftfahrt, ins Leben gerufen wurde. Es wurde von einem Industriekonsortium entwickelt, an dessen Spitze Alcatel Space steht. Etwa vierzig über ganz Europa verteilte Einrichtungen bilden dabei ein Netzwerk zur Erfassung, Korrektur und Verbesserung der Daten, die vom amerikanischen GPS zur Verfügung gestellt werden. Die auf diese Weise aufbereiteten Signale werden dann über geostationäre Satelliten an die Empfangsstationen der Nutzer gesendet. EGNOS erlaubt eine Positionierungsgenauigkeit von weniger als zwei Metern und übertrifft damit das GPS mit seinen 15 bis 20 m deutlich. Das System liefert außerdem eine Signalqualität, die mit dem ursprünglich für das Militär entwickelten GPS gar nicht vorgesehen ist.
Diese Testflüge werden mit einem Spezialflugzeug vom Typ ATR 42 der ASECNA (Agentur für die Luftverkehrssicherung in Afrika und Madagaskar) durchgeführt, das mit Instrumenten zum Empfang der EGNOS-Signale ausgestattet wurde. Das Flugzeug wird mithilfe von EGNOS die Kernregion des afrikanischen Kontinents auf einem Kurs entlang der üblichen Flugrouten überfliegen.
Ferner wird der Pilot Landeanflüge vornehmen und dabei EGNOS-Prüfstandssignale des so genannten überregionalen satellitengestützten Verbesserungssystems (ISA) nutzen. Bei ISA handelt es sich um die für Afrika bereitgestellte EGNOS-Erweiterung, die sowohl in den Staaten Afrikas als auch über dem Indischen Ozean verfügbar ist. Der Start erfolgt am 16. Mai in Dakar, die erste Zwischenlandung findet in N’djamena (Tschad) statt, bevor der Flug nach Nairobi weitergeht. Weitere Versuchsflüge werden vom Flughafen Nairobi in der kenianischen Hauptstadt aus durchgeführt.
Seit 2002 wurden in einem noch laufenden Programm 10 Referenzstationen in mehreren afrikanischen Ländern eingerichtet: Tschad, Kamerun, Zentralafrikanische Republik, Kongo, Äthiopien, Kenia, Sambia, Namibia und Südafrika. Diese Stationen sind alle mit dem EGNOS-Prüfstand in Hönefoss (Norwegen) verbunden.
Die Demonstrationsflüge über Afrika werden im Rahmen des von der ESA und der Europäischen Kommission eingerichteten Programms zur Entwicklung und Demonstration der Anwendungen für Galileo und EGNOS (ProDDAGE) in Zusammenarbeit mit dem Galileo Joint Undertaking (GJU) durchgeführt.
EGNOS durchläuft derzeit die erforderliche Betriebsbereitschaftsprüfung und wird nach und nach validiert, bis es Anfang 2006 vollständig einsatzbereit ist. Begleitend wird es bis zum Jahr 2007 als Luftfahrt-Navigationssystem und als sicherheitsrelevanter Dienst zertifiziert.