Von einer Raumfahrt in Europa zur Europäischen Raumfahrt
Die Entscheidung der europäischen Regierungen zu einem gemeinschaftlichen Vorgehen beruhte zunächst auf rein wirtschaftlichen Erwägungen. Kein europäisches Land konnte im Alleingang ein umfassendes und anspruchsvolles Weltraumprogramm realisieren, das die Entwicklung, den Bau und den Betrieb anspruchsvoller Satelliten sowie die Errichtung der notwendigen Infrastruktur einschloss – Erprobungszentren, Bodenanlagen, Bahnverfolgungsnetze usw.
Die erforderlichen Strukturen hat die ESA gemeinschaftlich geschaffen: Neben der in Paris ansässigen Hauptverwaltung unterhält sie folgende Einrichtungen:
ESA-Zentren in Deutschland:
ESOC, das Europäische Satellitenkontrollzentrum in Darmstadt arbeitet bereits seit 1968 und ist für den Betrieb sämtlicher ESA-Satelliten sowie für die dazu notwendigen Bodenstationen verantwortlich. ESOC hat bislang über 50 Satelliten und Raumsonden der ESA operationell betreut, wie Huygens, Mars Express, Rosetta, Envisat, Smart-1, XMM, etc.
Im ESOC befindet sich die Schaltzentrale des weltweiten Netzes von Bodenstationen, ESTRACK. Es verfügt über 7 eigene ESA-Bodenstationen in Redu (Belgien), Kourou (Französisch Guayana), Maspalomas + Villafranca (Spanien), Kiruna (Schweden) und New Norcia + Perth (Australien). www.esa.int/esoc
EAC, das Europäische Astronautenzentrum in Köln-Porz. Es ist seit seiner Gründung im Jahr 1989 Basis und Ausbildungszentrum für das europäische Astronautencorps, das 2005 aus 13 Mitgliedern besteht. Vom EAC werden alle Astronauten-Trainings der ESA koordiniert, auch die, die auf Missionen auf der Internationalen Raumstation (ISS) vorbereiten. (www.esa.int/eac)
Weitere ESA-Niederlassungen und Zentren in Europa:
ESTEC, das Europäische Weltraumforschungs- und Technologiezentrum in Noordwijk (Niederlande). Hier sind vor allem die technischen Forschungs- und Testeinrichtungen der ESA angesiedelt.
ESRIN in Frascati bei Rom (Italien). Hier sind sowohl die wissenschaftlichen und technischen Informationsdienste angesiedelt als auch das "Earthnet"-Programmbüro, das mit Empfang, Vorverarbeitung, Archivierung und Verteilung von Fernerkundungs-Satellitendaten betraut ist.
ESAC, ist das Europäische Zentrum für Weltraumastronomie und umfasst auch die Archive vieler wissenschaftlicher Missionen. Es befindet sich in Villafranca bei Madrid, Spanien.
Kourou, der europäische Weltraumhafen in Französisch-Guyana (Südamerika) wird als Start- und Testzentrum europäischer Raketensysteme (Ariane, Vega, Sojus) genutzt.
Die Personalstärke der Weltraumorganisation, die Angehörige sämtlicher Mitgliedstaaten beschäftigt, liegt bei etwa 1900 (2005). Mit den ESA-Programmen für Trägerraketen, Wissenschaft, Telekommunikation, Erdbeobachtung und bemannte Raumfahrt hat Europa nicht nur seine große Fachkompetenz unter Beweis gestellt. Sie sind wichtig zur Sicherung und zum Ausbau hochqualifizierter Arbeitsplätze. Derzeit beschäftigt die europäische Raumfahrtindustrie direkt 40 000 und indirekt 250 000 Personen.