Klimageschichte (2): Die Erdatmosphäre erwärmt sich
Die Klimageschichte unseres Planeten zeigt, dass höhere Temperaturen eher der Normalfall waren. Starten wir einen Versuch, die heutigen Temperaturen in die Klimageschichte einzuordnen. Aktuell leben wir in einer Warmzeit des quartären Eiszeitalters.
Gemessen an der Klimageschichte der letzten 100 Millionen Jahre ist es derzeit ziemlich kalt auf diesem Planeten. Was auch kein Wunder ist, denn wir leben ja im jüngsten Eiszeitalter.
Als Folge natürlicher Klimaschwankungen stieg in den letzten 11 000 Jahren die mittlere globale Oberflächentemperatur um 2 Grad an – von 13 Grad auf 15 Grad Celsius.
Der menschlich bedingte Treibhauseffekt
Unbestritten ist, dass sich die Erdatmosphäre in jüngster Zeit stärker erwärmt. Die mittlere globale Oberflächentemperatur ist im Verlauf der letzten 100 Jahre um etwa 0,6 Grad gestiegen. 95 Prozent dieses Anstiegs, so der Tenor führender Klimatologen, gehen auf das Konto menschlicher Aktivitäten zurück. Für die kommenden 100 Jahre prognostizieren sie – je nach Klimamodell – eine Erwärmung zwischen 1,4 und 5,6 Grad.
Sollte es im Extremfall zu dieser globalen Erwärmung von 5,6 Grad – auf eine mittlere globale Oberflächentemperatur von 20,6 Grad Celsius – kommen, so darf man nicht verkennen, dass dieser Wert viel eher dem Normalzustand der irdischen Klimageschichte entspricht, als die heutigen Temperaturen. Doch damals gab es keine Menschen und demzufolge auch keine vom Homo sapiens wahrgenommenen Katastrophen.
Dass der Treibhauseffekt weit reichende Folgen haben kann, ist ebenfalls unbestritten: katastrophale Dürren und die Verwüstung fruchtbarer Gebiete, sintflutartige Regenfälle und verheerende Überflutungen an den Küsten, die Verschiebung von Klimazonen.
Die mittleren und nördlichen Regionen könnten sich in diesem Zusammenhang stärker erwärmen, große Areale des Dauerfrostbodens würden auftauen. Der Weltmeeresspiegel, der sich in den letzten 100 Jahren um 10 bis 20 Zentimeter erhöht hat, könnte durch weiteres Abschmelzen von Gletscherregionen um 30 bis 140 Zentimeter steigen. Das hätte regional verheerende Folgen, beispielsweise in Küstengebieten (Niederlande) und Flussdeltagebieten (Ganges-Brahmaputra). Weite Landstriche wären in Gefahr, überflutet zu werden.
Gletscher als Frühindikatoren
Eine exakte Vorhersage der Auswirkungen des zunehmenden Treibhauseffektes ist gegenwärtig nicht möglich. Gletscher sind zwar empfindliche Frühwarnindikatoren, aber bis jetzt lassen sich daraus keine eindeutigen Rückschlüsse ziehen.
Der Klimawandel vollzieht sich schleichend, überlagert sich mit natürlichen Schwankungen. Bis im allgemeinen „Klimarauschen" das bedeutungsvolle „Signal" entdeckt ist, kann es möglicherweise schon zu spät sein. Dies zu bestätigen oder zu widerlegen sind globale Messungen verschiedenster Parameter über mehrere Jahrzehnte notwendig. Dabei spielen die polaren Eismassen im Verbund mit dem Meerwasser eine entscheidende Rolle.