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Science & Exploration

N° 4–2012: Fünftes ATV nach Georges Lemaître benannt

2 March 2012

Die Automatischen Transferfahrzeuge (ATV) der ESA stellen einen wesentlichen Beitrag Europas zum Betrieb der Internationalen Raumstation dar. Mit der Benennung des fünften ATV nach dem belgischen Wissenschaftler Georges Lemaître wird die Tradition fortgeführt, sich der Namen großer europäischer Visionäre zu bedienen, um Europas tiefe Verwurzelung in Wissenschaft, Technologie und Kultur widerzuspiegeln.

 

Das erste ATV, das im Jahr 2008 einen fehlerfreien Flug absolvierte, trug den Namen des französischen Schriftstellers Jules Verne.

2011 folgte das ATV-2, das zu Ehren des deutschen Mathematikers und Astronomen Johannes Kepler auf dessen Namen getauft wurde.

Das dritte ATV, das nach dem italienischen Physiker und Raumfahrtpionier Edoardo Amaldi benannt wurde, wird am 9. März zur Raumstation aufbrechen.

Das ATV-4, dessen Start für Anfang 2013 geplant ist, trägt den Namen Albert Einstein.

Mit der Benennung des jüngsten Transferfahrzeugs ATV-5 nach dem belgischen Physiker und Vater der Urknalltheorie, Georges Lemaître, wird diese Tradition fortgeführt.

Der von der belgischen ESA-Delegation vorgeschlagene Name wurde am 14./15. Februar in einer Sitzung des mit der ISS befassten ESA-Programmrates in der ESA-Hauptverwaltung in Paris bestätigt.

Zu diesem Anlass erklärte ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain: „Belgien ist seit den Anfängen der europäischen Raumfahrt ein zentraler Partner.

Sein Beitrag zu den ESA-Programmen und -Tätigkeiten und insbesondere zur Internationalen Raumstation ist ein voller Erfolg für Belgien und die ESA.

Mit der Benennung des ATV-5 nach Georges Lemaître ehren wir einen belgischen Wissenschaftler von Weltrang, dem für die Erweiterung unseres Wissens über den Ursprung des Universums eine entscheidende Rolle zukommt“.

Der für den Weltraum zuständige belgische Minister Paul Magnette sagte: „Ich freue mich ganz besonders, dass der in meiner Heimatstadt geborene große belgische Wissenschaftler Georges Lemaître auf diese Weise geehrt wird.

Dies zeigt, dass seine Arbeit und seine Leistungen nicht in Vergessenheit geraten sind und auch nach so vielen Jahrzehnten nach wie vor maßgeblich sind.

Belgiens Beitrag zur europäischen Raumfahrt, der unser Land eng verbunden ist, kann auf eine lange Tradition zurückblicken.

Das ATV Georges Lemaître wird Vorräte zur ISS bringen und es den ebenso brillanten belgischen Wissenschaftlern von heute ermöglichen, an Bord der ISS Experimente durchzuführen und zu forschen, wodurch die Grenzen des menschlichen Wissens ganz in der Tradition von Georges Lemaître immer weiter hinausgeschoben werden“.

Die Raumstation ist auf die regelmäßige Lieferung von Gerät für Experimente und Ersatzteilen sowie Lebensmitteln, Sauerstoff und Wasser für ihre Mannschaft angewiesen.

Seit 2008 bringt ein ATV alle 18 Monate ca. 6 Tonnen Frachtgut zur ISS, die in einer Höhe von ca. 400 km um die Erde kreist.

Nach dem Start an Bord einer Ariane-5 von Europas Raumflughafen in Französisch-Guayana aus wird das ATV automatisch zu seinem präzisen Andockpunkt mit dem russischen Swesda-Modul gesteuert.

Danach bleibt es bis zu sechs Monaten mit der ISS verbunden, bevor es bei seinem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre mit mehreren Tonnen Müll von der Raumstation an Bord verglüht.

Hinweise für die Redakteure:

Georges Lemaître wurde am 17. Juli 1894 im belgischen Charleroi geboren. 1920 erhielt er seinen Doktortitel in Physik und Mathematik, 1923 wurde er zum Priester geweiht.

Im Anschluss ging er als Doktorand im Fach Astronomie an die Universität Cambridge (England), wo er sich der Kosmologie, der Stellarastronomie und der numerischen Analyse widmete.

Nach zwei Studienjahren in Harvard und am MIT (USA) kehrte er nach Belgien zurück, wo er an der "Université catholique de Louvain" eine Vollzeit-Professur übernahm. Dort lehrte er bis zum Ende seiner beruflichen Karriere.

1927 entdeckte er mehrere Lösungen für Einsteins Relativitätsgleichungen, mit deren Hilfe das Universum als expandierend und nicht als statisch beschrieben werden konnte und gab die erste auf Beobachtungen beruhende Schätzung der Hubble-Konstante ab. Seine Theorie wurde später als Urknalltheorie weltbekannt.

Lemaître erhielt die höchste belgische wissenschaftliche Auszeichnung und wurde 1936 zum Mitglied der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften ernannt, an der er bis zu seinem Tod 1966 aktiv tätig war. Noch kurz bevor er starb erfuhr er von der Entdeckung der kosmischen Mikrowellen-Hintergrundstrahlung, die seine Theorie über die Entstehung des Universums untermauerte.

Nähere Auskunft erteilt:

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