Datenübermittlungssystem verbindet Astronaut*innen direkt mit Europa 

Ein Upgrade des Kommunikationssystems sorgt nun für Breitband-Internetgeschwindigkeiten, die denen entsprechen, die z.B. von Familien auf der Erde  genutzt werden.

Dies bedeutet, dass Experimente an Bord der Internationalen Raumstation von Europa aus nahezu in Echtzeit überwacht werden können. Bislang mussten Daten aus Untersuchungen über die Auswirkungen von Strahlung auf Saatgut oder aus der Biomining-Forschung auf Festplatten gespeichert werden und konnten erst viele Monate später zur Erde zurückgebracht werden.
 
Die Astronaut*innen an Bord der Internationalen Raumstation verbinden sich nun über eine Funkverbindung mit einem der beiden geostationären Satelliten, die das Europäische Datenrelaissystem (EDRS) bilden. Der Satellit empfängt die Signale der Station, die alle 90 Minuten um die Erde kreist, und leitet sie direkt an seine europäische Basisstation weiter.
 
Das hochmoderne System bietet Geschwindigkeiten von bis zu 50 Mbit/s beim Downlink und bis zu 2 Mbit/s beim Uplink. Das Kommunikationsgerät, das dies ermöglicht - der Spitzname "ColKa" steht für "Columbus laboratory Ka-band terminal" - wurde bei einem Außenbordeinsatz im Januar 2021 installiert.
 
Diese etwa kühlschrankgroße Antenne macht einen Datentransfer in Echtzeit zwischen der ISS und dem Europäischen Columbus-Kontrollzentrum am Standort des DLR in Oberpfaffenhofen möglich, wo das ColKa-Terminal betrieben wird.

Das Europäische Datenrelais-System, das ColKa nutzt, wurde im Rahmen eines ESA-Partnerschaftsprojekts mit dem Satellitenhersteller Airbus entwickelt. Es ist Teil der Bemühungen der ESA, die Industrie um groß angelegte kommerzielle Telekommunikationsprogramme herum zu vereinen und innovative Dienstleistungsentwicklungen zu fördern, um wirtschaftlichen Nutzen zu erzielen.
 
Am 29. November 2021 unterzeichneten die ESA und Airbus einen Zweijahresvertrag über die Lieferung von Daten von der ISS nach Europa.
 
ColKa wurde von britischen und italienischen Unternehmen entworfen und gebaut, wobei Produkte aus Belgien, Kanada, Frankreich, Deutschland und Norwegen zum Einsatz kamen, von denen einige im Rahmen des ESA-Programms für Telekommunikation und integrierte Anwendungen (Advanced Research in Telecommunications Systems, ARTES) qualifiziert worden sind.

Die bei der Entwicklung, dem Bau und dem Betrieb von ColKa gewonnenen Erkenntnisse werden für das Telekommunikationspaket der ESA im Rahmen des ESPRIT-Telekommunikations- und Betankungsmoduls von entscheidender Bedeutung sein, das für das Lunar Gateway entwickelt wird - einen Außenposten, der mehr als 1000-mal weiter von der Erde entfernt ist als die Internationale Raumstation und der eine nachhaltige, langfristige Rückkehr von Menschen auf die Mondoberfläche ermöglichen wird.