Weltweit erste Zero Debris Charta gestartet
In den letzten Jahren wurden mehr Satelliten gestartet als in den gesamten sechs Jahrzehnten der Weltraumforschung. 130 Millionen Teile so genannter Raumfahrtrückstände, die größer als ein Millimeter sind, umkreisen die Erde und bedrohen Satelliten jetzt und in Zukunft. Einmal pro Woche tritt ein Satellit oder Raketenkörper unkontrolliert durch unsere Atmosphäre wieder ein. Unsere Verhaltensweise im Weltraum muss sich ändern.
Aufbauend auf jahrzehntelanger Arbeit hat ESA einen eigenen kühnen internen Standard eingeführt, um die Anzahl von Raumfahrtrückständen in der Erd- und Mondumlaufbahn bis 2030 für alle künftigen Missionen, Programme und Aktivitäten der Agentur erheblich zu begrenzen: ESAs „Zero Debris Approach“.
Jedoch ist die Weltraumforschung ein globales Unterfangen zum gemeinsamen Nutzen der Menschheit, und die langfristige Nachhaltigkeit des Weltraums erfordert Maßnahmen und Umschwung von allen. Daher unterstützt ESA die Zero Debris Charta: eine globale Initiative für alle Raumfahrtakteure zur Unterzeichnung und Verfolgung des gemeinsamen Ziels einer Zukunft ohne Raumfahrtrückstände.
Nach Monaten intensiver und zügiger kollektiver Anstrengungen wurde die Zero Debris Charter fertiggestellt.
„Da die Weltrauminfrastruktur zum Rückgrat unserer modernen Gesellschaft geworden ist, bedroht die Ausbreitung von Weltraummüll unsere Lebensweise. Jetzt ist es an der Zeit, als Gemeinschaft zu agieren, um unsere gemeinsamen Anstrengungen zu bündeln“, sagte ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher.
„Zur Umsetzung der Zero Debris Charta wird ESA sich auf die Entwicklung bahnbrechender Technologien für die nachhaltige Entsorgung ausgedienter Satelliten, die Wartung in der Umlaufbahn und die aktive Entfernung von Raumfahrtrückständen konzentrieren. Darüber hinaus wird ESA Hand in Hand mit Institutionen arbeiten, die für regulatorische Aspekte zuständig sind.“
Der Weltraumgipfel 2023 in Sevilla markiert den Beginn der Frist für die Registrierung der Absichtserklärung zur Unterzeichnung der Zero Debris Charta.
Null Raumfahrtrückstände bis 2030
2022 forderten die ESA-Mitgliedstaaten die Agentur auf, „einen Zero Debris-Ansatz für ihre Missionen umzusetzen; und um Partner und andere Akteure zu ermutigen, ähnliche Wege zu gehen“. ESA durchläuft derzeit einen tiefgreifenden internen Wandel, um die Entstehung von Weltraummüll einzudämmen und die bis 2030 in den Orbit gesendeten Satelliten durch ihren Zero Debris Ansatz zu beseitigen.
Von Konzeption und Aufbau neuer Missionen bis hin zum Flug und der verantwortungsvollen Entsorgung stellt der Zero Debris-Ansatz der ESA einen kühnen neuen Standard dar, der ab 2030 für alle ESA-Missionen und Partnerschaften gelten wird, mit kontinuierlichen Fortschritten und Verbesserungen aus den Jahren zuvor.
Jedoch ist das Problem der Raumfahrtrückstände ein globales, und die Zero Debris Charta ist die erste Initiative ihrer Art, die die größte Bandbreite und Vielfalt von Raumfahrtakteuren auf der ganzen Welt mit dem gemeinsamen Ziel zusammenbringt, bis 2030 keinen Weltraummüll mehr zu verursachen und die langfristige Nachhaltigkeit von Weltraumaktivitäten zu ermöglichen.
Mehr als 40 Organisationen haben sich aktiv an der offenen und gemeinschaftlichen Entwicklung der Charta beteiligt, die nun veröffentlicht wurde und von „jeder Organisation, die ein starkes Engagement für die Förderung der Sicherheit und Nachhaltigkeit im Weltraum unter Beweis stellt“, unterzeichnet werden kann: treten Sie der Zero Debris Community bei und spielen Sie eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der globalen Antwort auf das Problem.
Durch die Zusammenführung einer Vielzahl von Raumfahrtakteuren zur Festlegung ehrgeiziger und messbarer Ziele für die Eindämmung und Beseitigung von Weltraummüll bis 2030 hat die Zero Debris Charta bereits folgendes erreicht:
- Aufbau einer vielfältigen Gemeinschaft von Akteuren in Europa (und darüber hinaus), die sich für die weitere Förderung der Sicherheit und Nachhaltigkeit im Weltraum einsetzen, einschließlich Industrieakteuren aller Größen, Regierungsbehörden, Internationale Organisationen, Universitäten und Forschungszentren, gemeinnützigen Stiftungen und mehr;
- Entwicklung einer präzisen und gemeinsamen Vision der Nachhaltigkeit im Weltraum bis 2030 durch die Kombination weitreichender Leitprinzipien und hochehrgeiziger, aber realistischer technischer Ziele für den Aufbau der „Zero Debris Roadmap“, die die weltweiten Bemühungen zur Eindämmung und Beseitigung von Weltraummüll vorantreibt.
„Wir freuen uns, dass die Charta am 16. Oktober 2023 finalisiert und heute anlässlich des Weltraumgipfels 2023 veröffentlicht wurde“, erklärt Quentin Verspieren, Protect Accelerator Koordinator.
„Auf der Grundlage eines von ESA vorgeschlagenen Entwurfs haben wir jede einzelne Zeile der Charta in einem völlig offenen und kollaborativen Prozess analysiert, erörtert und neu geschrieben. Wir haben uns nicht nur in Rekordzeit auf ein so ehrgeiziges Dokument geeinigt, sondern unser Austausch hat auch gezeigt, dass in Europa und darüber hinaus ein starker Konsens über die Notwendigkeit besteht, über die bestehenden Praktiken der Weltraumsicherheit und Nachhaltigkeit hinauszugehen.“
Und die Zero Debris Charta ist erst der Anfang, der Ausgangspunkt für ehrgeizige, kollektive Aktivitäten, die die Technologien, neue Wirtschaftszweige und Politiken aufbauen werden, die erforderlich sind, um Zero Debris Wirklichkeit werden zu lassen.
ESA lädt alle Raumfahrtakteure ein, sich der Zero Debris Community anzuschließen und dazu beizutragen, bis 2030 eine Zukunft ohne Raumfahrtrückstände zu erreichen.
Treten Sie der Zero Debris Community bei
Hier können Sie Ihre Absicht eines Beitritts der Zero Debris Charta registrieren. Sobald interessierte Unternehmen ihre Absicht bestätigt haben, werden im ersten Halbjahr 2024 Unterzeichnungszeremonien stattfinden.
Erfahren Sie mehr über den Zero Debris-Ansatz der ESA, lesen Sie die FAQ zur Zero Debris Charta, und wenden Sie sich bei weiteren Fragen zum Beitritt zur Charta an Dr. Quentin Verspieren, Protect Accelerator Koordinator: quentin.verspieren@esa.int.
Bei Medienanfragen wenden Sie sich bitte an media@esa.int.