Rosetta ist hellwach und laut Kontrolle wieder auf Sendung
Nachdem Rosettas innere Uhr die Sonde letzte Woche aus dem Schlaf geklingelt hat, haben die Missionsteams mit den ersten Gesundheitschecks begonnen, um herauszufinden, wie gut die Sonde ihren 31-monatigen Dornröschenschlaf überstanden hat.
Am 20. Januar erwachte die europäische Sonde Rosetta aus ihrem über zweieinhalb Jahre währenden Winterschlaf im Weltraum, um die letzte Etappe ihrer zehnjährigen Reise zum Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko anzutreten.
Ihr erstes Signal wurde um 19:18 Uhr (CET) im Missionskontrollzentrum der ESA in Darmstadt empfangen. Es war das ersehnte Zeichen – Rosetta hatte ihren Winterschlafmodus beendet, die Warmlaufphase abgeschlossen und war wie geplant automatisch in den „Sicherheitsmodus“ umgesprungen, einen minimalen Funktionalitätsgrad, bei dem einfache Funktöne über einen S-Band-Sender übertragen werden, während die Sonde auf Anweisungen vom Bodenteam wartet.
Nach nur wenigen Stunden hatte das Missionsteam die vollständige Kontrolle über die Sonde hergestellt und den leistungsstärkeren X-Band-Sender eingeschaltet. Dieser Schritt ermöglichte schnelle Fernmessungen, um die normalen Abläufe zu überprüfen, und gewährte umfassenden Einblick in den Allgemeinzustand, den Status und die Funktionsfähigkeit der wichtigsten Antriebs-, Lageregelungs- und Stromversorgungssysteme und vieles mehr.
„Unsere größte Sorge war die Stromversorgung und die Frage, ob die Sonnensegel ausreichend Energie liefern würden, um die geplanten Vorgänge der Wiederinbetriebnahme zu unterstützen“, so Andrea Accomazzo, ESA-Leiter für den Missionsbetrieb von Rosetta.
„Doch obwohl wir noch immer 673 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt waren, konnten wir ausreichend Solarenergie generieren, und es scheint, als hätten die Systeme den Winterschlaf ohne Schaden überstanden.“
Zurück auf Sendung
Nach einigen Tagen intensiver Funktionsprüfungen gab das Kontrollteam bekannt, dass auch die übrigen Systeme des Kometenjägers wie erwartet funktionieren.
Die Reaktivierung von drei der vier Reaktionsräder – rotierende Scheiben zur Lagekontrollregelung der Sonde – verlief einwandfrei. Das vierte Rad wird voraussichtlich innerhalb der kommenden Wochen aktiviert.
„Wir sind wieder 'auf Sendung', und zwar mit einer voll funktionstüchtigen Sonde“, so Andrea Accomazzo.
In den kommenden Wochen werden die Flugsysteme an Bord der Rosetta getestet und konfiguriert, darunter auch der Festkörper-Massenspeicher, der wissenschaftliche und Betriebsdaten speichert, bevor sie heruntergeladen werden.
Inbetriebnahme der wissenschaftlichen Instrumente
Anschließend folgt die nächste, bis April angesetzte Phase, in der die Missionsteams den Betrieb der elf Instrumente der Sonde wiederherstellen. Dies wird nach individuellen Zeitplänen erfolgen, die vom Europäische Raumflugkontrollzentrum der ESA (ESOC) in Darmstadt aus gesteuert werden.
Im März wird dann auch das Landegerät von Rosetta, Philae, zum ersten Mal nach dem Winterschlaf wieder eingeschaltet. Auch Philae wird eine Reaktivierungsphase durchlaufen, um die Funktionstüchtigkeit seiner Kontrollsysteme und seiner zehn Instrumente sicherzustellen.
„In den nächsten drei Monaten werden wir dafür sorgen, dass sämtliche Instrumente nach ihrer zehnjährigen Reise durch das Sonnensystem bei der lang ersehnten Ankunft am Kometen voll funktionstüchtig sind“, so Fred Jansen, ESA-Missionsleiter für Rosetta.
Rosetta-Projektwissenschaftler Matt Taylor fügt hinzu: „Rosetta ist mit einer Reihe von wissenschaftlichen Experimenten ausgestattet, die uns alles über die Beschaffenheit dieses Kometen verraten werden und wie sein Verhalten sich mit zunehmender Annäherung an die Sonne verändert.
Die Mission wird uns letztlich genaueren Aufschluss darüber geben, welche Rolle Kometen bei der Entstehung unseres Sonnensystems gespielt haben.“
Ab Februar werden alle Neuigkeiten im Rosetta blog zu lesen sein.