Neuer Raketenprüfstand für sichere Ariane-6-Starts
Die zukünftige europäische Trägerrakete Ariane 6 soll im Jahr 2020 zum ersten Mal ins All starten. Damit sie alle Nutzlasten sicher auf ihre Umlaufbahnen bringen kann, müssen auch die Triebwerke für den neuen Träger zuvor ausführlich getestet werden.
Für den Test der Oberstufe der neuen Trägerrakete wird eine neue Anlage am Standort des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Lampoldshausen errichtet: Im Rahmen der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung ILA in Berlin haben am 2. Juni 2016 die Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Prof. Pascale Ehrenfreund, und der Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), Prof. Johann-Dietrich Wörner, den Vertrag über Entwicklung und Bau des Prüfstandes P5.2 für das Ariane-Trägerraketenprogramm unterzeichnet. In dieser Anlage können gesamte Oberstufen getestet werden - ein Alleinstellungsmerkmal in Europa.
"Die Ariane 6 ist die Zukunft des europäischen Raumtransports - und das DLR ist dabei ein unverzichtbarer Partner. Vor dem Erstflug der Ariane 6 wird die Oberstufe der neuen Trägerrakete in Lampoldshausen auf Herz und Nieren geprüft. Damit übernimmt das DLR eine verantwortungsvolle, zentrale Aufgabe, die Ariane 6 so sicher wie ihren Vorgänger zu machen", erklärte Prof. Ehrenfreund, Vorstandsvorsitzende des DLR in Berlin. Dafür soll auf diesem neuen Prüfstand P5.2 am DLR-Standort Lampoldshausen die Oberstufe der Ariane 6 umfangreiche Tests durchlaufen. Hierzu zählen neben Versuchen zur Be- und Enttankung auch komplette Stufentests, bei denen die Oberstufe mit laufendem Triebwerk betrieben wird. Im Jahr 2018 soll mit der Inbetriebnahme begonnen werden.
Einsatz für den Raumfahrtstandort Deutschland
Dass der neue Prüfstand überhaupt in Lampoldshausen gebaut werden kann, dafür hat sich auch das DLR Raumfahrtmanagement in Bonn eingesetzt. Von hier aus wird die deutsche Beteiligung am Ariane-6-Programm gesteuert. "Deutschland beteiligt sich mit 23 Prozent an der neuen Trägerrakete und ist damit nach Frankreich der zweitstärkste Partner. Wir wollen diese starke deutsche Beteiligung effektiv gestalten und unser Knowhow gewinnbringend in den europäischen Kontext einbringen. Der Bau dieser Testanlage in Deutschland ist ein klares Signal und ein schöner Erfolg unseres Engagements", betonte Denis Regenbrecht, der im Raumfahrtmanagement für das Ariane 6 Programm zuständig ist.
Erweiterung des Testportfolios am DLR-Standort Lampoldshausen
Technisch verantwortlich für den Bau und den späteren Betrieb des Teststandes ist das DLR-Institut für Raumfahrtantriebe. An den Prüfständen des Standorts Lampoldshausen testet das DLR im Auftrag der ESA und der europäischen Raumfahrtindustrie Flüssigtriebwerke verschiedenster Leistungsklassen. "Der P5.2 ist eine großartige Erweiterung unseres Testportfolios", erläutert Prof. Stefan Schlechtriem, Direktor des DLR-Instituts für Raumfahrtantriebe. "Neben Triebwerken und deren Komponenten können wir damit in Zukunft komplette Oberstufen testen. Diese Fähigkeit ist europaweit einzigartig."
Ariane 6 - Europas Zukunft des Raumtransports
Das Ariane-6-Entwicklungsprogramm wurde auf der ESA-Ministerratskonferenz im Dezember 2014 beschlossen und von zwölf Teilnehmerstaaten gezeichnet. Bis zum Erststart im Jahr 2020 wird ein europäisches Trägersystem entwickelt, das weltweit wettbewerbsfähig ist und den europäischen Zugang zum All für die ESA-Mitgliedsstaaten sichern kann. Im Vergleich zu Ariane 5 werden hierbei die absoluten und spezifischen Startkosten um fast 50 Prozent gesenkt werden. Hauptauftragnehmer der Ariane-6-Entwicklung ist das französisch-deutsche Unternehmen Airbus-Safran-Launchers (ASL). Eine weitere wesentliche deutsche Rolle wird das Augsburger Unternehmen MT-Aerospace spielen.
Text mit freundlicher Genehmigung des DLR veröffentlicht. Ersterscheinung unter www.dlr.de