Er revolutionierte die Astrometrie: Hipparcos
Gaia knüpft an die ESA-Mission Hipparcos an, bei der der Astrometrie-Satellit von 1989 bis 1993 mehr als 2,5 Millionen Sterne vermessen hat, darunter 118 000 Sterne mit sehr hoher Präzision. Hipparcos revolutionierte die Astrometrie, die Wissenschaft des exakten Vermessens von Sternpositionen und Sternbewegungen, des Erfassens von Helligkeiten sowie von Farben kosmischer Objekte.
Bis dahin war Astrometrie ein schwieriges Hinterzimmerthema weniger Spezialisten. Aus einer eher vernachlässigten Kunst entstand binnen weniger Jahre ein aktuelles Forschungsgebiet, das vollkommen neue Erkenntnisse in vielen Bereichen der modernen Astronomie ermöglichte. Das betrifft beispielsweise die Kometen- und Asteroidenforschung, die Suche nach Planetensystemen, die Astrophysik sowie die Kosmologie. Die mit raumflugtechnischen Mitteln gewonnenen hochgenauen Messergebnisse von Hipparcos führten zu einem Quantensprung in der Astronomie. Als Ergebnis der Hipparcos-Mission entstanden die zwei weltbesten Sternkataloge. Sie dienen als neues Referenzkoordinatensystem am Firmament.
„Anfangs dachte ich, Astrometrie sei langweilig“, erinnert sich Giuseppe Sarri, der Gaia-Projektmanager bei der ESA. „Doch im Laufe der Zeit wurde mir klar, dass Astrometrie die Grundlage für all die faszinierenden Erkenntnisse der heutigen Astrophysik ist.“
Die hochgenauen astrometrischen sowie spektro-photometrischen Messungen sind heute eine der wichtigsten Grundlagen für die Bestimmung von Sternparametern, für die Entdeckung neuer Objekte und Phänomene, für das Erkennen dynamischer Entwicklungsprozesse sowie für das Aufspüren von Massenverteilungen. Veränderungen jedweder Art lassen sich nur erkennen, wenn gleiche Weltraumareale in bestimmten Abständen wiederholt vermessen werden. Aus diesen Gründen soll Gaia in punkto Präzision – so das ehrgeizige Ziel der Forscher und Ingenieure – Hipparcos nochmals um den Faktor 100 übertreffen.